Zum Inhalt:
Rufus größter Wunsch ist ein Hund. Sein bester Freund Murph hat einen, und der schwarze Labrador ist so ziemlich der coolste Kumpel auf Erden. Ruf(us) aber darf keinen Hund haben. Sein Vater, seit Neustem Online-Redakteur in Heimarbeit, hat was gegen Haustiere, Hunde im Besonderen, und kann auf Fingerschnipps eine ganze Liste von Gegenargumenten vorbringen. Eines Tages aber kommt seiner Mutter die vermeintlich rettende Idee. Um einen Kompromiss bemüht, erwirbt sie nach der Arbeit kurzerhand eine Meerschweinchendame, und auch sie weiß jede Menge Argumente, um sowohl Rufus als auch seinem Vater das neue Haustier schmackhaft zu machen. Zerknirscht, denn das Tierchen namens "Emmeline" ist nun mal kein Hund, stimmt Rufus zu, es wenigstens zu versuchen, und bald schon zeigt sich, dass das Meerschweinchen keineswegs ein dauerköttelnder und dauerfiepender Nervtöter ist ...
Meine Meinung:
Patrick Jennings' Kinderbuch sprang uns in der Buchhandlung förmlich an. Das knochenbeißende Meerschweinchen auf dem Umschlag, gepaart mit dem Klappentext, in dem ich mich als haustierverweigernde Mutter erschreckenderweise wiederfand, verlockten zum Kauf.
Herausgekommen sind wunderbar amüsante Lesemomente mit meinem Sohn.
Ich-Erzähler Rufus erzählt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, als stünde der Leser neben ihm. Hin und wieder klingt ein etwas sehr erwachsener sarkastischer Ton heraus, den ich bei Kinder in diesem Alter nicht so kenne, angesichts der lockeren Lektüre kann ich das aber verschmerzen. Hauptsache, mein Sohn liest freiwillig und mit viel Freude.
Hauptcharakter Rufus trägt viel dazu bei. Er ist kein Überschüler, nicht faul, nicht sonderlich aufmüpfig, hat eine Schwäche für das Verwursten von Scrabble-Steinchen und wünscht sich eben einen Hund. Allzu gern lässt er sich aber auch von seinem Kumpel Murphy in eine missliche Lage bringen, kommt seinetwegen ein ums andere Mal zu spät zur Schule, lässt sich aber trotzdem nicht von ihm vereinnahmen und muss auch nicht, wie so manch anderer Schüler seines Jahrgangs, um die Gunst des coolen Murphs buhlen. Trotzdem wird ihm flau, als er Besitzer eines flauschigen Haustiers wird. Meerschweinchen sind nun mal nicht cool, und Ruf ist Emmeline, die er lieber "Fido" nennt, oberpeinlich.
Dumm nur, dass er die Flauschkugel quasi vom ersten Tag an rund um die Uhr am Hals hat. Das Tierchen quiekt, alleingelassen, nämlich Rufus Vater um Sinn und Verstand, sodass der Junge gezwungen ist, sie mit in die Schule zu nehmen. Natürlich dauert es nicht lange, bis Rufus als Meerschweinchen-Herrchen auffliegt. Dafür ist Fido-Emmeline schlichtweg zu witzig. Rufus' Erzählungen von Fidos Kunststücken sind einfach herrlich. Mein Sohn hat nicht nur einmal herzhaft lachen müssen.
Im Laufe der Geschichte konzentriert sich Autor Patrick Jennings mehr und mehr auf die Beziehungen zwischen den Kindern; das Meerschweinchen bleibt aber roter Faden und Bindeglied. So gelingt es Jennings sehr gut, auch dem zunächst flapsig wirkenden Murphy mehr Tiefe zu verleihen, Nebenfigur Dmitri (der immer unbedingt dazugehören will) zu schleifen und das Mädchen im Bunde, Lurena, das irgendwie nervt, aber trotzdem in die Geschichte passt, nicht zum Objekt einer kindischen Lovestory verkommen zu lassen (spätestens da hätte mein Fast-Zehnjähriger das Buch nämlich in die Ecke geworfen). Auch die Elternfiguren bleiben über die gesamte Geschichte hinweg präsent und dürfen sich, allen voran der Vater, weiterentwickeln.
Neben witzigen Illustrationen bietet Patrick Jennings Kinderbuch auch eine nicht ganz gewöhnliche Gestaltung. Aufgeteilt ist seine Geschichte um Rufus und sein Meerschweinchen in 21. Kapitel. Eine Überschrift haben diese nicht, sondern ihr jeweils erster Satz dient als Titel. So finden wir zu Beginn ein Inhaltsverzeichnis voller Sätze, die allein schon Lust auf mehr machen (Kap. 10: ""Iiiih", kreischte ich, als ich meinen Rucksack öffnete").
Mit "Fido, das Hundeschweinchen" hat Patrick Jennings ein Kinderbuch für Leser ab 8 Jahren vorgelegt, das kurzweilige Unterhaltung bietet und eine Lanze für kleine flauschige Haustiere bricht.
Fazit:
Kurzweilige, bunte Geschichte um ein ungewöhnliches Haustier, mit gut durchdachten Kindercharakteren, die amüsante Macken, Spaß an Outdoor-Aktivitäten und eine Schwäche für Haustiere haben. Leseempfehlung nicht nur für kleine Hundesehnsüchtige.
Gesamteindruck:
5 von 5 Punkten