Patrick Williams

 4 Sterne bei 2 Bewertungen
Autor*in von The Great Favourite, Philip II und weiteren Büchern.

Alle Bücher von Patrick Williams

Cover des Buches Philip II (ISBN: 0333630432)

Philip II

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Erschienen am 11.08.2001
Cover des Buches The Great Favourite (ISBN: 9780719081415)

The Great Favourite

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Erschienen am 15.02.2010
Cover des Buches Total Life Coaching (ISBN: 9780393704341)

Total Life Coaching

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Erschienen am 20.12.2004

Neue Rezensionen zu Patrick Williams

Cover des Buches Philip II (ISBN: 0333630432)
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Rezension zu "Philip II" von Patrick Williams

Großmachtpolitik im 16. Jahrhundert. Philipp II. von Spanien
Andreas_Oberendervor 4 Jahren

Wer sich im Rahmen eines Geschichtsstudiums oder als Fachhistoriker näher mit Philipp II. von Spanien beschäftigen möchte, der ist mit Patrick Williams' Buch sehr gut bedient. Wie alle Bände der Reihe "European History in Perspective" richtet sich das Buch an Studierende und Wissenschaftler, weniger an Leser jenseits der Wissenschaft. Reizvoll ist ein Vergleich von Williams' Buch mit der Biographie von Geoffrey Parker, die nach ihrer Erstveröffentlichung 1978 rasch zum englischsprachigen Standardwerk über Philipp II. avancierte und 2002 ein viertes Mal aufgelegt wurde, ein Jahr nach Erscheinen von Williams' Biographie. Parkers Buch ist erzählend und anekdotisch angelegt. Williams' Buch nimmt sich hingegen nüchtern und etwas spröde aus. Williams konzentriert sich ganz auf Philipp als Herrscher, während Privatleben und musische Interessen des Königs nur gestreift werden. Im Gegensatz zu Parker hat Williams wenig Gebrauch von den persönlichen Papieren Philipps II. gemacht, die zu Tausenden erhalten geblieben sind. Der König kommt nur ganz selten selbst zu Wort. Zitate aus Briefen und sonstigen Unterlagen Philipps II. verleihen Parkers Buch eine große Lebendigkeit und Anschaulichkeit. Diese Eigenschaft fehlt Williams' Biographie. Das ist aber kein Manko. Williams besticht durch die systematische Behandlung aller Aspekte und Themen, die für die Herrschaft Philipps II. relevant sind. Von besonderem Wert sind die Informationen über Entwicklung und Arbeitsweise der spanischen Regierungsbehörden unter Philipp II. Die beiden Autoren nähern sich dem König auf unterschiedlichen Wegen, was vollkommen legitim ist, und ihre Bücher ergänzen einander vortrefflich. Zu beanstanden gibt es an Williams' Buch nur zweierlei: Es fehlt eine Bibliographie, und in mehreren Kapiteln tauchen viele unwichtige Nebenfiguren auf (z.B. Amtsträger im Dienst der spanischen Krone), die nicht unbedingt namentlich hätten genannt werden müssen.

Während Parker Philipp II. als Menschen und Herrscher zeigt, der im Laufe seiner langen Regierung immer wieder Phasen der Entmutigung und Resignation durchlebte, entwirft Williams das Bild eines überaus energischen, tatkräftigen und zielstrebigen Königs, dem Selbstzweifel fremd waren. In diesem Punkt unterscheiden sich die beiden Darstellungen spürbar. Wie Williams zeigt, verfolgte Philipp II. über vier Jahrzehnte hinweg rastlos und unbeirrbar zwei große Ziele: Zum einen wollte er das von seinem Vater Karl V. geerbte Konglomerat von Königreichen und Herrschaftsgebieten (Spanien, Süditalien, Niederlande) ungeschmälert erhalten, auch wenn damit enorme logistische und organisatorische Schwierigkeiten verbunden waren. Zum anderen setzte Philipp II. die Politik seines Vaters auf dreierlei Gebieten fort: Kampf gegen die Häresie (vor allem in Spanien selbst); Abwehr der osmanischen Expansion im westlichen Mittelmeerraum; Schwächung des Rivalen Frankreich. Mit der Zeit kamen neue Herausforderungen dazu, etwa der Konflikt mit England. Philipp betrieb eine ambitionierte und kostspielige Großmachtpolitik, die langfristig nicht durchzuhalten war. Die permanente Überbeanspruchung aller Kräfte führte nach seinem Tod zum schleichenden Niedergang Spaniens als Großmacht. Williams arbeitet heraus, dass Philipp II. durch den Zustrom amerikanischen Silbers dazu verleitet wurde, eine offensive Außenpolitik zu betreiben und sich auf mehreren Schauplätzen gleichzeitig militärisch zu engagieren. Nach der Konsolidierung der spanischen Kolonialherrschaft in Mittel- und Südamerika gelangten in den 1570er und 1580er Jahren riesige Mengen Silber nach Spanien. Paradoxerweise vermochte es Philipp II. nicht, seine finanzielle Überlegenheit in militärische Siege über seine Gegner umzumünzen. Am Ende seines Lebens stand er vor einem Scherbenhaufen: England war nicht in die Knie gezwungen worden; Frankreich fand den Ausweg aus jahrzehntelangen Religionskriegen; der Abfall der nördlichen Niederlande ließ sich nicht rückgängig machen. In der Geschichte der europäischen Großmachtpolitik hat ein derart verschwenderischer Einsatz menschlicher und finanzieller Ressourcen selten zu solch dürftigen Ergebnissen geführt.

