Cover des Buches Jolande - Der Sommer meines Lebens (ISBN: 9783815755273)
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Rezension zu Jolande - Der Sommer meines Lebens von Patricia Schröder

Rezension zu "Jolande" von Patricia Schröder

von Reni vor 12 Jahren

Rezension

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Renivor 12 Jahren
Ich bin zu alt für dieses Buch, war mein erster Gedanke, als ich kürzlich mit Patricia Schröders Jugendroman begann, den ich besonders heranwachsenden Mädchen/Frauen ans Herz legen würde. Ich gebe es zu: Buchcover (die "Jolande"-Schrift glitzert) sowie Klappentext hatten es mir einfach angetan. Entsprechend landete das Buch auf meiner Wunschliste – es sind genau meine Farben, zudem klingt der Inhalt nach einer erfrischend, leichten Lektüre für zwischendurch. Und das bietet Jolande tatsächlich! Gewiss war es nicht das Buch meines Lebens, aber im Enddefekt doch recht nett zu lesen. Dabei war ich zunächst etwas ernüchtert, als ich die ersten Kapitel hinter mich brachte und feststellen durfte, dass es sich einmal mehr um eine jugendliche Schwärmerei handelt, die das Hauptthema des Buches bestimmt. Ganz niedlich, aber muss nicht sein! Doch dann kam alles anders und irgendwann begann Jolande mich wirklich zu packen. Plötzlich verließ ich den tristen Schulalltag und befand mich an der Ostsee, wo ein kleines, sommerliches Abendteuer auf mich bzw. Johanna wartete. Aus einer heimlichen Schwärmerei für den attraktiven Mitschüler Mika wird überraschend ein flott erzählter Ausflug in Richtung des Erwachsenwerdens. Die aufblühende Lovestory hingegen rückt dezent in den Hintergrund. Schnell wird deutlich, dass Hauptprotagonistin Johanna bisher ein ziemlich strukturiertes Leben führte, sich von ihrer "besten" Freundin stets um den kleinen Finger wickeln ließ und von einer unbewussten Unsicherheit heimgesucht wird … nur ihr Leben in vollen Zügen genossen und intuitiv etwas Verrücktes getan, hat sie noch nie. Genau darin zeigt sich letztendlich auch die Message des Buches. Sich fallenlassen, lautet die Botschaft! Die mysteriösen Briefe, die Johanna von einer sogenannten Belinda bekommt, stellen den eintönigen Alltag geschwind auf den Kopf und bringen frischen Wind in die Story. Es macht sehr neugierig zu erforschen, wer wirklich hinter den ganzen Herausforderungen steckt, die Jo während der Sommerferien erfüllen muss - anfangs könnte jeder Nebencharakter Belinda sein. Dabei gilt es spontan und offen für die unbekannten Dinge des Lebens zu sein, ohne vorab über jedes Wort und jede Tat nachzudenken. Das macht Laune und regte selbst mich zum Nachdenken an. Am liebsten hätte ich die Koffer gepackt und mir selbst kleine Aufgaben gestellt. Mit jeder Seite lernt man Johanna, dessen Zweitname übrigens Jolande lautet, sowie ihr Umfeld immer besser kennen. Dadurch bekommt man ein gutes, wenn auch nicht tiefschürfendes Bild von Freunden, Mitschülern sowie den geschiedenen Eltern. Da wäre zum einen die chaotische Mum, die einen verschleiß an jungen Männern, dafür aber keinen guten Stand bei ihrer Tochter hat. Im starken Gegensatz dazu steht Johannas Dad, der ein sehr geerdetes wie gut organisiertes Leben führt. Hier fällt der Apfel eindeutig vom väterlichen Stamm. Allerdings weist das Buch zugleich einige Knackpunkte auf, wenn man diese so nennen kann. Dazu gehört für mich vor allem Jolandes Entwicklung. Nicht zu vergessen die zarte Verliebtheit zwischen ihr und Mika. Zunächst wirkt die Story, wie auch Johannas Wesen, noch etwas unreif (ich hatte sie jünger als 16 Jahre geschätzt), was hauptsächlich an den reifenden Gefühlen für Mika liegt. Überdies wird so manche Entscheidung quasi übers Knie gebrochen (wenn Johanna z. B. beschließt sich auf Belindas Briefe einzulassen) und erschien mir somit nicht immer nachvollziehbar. Viele Situationen ergeben sich irgendwie von selbst. Das bringt einerseits ein gutes Erzähltempo, anderseits raubt dieses von-jetzt-auf-gleich-Prinzip der Story einen Teil der natürlichen Selbstentwicklung. Meistens weiß Johanna genau was zu tun ist und wenn es um Mika geht, reagiert sie, wie man es von ihr erwarten würde. Es handelt sich eben um eine Liebesgeschichte, die sich in etlichen Klassenzimmern finden lässt. Es wird geschwärmt und verlegen zur Seite geschaut, dabei kennen sich die beiden kaum. Mal ganz davon abgesehen, dass sie sich im Handlungsverlauf nur selten über den Weg laufen. Süß sind sie dennoch anzuschauen und wäre ich zehn bis zwölf Jahre jünger, hätte Jolande mich bestimmt weitaus mehr verzaubern können. Kurz besagt: "Jolande" war zwar nicht das Buch meines Lebens, für ein paar nette Stunden in der U-Bahn oder auf dem Sofa hat es jedoch gereicht. Was sich zunächst als eine seichte Teenie-Lovestory präsentiert, entwickelt sich überraschend zu einer süßen, sommerlichen Lektüre über die ersten Schmetterlinge im Bauch und die kleinen Abenteuer, die das Leben zu bieten hat. "Breche aus der Gewohnheit aus und finde dich selbst", lautet die Botschaft – nett verpackt, wenn auch an manchen Stellen etwas unreif. Besonders zu empfehlen für heranwachsende, junge Frauen.
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