Cover des Buches Der Name des Windes (ISBN: 9783608938159)
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Rezension zu Der Name des Windes von Patrick Rothfuss

Auf der Suche nach den Chandrian

von AdamBlue vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Ein absolutes Ausnahmewerk, welches seinem Hype gerecht wird.

Rezension

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AdamBluevor 6 Jahren

Amazonbeschreibung:


"Vielleicht habt ihr von mir gehört" ... von Kvothe, dem für die Magie begabten Sohn fahrender Spielleute. Das Lager seiner Truppe findet er verwüstet, die Mutter und den Vater tot – "sie haben einfach die falschen Lieder gesungen". Wer aber sind diese Chandrian, die weißglänzenden, schleichenden Mörder seiner Familie? Um ihnen auf die Spur zu kommen, riskiert Kvothe alles. Er lebt als Straßenjunge in der Hafenstadt Tabean, bis er er auf das Arkanum, die Universität für hohe Magie aufgenommen wird. Vom Namenszauber, der ihn als Kind fast das Leben gekostet hätte, erhofft sich Kvothe die Macht, das Geheimnis der sagenumwobenen Dämonen aufzudecken."


Cover:


Das Cover vom Klett-Cotta Verlag ist ein echter Hingucker und gefällt mir mehr als das US Cover. Wir sehen Kvothes Umrisse der einen Blick auf die Universität wirft. In den Händen hält er einen langen Stock, obwohl ich eigentlich eine Laute vermutet hätte.


Inhalt: (enthält Spoiler, wenn man den Klappentext nicht gelesen hat)


Patrick Rothfuss' Debütroman lag viel zu lange auf meinem SuB. Das lag an folgenden Gründen:

Erstens bin ich eigentlich eher Fan von Low Fantasy Geschichten, die kurz und actionreich sind. Da der Name des Windes eine eher langsame Erzählart hat und mit einer Seitenzahl von 860 schon ein Brocken ist (was aber heutzutage schon fast standard zu sein scheint ), habe ich die Reihe noch etwas aufgeschoben, zumal der dritte Teil noch auf sich warten lässt.

Zweitens: Ich hatte um ehrlich zu sein das Gefühl, dass der Name des Windes eine Art Harry Potter für Erwachsene ist. Einige Parallelen werden schnell erkennbar: Beide Protagonisten verlieren ihre Eltern durch eine dunkle Bedrohung, sie sind noch sehr jung, begabt und gelangen zu einem Internat/einer Universität , wo sie ihre magischen Fähigkeiten erforschen. Beide haben einen Rivalen und auch einen Lehrer, der sie auf dem Kieker hat. Ich habe zwar nichts gegen Harry Potter oder generell Bildungs/Entwicklungsromanen (mir hat z.B das Lied des Blutes von Anthony Ryan sehr gut gefallen, was sehr ähnlich wie der Name des Windes aufgebaut ist), hatte jedoch das Gefühl, dass der Buchmarkt schon voll mit solchen Titeln war. Ich hatte ja keine Ahnung, wie falsch ich lag ...

Die oben erwähnten Harry Potter Merkmale waren im Grunde genommen die einzigen Gemeinsamkeiten, da die Handlung von der Name des Windes sich nicht nur an der Universität zuträgt und die Erzählstruktur eine andere ist.


Der Name des Windes lässt sich in zwei Erzählstrukturen unterteilen:


Gegenwart (Allwissender Erzähler): Kvothe (bzw. nun Kote) ist ein Gastwirt und lebt zurückgezogen mit seinem Schüler Bast. Kvothe rettet einen Chronisten vor einer spinnenartigen Kreatur (Skrael) und näht die Wunden des Chronisten. Als der Chronist erwacht, erkennt er, dass der Gastwirt der legendäre Arkanist Kvothe ist. Der Chronist bittet Kvothe, dass Kvothe ihm seine gesamte Lebensgeschichte erzählt, damit er sie niederschreiben kann und Kvothe willigt erst ein, als der Chronist ihm verspricht, alles detailtreu aufzuschreiben. Die Erzählung wird drei Tage dauern (jeder Tag ist ein Roman). Es dauert jedoch immerhin 80 Seiten bis die "richtige" Geschichte anfängt.


