Patrick White

 4,6 Sterne bei 9 Bewertungen
Autor*in von Voss, Der Maler und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Patrick White, der 1912 in London als Sohn eines australischen Schafzüchters geboren wurde, wuchs in Sydney auf und kam als Dreizehnjähriger nach England aufs College. Nach dem Studium der französischen und deutschen Literatur in Cambridge (1932–1935) lebte er einige Jahre in London und verbrachte längere Zeit auf Reisen in Europa und Amerika. Am Zweiten Weltkrieg nahm er als Nachrichtenoffizier in der Royal Air Force im Nahen Osten und in Griechenland teil. 1948 kehrte er endgültig nach Australien zurück. Er starb 1990 in Sydney.Patrick White hat Gedichte, zahlreiche große Romane, u. a. ›Zur Ruhe kam der Baum des Menschen nie‹ (1956), ›Der Maler‹ (1970), ›Im Auge des Sturms‹ (1973) sowie Short Stories, Dramen und ein autobiographisches Buch geschrieben. Für sein umfangreiches schriftstellerisches Werk wurde er mit zahlreichen literarischen Preisen ausgezeichnet; 1973 wurde ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Patrick White

Cover des Buches Der Maler (ISBN: 9783492110945)

Der Maler

 (2)
Erschienen am 01.08.1993
Cover des Buches Voss (ISBN: 9783462401448)

Voss

 (2)
Erschienen am 20.10.2017
Cover des Buches Der Lendenschurz. Roman (ISBN: 9783763234936)

Der Lendenschurz. Roman

 (1)
Erschienen am 01.01.1988
Cover des Buches Die im feurigen Wagen (ISBN: 9783462401462)

Die im feurigen Wagen

 (1)
Erschienen am 20.10.2017
Cover des Buches Der Lendenschurz (ISBN: 9783492979016)

Der Lendenschurz

 (0)
Erschienen am 01.02.2018
Cover des Buches Der Maler (ISBN: 9783492979030)

Der Maler

 (0)
Erschienen am 01.02.2018
Cover des Buches Die Twyborn Affäre (ISBN: 9783492979023)

Die Twyborn Affäre

 (0)
Erschienen am 01.02.2018
Cover des Buches Eine Seele von Mensch (ISBN: 9783596320837)

Eine Seele von Mensch

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Erschienen am 27.04.2018

Neue Rezensionen zu Patrick White

Cover des Buches Voss (ISBN: 9783462401448)
KarenAydins avatar

Rezension zu "Voss" von Patrick White

Tiefsinner Roman, dessen Themen mich über die Lektüre hinaus beschäftigt haben
KarenAydinvor 2 Jahren

Johann Ulrich Voß (der lose auf einer historischen Figur, dem preußischen Entdecker Ludwig Leichardt basiert) ist ein deutscher Abenteurer und Forscher, der nach Sidney gekommen ist, um von dort aus Australien zu durchqueren. Von Ost nach West durch unbekanntes Terrain, denn wir schreiben das Jahr 1846. Er meldet sich in Sidney bei dem Patron der Expedition, der allerdings zu diesem Zeitpunkt in der Kirche ist – nur seine Nichte Laura Trevelyan trifft er an, die sich vor dem Kirchenbesuch gedrückt hat – eine schicksalshafte Begegnung.

„Voß aber hatte zum Kampf mit der Zukunft angesetzt. Er rechnete bei diesem Unternehmen nicht auf Liebe, denn alles Zarte und Hingebungsvolle ist leicht verletzlich. Er mißtraute der Liebe; die Minerale hingegen waren unzerstörbare Wunder. Feldspat, zum Beispiel, war bewundernswert, schon der Name war wie ein Edelstein im Mund. Wenn er einem Landstrich diesen Namen geben würde, unwiderruflich, selbst wenn sein Körper von dem verschlungen werden sollte, was er so benannte, so mußte es ein wüster Ort sein, eine reine Abstraktion, die in der Nachwelt keine zärtlichen Gefühle weckte. Er hatte nach sentimentaler Bewunderung ebensowenig Verlangen wie nach Liebe. Er war vollkommen.“ (Leseprobe aus der deutschen Ausgabe, ich hatte das englische Original und fand viele Passagen toll, doch ich habe hier eine aus den ersten Seiten gewählt).

Und da täuscht Voß sich. Denn er ist nicht vollkommen. Vor seiner Abreise trifft er Laura noch mehrmals, wenngleich kurz, beide machen so nachhaltig Eindruck aufeinander, dass sie für immer miteinander verbunden sind – auch wenn Voß wenige Tage später zu der gefährlichen Expedition aufbricht und sie zumindest physisch voneinander getrennt werden.

Hier hatte mich der Roman schon, oh wie ich diese nachhaltigen Begegnungen zwischen zwei Menschen liebe, die spontan tiefe Gefühle und tiefsinnige Gedanken austauschen – so anders als das „Unn, was machst du so beruflich?“ der Realität.

