Cover des Buches Der Maler (ISBN: 9783436019297)
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Rezension zu Der Maler von Patrick White

Rezension zu "Der Maler" von Patrick White

von Beagle vor 14 Jahren

Rezension

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Beaglevor 14 Jahren
Patrick Whites Der Maler ist ein wahrhaftiger Epos, ein Roman, bei dem man weiß, warum der Autor 1973 den Nobelpreis erhalten hat. Einzigartig in seiner Sprache, die das Derbe und Elegante gekonnt verfließen lassen und die Geschichte selbst ist atemberaubend. Hurtle Duffield wird um die vorherige Jahrhundertwende in eine arme Familie in Australien geboren. Der Vater ist Flaschensammler, die Mutter Wäscherin bei der reichen Familie Courtney. Hurtle ist begeistert von deren Leben, das er kennen lernt, als ihn seine Mumma eines Tages mit zur Arbeit nimmt. Auch in Alberta Courtney, die Dame des Hauses, verliebt sich der Kleine sofort. Und diese Liebe ist nicht einseitig – Alberta und Harry Courtney „kaufen“ Hurtle schließlich für 500,- $ den Duffields ab, adoptieren ihn. Einerseits, weil Harry schon immer einen Sohn gewollt hatte, andererseits, da Rhoda, die Tochter, jemanden braucht. Sie ist von Geburt an mit einem Buckel geplagt. So wird aus Hurtle Duffield Hutle Courtney, er wächst in behüteten Kreisen auf, lernt das schöne und teure Leben kennen, genießt eine hervorragende Schulbildung und lernt sich zu benehmen. Zusammen unternimmt die Familie kurz vor dem ersten Weltkrieg eine Reise nach Europa, sie besuchen Frankreich und England, was einen großen Einfluss auf den zukünftigen Maler haben soll. Zurück in Australien, ist der erste Weltkrieg ausgebrochen, Hurtle meldet sich freiwillig und kehrt erneut nach Europa zurück, um an der Front zu kämpfen. Währenddessen bricht die Familie Courtney auseinander: Harry Courtney hatte einen Schlaganfall und starb, was ihm seine Stiefmutter per Brief mitteilte. Ein Ereignis, das ihn in seiner Entscheidung, Maler werden zu MÜSSEN, nur bestärkt. Nach dem Krieg bleibt er in Frankreich, er lernt bei einem bekannten Künstler, bis er schließlich merkt, dass er zurück nach Australien möchte. Von seinen letzten Ersparnissen kauft er sich eine Schiffskarte und reist nach Sydney zurück. Dort angekommen sucht er aber nicht nach seiner Familie, Hurtle läuft der Prostituierten Nance in die Arme. Aus Verlangen wird Liebe und Nance, durch die heimgekehrten Soldaten zu einem kleinen Vermögen gekommen, hilft Hutle, sich als Maler profilieren zu können. Schließlich kauft er sich ein Stück Land außerhalb der Stadt am Rande einer tiefen Steinschlucht, deren Zeichnungen ihm die ersten Erfolge einbringen. Doch noch lebt er in Einheit mit vollkommener Entsagung, er vermisst den Luxus nicht im Geringsten in seiner einfachen, selbst gezimmerten Hütte. Nance kommt ihn besuchen, doch bei jedem Mal merkt er, dass der Alkoholkonsum sie mehr und mehr im Griff hat. So stürzt sie schließlich eines Nachts in die Schlucht. Als wir das nächste Mal von Hurtle Duffield (er hat seinen alten Namen wieder angenommen) hören, hat er sich ein Eckhaus in Sydney gekauft, das ihm (spartanisch noch von der Vorbesitzerin eingerichtet) auch als Atelier dient. Zufällig lernt er die mysteriöse Sammlerin Olivia Davenport kennen. Es stellt sich heraus, dass sie eine ehemalige Freundin seiner Schwester Rhoda ist. So gelangt der Maler in bessere Kreise, verkehrt auf elitären Empfängen und Partys, doch immer ist ihm dies unwichtig, er möchte sich einzig und allein seiner Malerei widmen. Aber als Olivia ihm das reiche, griechische Reederehepaar vorstellt, ist Hurtle von Hero, der zierlichen Griechin, befangen. Er beginnt ein stürmisches Verhältnis mit ihr, sie verlässt sogar ihren Mann, den sie zwar als Mensch, nicht aber als Partner sehr liebt. Gemeinsam reisen sie nach Griechenland, um dort an einem Wallfahrtskloster Zuspruch für ihre Liebe zu finden. Doch da merkt Hurtle, dass ihn das alles nichts angeht, dass er für dieses Leben nicht geboren ist und so verlässt er Griechenland ohne Hero, die kurze Zeit später, während des 2. Weltkrieges in einem Sanatorium ärmlich stirbt. Zurück in Sydney begegnet er durch Zufall, bei einem nächtlichen Ausflug in die Gassen, Rhoda wieder. Sie ist heruntergekommen, füttert in abgetragenen Klamotten Straßenkatzen. Alberta Courtney hat nach dem Tod ihres Mannes ihr ganzes Vermögen einem jungen Gigolo nachgeworfen und war schließlich an dieser Armut zu Grunde gegangen. Hurtle holt Rhoda zu such, gemeinsam verbringen sie ihren Lebensabend. White erzählt den Lebenslauf des Malers gekonnt, mit dessen Eigenheiten, den aufkommenden Verhältnissen, seinen Ängsten und Sorgen, wie er sich von der Welt zurückzieht, aber dennoch nicht ohne sie leben kann. Wir begegnen in diesem Buch allerlei interessanten Gestalten, denen Hurtle Duffield im Laufe seines Lebens über den Weg läuft. Oftmals versprüht der Roman großartigen Witz, dann wieder ist er zutiefst traurig gehalten. Ein Werk, von dem ich nicht verstehe, warum es nicht mehr erhältlich ist.
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