Rezension zu "Lebensretter mit langen Ohren" von Patrick Barrett
In unerwarteter Offenheit und Ehrlichkeit erlaubt der irische Autor Einblicke in seine zunehmenden verzweifelten Kämpfe gegen seine Alkoholsucht. Frei und geliebt wächst er mit seinen Schwestern auf einer irischen Farm, die sich der Rettung von alten, kranken, überflüssigen Eseln widmet auf. Berührend zu lesen seine Freundschaft und sein Verständnis für das Wesen, die Eigenarten und Eigenschaften dieser Tiere. Für mich völlig unverständlich kommt er als erst siebenjähriger in Kontakt mit Alkohol in Form von Sherry, der ihm ausgerechnet von seiner Großmutter angeboten wird. Damit im wahrsten Sinne "auf den Geschmack gekommen" verstrickt er sich in den Folgejahren immer mehr in diese Abhängigkeit. Dass dies nicht ohne Folgen auf seinen weiteren Lebensweg, trotz ernsthaft begonnener Entziehungskuren, bleibt, steht außer Frage. Als auch noch ein traumatisches Ereignis während eines Kriegseinsatzes im Libanon hinzukommt, nähert er sich immer mehr seinem ganz persönlichen Abgrund.
Neben der Schilderung der unbeschwerten Kindheit und einer gelungenen bildhaften Schilderung der irischen Landschaft scheut sich der Autor nicht, die mit seiner Alkoholsucht verbundenen Probleme und Auswirkungen sehr detailreich und realistisch zu schildern. Diesen Mut und diese Ehrlichkeit finde ich bewundernswert und er hat mich dadurch tief berührt. Dass er immer wieder versucht, auf die Beine zu kommen, ein "normales und geordnetes Leben" zu führen – um dann jäh wieder in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. Man leidet förmlich mit und staunt mehr als einmal, dass er mit guten Vorsätzen wieder neu beginnen möchte. Dass ihm dies letztendlich gelingt – eine berührende Entwicklung und Lesereise. Und auch jetzt ist die große Freude und Dankbarkeit zu spüren, die er empfindet und vor allem, dass er weiß, wem bzw. welcher Macht er diesen Weg aus dem Dunkel zu verdanken hat.
Eine fesselnde und berührende Lebensbeichte, die man hautnah miterleben kann.