Cover des Buches Die Einsamkeit des Chamäleons (ISBN: 9783839214879)
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Rezension zu Die Einsamkeit des Chamäleons von Patricia Holland Moritz

Spannend, originell und vielschichtig

von VeraB vor 10 Jahren

Rezension

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VeraBvor 10 Jahren




Als ich meine Buchhändlerin neulich um eine Krimi-Empfehlung bat ("bitte mit einer intelligenten, nicht 08/15 austauschbaren Tatort geklonten Kommissarin"), drückte sie mir begeistert Patricia Holland Moritz' "Die Einsamkeit des Chamäleons" in die Hand. Und recht hatte sie: Ich habe das Buch von der ersten bis zur letzten Seite verschlungen.

Rebekka, anpassungsfähig an ihre Umwelt wie ein Chamäleon, doch niemals mainstream, wird plötzlich reich. Doch das Millionenerbe ihres Großvaters hat eine entsetzliche Geschichte: Er riss sich das Vermögen einer jüdischen Familie unter den Nagel, die in der Nazi-Zeit ermordet wurde. Rebekka will dieses Verbrechen auf ihre Art sühnen -- indem sie denen hilft, die keinen Beistand zu erwarten haben.

Die vielen Todesanzeigen einer Berliner Recyclingfirma machen Rebekka misstrauisch. Sie beginnt, auf eigene Faust zu recherchieren. Sie findet heraus, dass die Recyclingfirma mit Artefakten des Starkünstlers Andrew Cascone handelt, dessen neue Kunstrichtung "Recycled Art" Kultstatus erlangt. Auch Rebekka ist vom mysteriösen Meister fasziniert, der sich in der Öffentlichkeit nicht blicken lässt, und flirtet mit ihm im Internet.

Rebekkas Geliebter Mark Tschirner, Kriminalhauptmeister und verheirateter Familienvater, profitiert von ihren Ermittlungen, doch es passt ihm oft nicht, dass sie dabei eigenwillig vorgeht.

Als Rebekka kurz davor ist, ein Verbrechen unvorstellbar zynischen Ausmaßes aufzudecken, lässt ihr Chamäleon-Instinkt sie im Stich, und sie gerät in Lebensgefahr ...

Großartig an diesem Roman sind auch die psychologisch differenziert gestalteten Nebenfiguren, die Eigenleben entwickeln. Die Story eignete sich toll für eine Verfilmung.

In den Rückblenden gelingt es der Autorin, mit wenigen Sätzen die triste, graue, enge Atmosphäre der Ex-DDR zu schildern, sodass sie beim Lesen unter die Haut geht.

Mir unbegreiflich ist nur, wie der Verlag diesen originellen, vielschichtigen Krimi unter der Rubrik "Frauenromane" versenkt und damit sein Potenzial verschenkt.

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