Vergangenheit (Kvothes Erzählung, Ich Perspektive): Kvothe schildert dem Chronisten seine Lebensgeschichte, greift jedoch zwischendurch ein (Zwischenspielabschnitte). Dabei legt Kvothe ein eher langsames Erzähltempo ein und schildert seine Kindheit sehr ausführlich. Kvothe ist als junges Kind schon extrem intelligent und saugt Wissen förmlich wie ein Schwamm auf. Dazu ist er musikalisch und schauspielerisch sehr begabt. Es gibt eine Sache, die er unbedingt lernen möchte: Den Wind rufen bzw. seinen Namen. Kvothe hilft seinen Eltern, die mit einer Truppe zusammen als fahrende Spielleute arbeiten und lernt später einen Arkanisten namens "Ben" kennen, welcher Kvothe in Alchemie, Anatomie, Chemie, Arithmetik und mehr unterrichtet. Ben ist einer von Kvothes vielen Mentoren, die sein grenzenloses Potential erkennen. Er erzählt Kvothe von der Universität, welche Studenten zu Arkanisten ausbildet. Kvothes größter Traum ist es in dieser Universität zu studieren. Jedoch muss er erst mit vielen Rückschlägen zurecht kommen, ehe er in der Universität studieren kann: Kvothes Eltern werden von den mysteriösen Chandrian getötet und Kvothe muss erst drei Jahre als Obdachloser in Tabean überleben. Die Abschnitte in Tabean haben mir am wenigsten gefallen, da Kvothe von den meisten Bürgern Tabeans schlecht behandelt oder geschlagen wird. Jedoch lernt er dort auch barmherzige Menschen kennen. Ich war jedenfalls froh, als dieser Teil vorbei war und Kvothe endlich zur Universität gelangt ist. Kvothes Armut hält ihn jedoch die ganze Geschichte über in Atem, da er sich ständig Sorgen um die Studiengebühren machen muss (die je nach Lernleistung unterschiedlich hoch ausfällen: gute Studenten müssen weniger fürs kommende Trimester zahlen. Statt Semester gibt es Trimester, also drei Monate lang Uni). Hier beginnt das Herzstück der Geschichte und wir lernen das Magiesystem kennen, welches sich Sympathie nennt und wirklich sehr gut erklärt wurde und sogar etwas wissenschaftlich klingt (Arkanisten können Sympathie-Bindungen zwischen zwei Gegenständen herstellen, z.B können sie Wärme zu einer Kerze schicken, um sie zu entflammen ...). Dafür verdient Patrick Rothfuss ein großes Kompliment, da er sich wirklich viele Gedanken um die Welt, sein Magiesystem oder seine Währung (die eine große Rolle spielt und hinten im Glossar zu finden ist) gemacht hat.


Die Charaktere sind ebenfalls sehr gut gelungen, jedoch auch nicht ganz klischeefrei

Einige sind auf Anhieb sympathisch, : Der typische weise Mentor Ben, Kvothes guter Freund Sim oder der Langzeitstudent Manet


Einige nerven sofort: Meister Hemme, der strenge Lehrer, den niemand leiden kann oder der arrogante Ambrose, der Kvothe das Leben zur Hölle machen möchte.


Ein Meister den ich sehr interessant fand, war Elodin: Obwohl er ziemlich verrückt ist, wirkt er trotzdem sympathisch. Zudem hat er eine der lustigsten Stellen im Buch (ungefährer Wortlaut "Glückwunsch. Das war das Dümmste, was ich je gesehen habe", wer es gelesen hat, weiß was ich meine ;.))


Dann gibt es noch Denna, in die sich Kvothe sofort verliebt, jedoch nicht leicht zu haben ist und wohl gerne mit Kvothes Gefühlen spielt, um sich dann einen anderen Gönner zu suchen. Mich hat sie zwar mit ihrem mysteriösen Verhalten zwar genervt, jedoch entwickelt sich hier eine interessante Liebesgeschichte.


Kvothe selbst ist ein absolutes Genie und wirkt an einigen Stellen etwas arrogant. Obwohl er so ein Genie ist, verhält er sich an einigen Stellen nicht besonders clever (Bibliothek ...). Dennoch mochte ich ihn sehr und bin gespannt, wie er sich weiterentwickeln wird bzw. wie er zu Kote geworden ist.


Was man bei der Name des Windes vergeblich suchen wird, sind packende Schlachten oder epische Magieduelle. Das Buch spielt eher leiserne Töne, doch ich vermute, dass es im nächsten Band etwas anders sein wird. Ich selbst bin ja eigentlich Fan von Büchern, die sehr actionreich sind und langweile mich schnell, wenn nichts passiert, doch das Buch konnte selbst mich begeistern.


Ich hätte nicht gedacht, dass ich für ein 860 starkes Buch nur acht Tage brauchen würde (ich brauche für solche Bücher sonst mindestens zwei Wochen).

Patrick Rothfuss' Schreibstil ist ausgezeichnet und zieht einen sofort in seinen Bann. Er schafft es selbst langweilige Stellen interessant zu beschreiben.


Es ist ein absolutes Ausnahmebuch und wird seinem Hype gerecht. Dennoch würde ich mit Formulierungen wie "Er ist der nächste Tolkien" etc vorsichtig sein, da er sein eigenes Alleinstellungsmerkmal hat und einfach weiterhin Patrick Rothfuss sein sollte ;-)


Pro:


-Sehr viele tolle Charaktere

-Spannende und gut erzählte Geschichte

-Überzeugende Welt und Magiesystem

-Ausgezeichneter Schreibstil

-Musik spielt eine große Rolle (selten in Fantasyromanen) und die "Lieder" bzw. Gedichte lesen sich sehr schön


Contra:

-Kvothe fast schon zu intelligent

-Kvothes Geldprobleme wiederholen sich etwas zu oft

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