Cover des Buches Im Feuer der Smaragde (ISBN: 9783785714898)
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Rezension zu Im Feuer der Smaragde von Patricia Shaw

Rezension zu "Im Feuer der Smaragde" von Patricia Shaw

von Darcy vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Der Sträfling Jack Drew allein erkennt das Unrecht, welches die Weißen den Aborigines antun. Ein schöner und spannender Australien-Roman.

Rezension

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Darcyvor 8 Jahren
Eigentlich höre ich nicht so gerne Hörbücher, da ich immer befürchte, dass mir, wenn ich für einen Moment unaufmerksam bin, eine wichtige Information entgeht und ich dann nicht einfach so zurückblättern kann. Da ich aber gerade einen etwas längeren Arbeitsweg habe und nebenher nicht so viel zum Lesen komme, wollte ich es doch noch einmal damit probieren. Patricia Shaw wurde 1929 in Melbourne geboren und lebt heute in Queensland. Leider habe ich mittlerweile, nachdem ich ein paar ihrer Bücher gelesen habe, das Gefühl, dass sich die darin vorkommenden Figuren und auch die Plots teilweise stark ähneln, sodass einzelne mir nicht lange im Gedächtnis bleiben. Dennoch gelingt es der Autorin immer wieder, mich gedanklich für kurze Zeit ins Australien des 19. Jahrhunderts zu versetzen. Und darum geht es in "Im Feuer der Smaragde": Zu Beginn der Geschichte wird Jack Drew, ein ehemaliger englischer Straßenräuber und Sträfling, bei einem Überfall auf die "Montoon Station" gemeinsam mit einem Stamm Aborigines schwer verletzt. Er wird von den Arbeitern von Major Kit Ferrington heimlich auf dessen Farm "Emerald Downs" nahe Brisbane aufgenommen, was jener jedoch schnell bemerkt und zunächst alles andere als positiv aufnimmt. Allerdings gelingt es Jack, das Vertrauen des Majors zu gewinnen und die beiden begeben sich zusammen auf Goldsuche. Dann erhält Ferrington vom Militär den Befehl, gegen die Eingeborenen-Stämme in der Gegend vorzugehen, damit die weißen Siedler ungestört dort leben können; er fügt sich nur widerwillig, da er lieber auf seiner Farm bleiben würde, um dort die Arbeiten zu überwachen. Während der Major außer Haus ist, soll Adrian Pinnoch, der Bruder seiner Verlobten Jessie, als Verwalter auf "Emerald Downs" bleiben und dort nach dem Rechten sehen. Auch Jessie stiehlt sich heimlich auf das Schiff aus Sydney, da sie Kit vermisst und mit ihm ihre Hochzeit planen will. Die Geschichte wird aus zahlreichen verschiedenen Perspektiven geschildert, wobei manche Figuren mehr und manche nur wenige Male zu Wort kommen. Dem Sprecher Udo Schenk, der auch als Synchronsprecher arbeitet, gelingt es sehr gut, in die verschiedenen Rollen zu schlüpfen; insgesamt war es sehr angenehm, ihm zuzuhören und leicht der Geschichte zu folgen. Nur der Major wirkt, ich weiß nicht genau warum, irgendwie älter, als er eigentlich ist (um die dreißig). Sehr erschrocken und betroffen gemacht hat mich, wie das oft bei Australien-Romanen der Fall ist, das Leid, welches die Weißen den Aborigines antun, indem sie diese wie Ungeziefer behandeln und aus ihrer Heimat vertreiben wollen, in der doch eigentlich sie die Eindringlinge sind. Nur Jack Drew, der zehn Jahre lang mit den Aborigines gelebt und ihre Kultur kennengelernt hat, erkennt zunächst dieses Unrecht. Obwohl er ein verurteilter Verbrecher ist und von den Behörden allgemein als abgebrühter Krimineller angesehen wird, tut er das Richtige und beweist Loyalität. Er war mir daher sehr sympathisch und von den vorkommenden Figuren mochte ich ihn am meisten. Major Ferrington, den ich anfangs für einen üblen und unmoralischen Kerl gehalten habe, konnte mich mit seinem Verhalten am Ende der Geschichte überraschen. Ein bisschen nervig fand ich hingegen Jessies und Adrians Mutter Blanche, die etwas hysterisch wirkt und, wie es für die Zeit einigermaßen typisch war, sich sehr um den guten Ruf der Familie sorgt, auch wenn mir in Bezug auf diese Eigenschaften schon schlimmere Charaktere untergekommen sind. Was die Geschwister Pinnoch angeht, bin ich mir nicht ganz sicher, was ich von ihnen halten soll, da sie grundsätzlich keine schlechten Menschen sind, aber trotzdem durch unbedachtes Verhalten ihren Mitmenschen schaden. Die Geschichte ist spannend und weist einige unerwartete Zwischenfälle und Wendungen auf. Durch das Ende, welches noch einmal ein paar neue Aspekte beinhaltet, wurde sie gut abgerundet. Nur die Verfolgung der Aborigines durch den Major, den unsympathischen Polizeiinspektor Rollo Courke und ihre Männer fand ich etwas unübersichtlich und somit verwirrend, sodass ich die Ereignisse auf Emerald Downs, wo ein Streit zwischen Jessie und Adrian und Ferringtons Arbeitern eskaliert, interessanter fand. Warum der Uluru (Ayers Rock) auf dem Cover abgebildet ist, weiß ich nicht, denn dieser ist mehr als 3.000 km von Brisbane entfernt. Na ja, vermutlich einfach, um ganz eindeutig auf Australien als Schauplatz hinzuweisen. Dennoch hätte man sich, meiner Meinung nach, dafür etwas besseres einfallen lassen können ... Insgesamt hat mir "Im Feuer der Smaragde" gut gefallen. Mit der Jagd der weißen Siedler auf die Aborigines und der Vertreibung jener aus ihren uralten Stammesgebieten wird neben den Schicksalen der fiktiven Figuren auch ein ernstes historisches Thema behandelt.
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