Voß ist selbst ein wenig zerrissen zwischen seiner Ambition, dem Projekt, Australien zu durchqueren und seiner Liebe für Laura, der er in einem letzten Brief einen Heiratsantrag macht. Doch er glaubt fest daran, dass diese Liebe Bestand hat. Von hier an verfolgen wir das Schicksal der beiden getrennt, aber doch verbunden durch ihre Gedanken und durch die Briefe, die sie sich gegenseitig schreiben, auch wenn sie nicht zugestellt werden können. Die Liebe nährt sich von Glauben, der Hoffnung und der Sehnsucht nach dem anderen und wird so nur stärker.  

Zwei Themen, die sich neben der Liebe durch das Buch ziehen, sind Religion und Kolonialismus. Mit letzterem setzt White sich insofern kritisch auseinander, als dass er das Thema Freundschaft mit seinen Expeditionskollegen, aber auch mit der indigenen Bevölkerung aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet. Voss ist als Deutscher dabei ja selbst ein Außenseiter, der sich deutlich von der australischen Aristokratie absetzt und von ihr als merkwürdiger Fremder wahrgenommen wird.

White, der im Jahr 1973 als bislang einziger australischer Autor den Literaturnobelpreis erhalten hat, ist ein religiöser Autor. Das Thema Glauben spielt eine zentrale Rolle, nicht nur für die handelnden Personen, die sich auf der religiösen Sinnsuche befinden, sondern es ist auch voller religiöser Symbolik, unter denen der Marsch durch die Wüste wohl nur das auffälligste Bild ist. Das macht den Roman interessant, aber für mich auch ein bisschen sperrig, da ich wenig vertraut mit christlicher Mystik bin.

Zusammenfassend: Ich finde den Roman tief berührend und beeindruckend, ich habe einen ganzen Stapel an Haftnotizen verbraucht, um Worte, Stellen und Passagen zu markieren, die mich berührt haben oder die ich lohnenswert fand, um weiter darüber nachzudenken. Eine leichte Lektüre über eine Expedition durch die Wüste ist es aber nicht.  Hier ein Beispiel für eine Stelle, die ich interessant fand (ich habe leider keine deutsche Ausgabe zur Hand): „.. deprivation and distance had lessened their desire for food. It was foreign to their wizened stomachs. They preferred to eat dreams, but did not grow fat on these, quite the reverse.“ (334).

Wem könnte es gefallen? Das ist nun wirklich schwierig zu sagen. Ich kenne kein Buch, das ähnlich ist. Es ist natürlich (auch wenn es hundert Jahre später verfasst wurde) ein Roman, der in viktorianischer Zeit spielt. Man sollte also keine Abneigung gegen Romane aus dem 19. Jahrhundert haben.

Wem könnte es nicht gefallen? Alle, die gern einen flotten Gang durch die Wüste mit Durst, Schlangen, Skorpionen, feindlicher indigener Bevölkerung haben und sich nicht weiter mit den Themen beschäftigen möchten.

Cover des Buches Der Lendenschurz. Roman (ISBN: 9783763234936)
yellowdogs avatar

Rezension zu "Der Lendenschurz. Roman" von Patrick White

Literatur voller Kraft
yellowdogvor 6 Jahren

Schon lange wollte ich einmal etwas von Patrick White lesen, dem bisher einzigen Literaturnobelpreisträger aus Australien. Das aber anfangs so verhalten und zurückhaltend erzählt wird, hatte ich nicht erwartet. Dazu mit Dialogen, die sich aber aus der Gesellschaftsschicht im neunzehnten Jahrhundert ergeben, aus denen die Protagonisten stammen.
Es wird der Zustand zwischen Konventionen, Zurückhaltung und versteckter Leidenschaft deutlich.

Patrick White hat mit seiner Romanhauptfigur Ellen Roxburgh eine interessante Person. Zusammen mit ihrem Mann macht sie eine Schiffsreise.
Lange Zeit ist der Roman undramatisch. Das ändert sich als das Schiff auf eine Riff läuft und vor der Küste von Queensland kentert. Sogar sprachlich gewinnt der Roman an Lebhaftigkeit. Patrick White überzeugt hier mit einer bildstarken, detailreichen Sprache, die neben seinen Themen der Grund für seinen Ruhm ist.
Kraftvoll wird die Handlung weiter erzählt.
Der Autor zeigt, wie schnell der schmale Grad zwischen Zivilisation und archaischer Welt erfolgen kann und er zeugt vom Überlebenswillen einer Frau.

Cover des Buches Der Maler (ISBN: 9783436019297)
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Rezension zu "Der Maler" von Patrick White

