Cover des Buches More Than This (ISBN: 9781406331158)
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Rezension zu More Than This von Patrick Ness

More Than This

von Tom_Zai vor 10 Jahren

Rezension

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Tom_Zaivor 10 Jahren

Das Buch ist 2013 in Englisch und 2014 auch in Deutsch (Mehr Als Das) erschienen. Ich habe es in der Originalausgabe gelesen und bin begeistert. Was macht More Than This zu einem speziellen (Jugend-) Buch?

Es geht ums Sterben und um die Frage, die im Titel mitschwingt: Ist da mehr als das? Mit DAS ist das Leben gemeint, so wie wir es wahrnehmen. Deswegen stellt das Buch radikal alles in Frage, was zu unseren Lebenskonzepten gehört. Denn es stellt die Fragen aller Fragen: Was ist eigentlich die Realität?

Ich kann mir vorstellen, dass More Than This gerade für junge Menschen, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, Faszination ausübt.


Der Plot

Der 16-jährige Seth stirbt. Lange bleibt unklar warum. Wie es dann klar wird, fährt es ein. WUMM! Wie so manches in diesem Buch, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet.

Seth „erwacht“ in einer zwar vollkommen anderen aber doch vertrauten Welt, dem verwahrlosten und menschenleeren Dorf seiner Kindheit. Einer seltsamen Kiste entstiegen, versucht er sich zurechtzufinden, zu überleben erst mal, aber immer drängender auch zu verstehen, was und ob da mehr ist. Und da ist eine ganze Menge, das bekommen die Leser ganz schnell mit, eine Menge Traumatisches vor allem aus seinem „alten“ Leben. Jedes mal, wenn Seth schläft, ist er in jenem alten Leben, aus dem er gestorben ist.

In dem Augenblick, da er die Einsamkeit und die quälenden Erinnerungen nicht mehr aushält, treten zwei weitere Jugendliche in sein Leben und auch der „Driver“, der Antagonist, der eiskalte Aufräumer, eine Mischung aus Terminator und Yul Brynner in Westworld – nur mit Visier halt, ohne Gesicht.

Meine Meinung

Ich habe mich eine Zeit lang beim Lesen von More Than This gefragt, ob es nicht ein für Jugendliche gefährliches Buch ist. Weil es die Grenzen zwischen Leben und Sterben verwischt und den Tod unter anderem auch als Ausweg darstellt – als Übergleiten in eine andere Welt.

Ich habe dann gemerkt, dass es so einfach nicht ist. Dass das Buch vor allem nicht wertet, nicht moralisiert und nichts liefert, was die Frage (nämlich ob da mehr ist und falls wie) beantwortet – in logischer Konsequenz Sterben eben auch nicht als Ausweg propagiert.

Ich bin ja ein Patrick Ness Fan – siehe The Chaos Walking Trilogy und The Crane Wife. Auch in diesem Buch liefert er spannendste Unterhaltung an der Grenze zu Science-Fiction, an der Grenze des Realen, an der Grenze der menschlichen Abgründe. Ich finde, es ist ein sehr tiefgründiges, philosophisches Buch, das sich als solches aber nur ungern zu erkennen gibt.

More Than This ist fantastisch geschrieben, Patrick Ness ein genialer Meister des letzten Satzes – das Ende des Kapitels springt einem jeweils fast ins Gesicht.

Für More Than This gebe ich eine klare Leseempfehlung nicht nur für Jugendliche. Es ist keine leichte Kost, weil es fern von Moral steht und den Leser oder die Leserin gerade darüber auch nachdenken lässt. Was erachten wir als richtig und falsch, als gut und böse?

More Than This geht noch einen Schritt weiter: es stellt in Frage, ob wir uns der Realität überhaupt stellen müssen – sofern überhaupt klar ist, was die Realität ist. Vermutlich ist da eben mehr als das. Diese Frage bleibt immer offen: was ist es?

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