Eine flüchtige Erinnerung aus der Vergangenheit
von HarIequin
Rezension
„Wenn ich mich in diese Arbeit vertieft hatte, dann darum, weil ich mich weigerte, Personen und Dinge einfach verschwinden zu lassen. Ich wollte, daß sie eine Spur hinterließ.“ (Seite 30)
Dem Erzähler fällt eine alte Fotografie in die Hände und er erinnert sich rückblickend an deren Fotografen Francis Jansen. Ihre Leben kreuzten sich nur kurz, bevor Jansen für immer verschwand und den Erzähler mit einem großen Fragezeichen zurückließ.
„Ein so junger Hund“ ist unaufdringlich und eher schwermütig verfasst. Der Leser bekommt lediglich einen kleinen Bildausschnitt, während der Rest zugedeckt bleibt. Das Leben von Jansen wird flüchtig gestreift, es gibt aber nichts zum festhalten und es zerrinnt wie Sand zwischen den Fingern.
Trotz (oder wegen?) seiner Kürze ist der Roman tiefgründig und beschäftigt sich mit existenziellen Dingen wie unserer verblassenden Erinnerung und Identität. So vermischt sich detailliertes wie Schauorte und Adressen mit verschwommenen Erinnerungsfetzen der Erzählers. Manche der auftauchenden Personen haben außerdem wirklich gelebt und so verschwimmt Fiktion und Realität.
Der Roman lässt sich zwar schnell lesen, man kann sich aber trotzdem intensiver mit ihm beschäftigen. Man merkt sofort, dass der Autor seinen eigenen Stil hat und so sticht das eigentlich eher unscheinbare Buch doch heraus. Leider hat mir ein richtiger Höhepunkt, eine Wendung oder irgendetwas Greifbares gefehlt. Ansonsten sehr berührend und nachdenklich.