Rezension zu "Der Maler" von Patrick White
Beaglevor 14 Jahren

Patrick Whites Der Maler ist ein wahrhaftiger Epos, ein Roman, bei dem man weiß, warum der Autor 1973 den Nobelpreis erhalten hat. Einzigartig in seiner Sprache, die das Derbe und Elegante gekonnt verfließen lassen und die Geschichte selbst ist atemberaubend.
Hurtle Duffield wird um die vorherige Jahrhundertwende in eine arme Familie in Australien geboren. Der Vater ist Flaschensammler, die Mutter Wäscherin bei der reichen Familie Courtney. Hurtle ist begeistert von deren Leben, das er kennen lernt, als ihn seine Mumma eines Tages mit zur Arbeit nimmt. Auch in Alberta Courtney, die Dame des Hauses, verliebt sich der Kleine sofort. Und diese Liebe ist nicht einseitig – Alberta und Harry Courtney „kaufen“ Hurtle schließlich für 500,- $ den Duffields ab, adoptieren ihn. Einerseits, weil Harry schon immer einen Sohn gewollt hatte, andererseits, da Rhoda, die Tochter, jemanden braucht. Sie ist von Geburt an mit einem Buckel geplagt.
So wird aus Hurtle Duffield Hutle Courtney, er wächst in behüteten Kreisen auf, lernt das schöne und teure Leben kennen, genießt eine hervorragende Schulbildung und lernt sich zu benehmen. Zusammen unternimmt die Familie kurz vor dem ersten Weltkrieg eine Reise nach Europa, sie besuchen Frankreich und England, was einen großen Einfluss auf den zukünftigen Maler haben soll.
Zurück in Australien, ist der erste Weltkrieg ausgebrochen, Hurtle meldet sich freiwillig und kehrt erneut nach Europa zurück, um an der Front zu kämpfen. Währenddessen bricht die Familie Courtney auseinander: Harry Courtney hatte einen Schlaganfall und starb, was ihm seine Stiefmutter per Brief mitteilte. Ein Ereignis, das ihn in seiner Entscheidung, Maler werden zu MÜSSEN, nur bestärkt. Nach dem Krieg bleibt er in Frankreich, er lernt bei einem bekannten Künstler, bis er schließlich merkt, dass er zurück nach Australien möchte.
Von seinen letzten Ersparnissen kauft er sich eine Schiffskarte und reist nach Sydney zurück. Dort angekommen sucht er aber nicht nach seiner Familie, Hurtle läuft der Prostituierten Nance in die Arme. Aus Verlangen wird Liebe und Nance, durch die heimgekehrten Soldaten zu einem kleinen Vermögen gekommen, hilft Hutle, sich als Maler profilieren zu können. Schließlich kauft er sich ein Stück Land außerhalb der Stadt am Rande einer tiefen Steinschlucht, deren Zeichnungen ihm die ersten Erfolge einbringen. Doch noch lebt er in Einheit mit vollkommener Entsagung, er vermisst den Luxus nicht im Geringsten in seiner einfachen, selbst gezimmerten Hütte. Nance kommt ihn besuchen, doch bei jedem Mal merkt er, dass der Alkoholkonsum sie mehr und mehr im Griff hat. So stürzt sie schließlich eines Nachts in die Schlucht.
Als wir das nächste Mal von Hurtle Duffield (er hat seinen alten Namen wieder angenommen) hören, hat er sich ein Eckhaus in Sydney gekauft, das ihm (spartanisch noch von der Vorbesitzerin eingerichtet) auch als Atelier dient. Zufällig lernt er die mysteriöse Sammlerin Olivia Davenport kennen. Es stellt sich heraus, dass sie eine ehemalige Freundin seiner Schwester Rhoda ist. So gelangt der Maler in bessere Kreise, verkehrt auf elitären Empfängen und Partys, doch immer ist ihm dies unwichtig, er möchte sich einzig und allein seiner Malerei widmen.
Aber als Olivia ihm das reiche, griechische Reederehepaar vorstellt, ist Hurtle von Hero, der zierlichen Griechin, befangen. Er beginnt ein stürmisches Verhältnis mit ihr, sie verlässt sogar ihren Mann, den sie zwar als Mensch, nicht aber als Partner sehr liebt. Gemeinsam reisen sie nach Griechenland, um dort an einem Wallfahrtskloster Zuspruch für ihre Liebe zu finden. Doch da merkt Hurtle, dass ihn das alles nichts angeht, dass er für dieses Leben nicht geboren ist und so verlässt er Griechenland ohne Hero, die kurze Zeit später, während des 2. Weltkrieges in einem Sanatorium ärmlich stirbt.
Zurück in Sydney begegnet er durch Zufall, bei einem nächtlichen Ausflug in die Gassen, Rhoda wieder. Sie ist heruntergekommen, füttert in abgetragenen Klamotten Straßenkatzen. Alberta Courtney hat nach dem Tod ihres Mannes ihr ganzes Vermögen einem jungen Gigolo nachgeworfen und war schließlich an dieser Armut zu Grunde gegangen. Hurtle holt Rhoda zu such, gemeinsam verbringen sie ihren Lebensabend.
White erzählt den Lebenslauf des Malers gekonnt, mit dessen Eigenheiten, den aufkommenden Verhältnissen, seinen Ängsten und Sorgen, wie er sich von der Welt zurückzieht, aber dennoch nicht ohne sie leben kann. Wir begegnen in diesem Buch allerlei interessanten Gestalten, denen Hurtle Duffield im Laufe seines Lebens über den Weg läuft. Oftmals versprüht der Roman großartigen Witz, dann wieder ist er zutiefst traurig gehalten. Ein Werk, von dem ich nicht verstehe, warum es nicht mehr erhältlich ist.

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