Die Zuckersucht nachhaltig bewältigen
von dietrich_pukas
Kurzmeinung: pragmatische Strategie zur Einschränkung des schädlichen Zuckerkonsums
Rezension
Die Zuckersucht nachhaltig überwinden
Patrick Hundt: Ausgezuckert – Wie du vom Zucker loskommst
2. akt. erw. Aufl. 2016 (www.healthy habits.de)
Rezension von Dietrich Pukas 20.11.2017
Aufgrund seiner „zuckrigen Vorgeschichte“, d. h. seiner leidvollen Erfahrungen mit einem nahezu ungezügelten Zuckerkonsum seit seiner Kindheit und Jugend hat Patrick Hundt eine brauchbare Strategie entwickelt, wie man seine langfristig angeeignete Zuckersucht infolge der verführerischen Umgebung und angestammten Gewohnheiten nachhaltig und ohne Überanstrengung überwinden kann. Dazu setzt er auf unsere Vernunft und erläutert die Wissensgrundlagen, um uns die Problematik zielgerichtet bewusst zu machen, uns zu überzeugen und zu motivieren, damit wir uns die verfestigten gesundheitsschädlichen Verhaltensweisen abgewöhnen und durch neue bessere ersetzen können.
So öffnet er uns die Augen über den Zucker in Früchten und Fertigware, indem er die Funktionen von Glucose und Fructose sowie Ballaststoffen in unseren Lebensmiteln darstellt. In diesem Zusammenhang schärft er unseren Blick für die Nährwerttabellen auf den Verpackungen der Produkte im Supermarkt. Denn wir verzehren in der Regel viel mehr Zucker, als uns bewusst ist, weil wir die in unserer Nahrung versteckten zuckerähnlichen Stoffe nicht erkennen, jedoch verringern oder vermeiden müssten, da sie werbewirksam mit Begriffen wie „weniger süß, reduzierter Zuckergehalt, zuckerarm, zuckerfrei“ verschleiert werden. Daran knüpft Hundt Erklärungen, wie Zucker im Körper aus Glucose und Fructose Fett macht, die Insulinresistenz fördert und die Fettverbrennung behindert, als Folge Kranheiten verursacht und Diabetes sich zur lawinenartigen Volkskrankheit ausbreiten lässt.
Als besonders schlimm erweist sich, dass Zucker süchtig macht, insofern er im Gehirn die gleichen Aktivitätsmuster wie Drogen erzeugt, wobei Gene und eigene Lebensgeschichte eine Rolle spielen. Wer sich früh im Leben an Süßes gewöhnt, spürt weiterhin ein Verlangen danach, oft mit steigender Tendenz. Ein erhöhter Insulinspiegel stoppt das Sättigungssignal und verführt uns zum Weiteressen, was durch unsere „zuckerhaltige Umgebung“ begünstigt wird. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene gibt Hundt die Hoffnung auf ein schnelles Umdenken verloren, aber im individuellen Bereich macht er sich um so mehr für eine Veränderung stark, indem er engagiert für eine Umsteuerung unserer Gewohnheiten eintritt. Er zeigt wiederholt an Beispielen im täglichen Leben, wie wir Widerstände gegen schlechte Gewohnheiten aufbauen und Widerstände gegen gute Gewohnheiten senken müssen. Dazu gilt es, Ausdauerqualitäten zu entwickeln, indem wir mit Hilfe unseres Verstandes und Denkens die Ernährung umstellen, die Auslösereize unserer Laster erkennen, pragmatische Vereinbarungen mit uns selbst treffen, Aufgaben festlegen, Fortschritte messbar machen, uns Belohnungen schaffen. Am eigenen Vorbild unterbreitet uns Hundt in sieben Schritten praktische und selbst erprobte Vorschläge, wie wir vernünftige Konsumgewohnheiten gestalten und einen maßvollen Umgang mit Zucker einschließlich Berücksichtigung des sozialen Umfeldes sowie Bewältigung von Entzugserscheinungen pflegen können.
Hinweise zu einem „Anti-Zucker-Kurs“ als E-Mail-Kurs bei „Healthy Habits“, zuckerfreien Rezepten oder einer Rückmelde-Möglichkeit unter „zucker@healthyhabits.de“ runden das lesenswerte und nützliche Buch ab, das nicht nur Diabetikern, sondern allen gesundheitsbewussten Menschen wärmstens zu empfehlen ist.