Als Philipp II. im September 1598 auf dem Sterbebett lag, ließ er sich das Kreuz bringen, das vierzig Jahre zuvor sein Vater Karl V. in der Todesstunde in den Händen gehalten hatte. Das sagt viel über Philipp als Menschen und König aus. Zeitlebens blieb Philipp der treue, folgsame und pietätvolle Sohn des großen Kaisers. Er strebte nie danach, sich von seinem Vater abzugrenzen; es kam ihm nie in den Sinn, die Innen- und Außenpolitik der spanischen Monarchie in andere Bahnen zu lenken. Er fühlte sich verpflichtet, ein Werk fortzusetzen, an dem sich schon Karl V. aufgerieben hatte. Philipp II. war der Gefangene seines Erbes. Die Aufgabe, die Länder der spanischen Monarchie in Europa und Übersee zusammenzuhalten, kam der Quadratur des Kreises gleich. Philipp glich einem Jongleur, der mit zu vielen Bällen jonglieren musste. Seine Prinzipientreue grenzte an Starrsinn. Er lebte und regierte länger, als es für Spanien und die Spanier gut war. Bis zum bitteren Ende klammerte er sich an die Macht. Eine Abdankung nach dem Vorbild des Vaters kam für ihn nicht in Frage. Nur keine Schwäche zeigen! Williams hat Recht: Philipp II. hätte als großer König in die Geschichte eingehen können, wenn er um 1580 gestorben wäre, vor den Rückschlägen seiner späten Regierungsjahre, bevor seine Politik Spanien in die Krise stürzte. Sein Tod war eine Befreiung für Spanien und Europa. Die Spannung zwischen frühen Triumphen (Lepanto) und späten Niederlagen (Armada) verleiht der langen Herrschaft Philipps II. tragische Züge. Darin liegt die Faszination begründet, die bis heute von diesem König ausgeht. Patrick Williams zeichnet zwar ein weniger vielschichtiges Bild von Philipps Persönlichkeit als Geoffrey Parker, aber dennoch verdient sein Buch die Aufmerksamkeit all derer, die sich für die Geschichte Spaniens im 16. Jahrhundert interessieren. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Mai 2016 bei Amazon gepostet)

Cover des Buches The Great Favourite (ISBN: 9780719081415)
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Rezension zu "The Great Favourite" von Patrick Williams

Macht und Geld - die Karriere des Herzogs von Lerma
Andreas_Oberendervor 4 Jahren

In der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts gab es an vielen europäischen Fürstenhöfen sogenannte "Prinzipalminister". Mit diesem altertümlich klingenden Begriff bezeichnet die historische Forschung politische Akteure, die sich mit modernen Premierministern vergleichen lassen. Anders als ihre Nachfolger in der heutigen Zeit bekleideten Prinzipalminister kein formelles, institutionalisiertes Amt. Im Auftrag eines Monarchen leiteten sie die Innen- und Außenpolitik. Ihre herausgehobene Stellung verdankten sie ausschließlich der Gunst des Herrschers, dem sie dienten. Entzog ihnen der Fürst sein Vertrauen, konnten sie sehr tief fallen. Einige Prinzipalminister sind noch heute weithin bekannt, etwa der Herzog von Buckingham in England und die Kardinäle Richelieu und Mazarin in Frankreich. Auch in Spanien gab es mehrere Prinzipalminister, die für längere Zeit die politischen Geschicke der Monarchie lenkten, der Herzog von Lerma unter Philipp III. und der Herzog von Olivares unter Philipp IV. Beide wurden bis in die jüngere Zeit hinein nicht als ernst zu nehmende politische Akteure betrachtet. Sie galten als bloße "Günstlinge". Zeitgenossen und Nachwelt unterstellten ihnen, sie hätten die Schwäche, Trägheit und Verantwortungsscheu Philipps III. und Philipps IV. ausgenutzt, um sich eine einflussreiche Stellung zu erschleichen und sich im Amt schamlos zu bereichern. Vor dreißig Jahren rehabilitierte der britische Historiker John Elliott den Herzog von Olivares mit einer monumentalen Biographie als einen der wichtigsten europäischen Staatsmänner der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Inzwischen hat auch Olivares' Vorgänger, der Herzog von Lerma, das Interesse der Geschichtswissenschaft gefunden. Die vorliegende Biographie aus der Feder des Briten Patrick Williams ist eine von zwei wissenschaftlichen Studien über Lerma, die in den letzten zwanzig Jahren entstanden sind. Williams hat für seine Biographie umfangreiche Archivbestände ausgewertet, hauptsächlich in Spanien.

Williams' Werk ist nicht so umfang- und ertragreich wie Elliotts Buch, liefert aber dennoch einen wichtigen Beitrag zur Geschichte der spanischen Monarchie unter den Habsburgern. Francisco Gómez de Sandoval y Rojas, Herzog von Lerma (1553-1625), war nahezu während der gesamten Herrschaft Philipps III. (1578-1621) die dominierende Gestalt am spanischen Hof. Sofort nach dem Tode Philipps II. (1598) rückte er in die Stellung des Prinzipalministers auf. Lerma vereinte in seiner Hand mehrere wichtige Hof- und Regierungsämter. Der Spross einer alten, aber nahezu mittellosen Adelsfamilie verdankte diesen spektakulären Aufstieg seinem engen Verhältnis zum neuen, gerade erst zwanzigjährigen König. Seit Mitte der 1580er Jahre gehörte Lerma zum Hofstaat des Thronfolgers; er war die wichtigste Bezugsperson des Infanten. Aus dieser Nähe schlug Lerma maximalen Profit. Allen Zeitgenossen war bewusst, dass Philipp III. nicht das Format seines Vaters besaß. Von seiner Rolle als Herr und Gebieter des spanischen Weltreiches sichtlich überfordert, war Philipp III. auf einen Mentor angewiesen, der ihm Rat und Beistand gewährte. Lerma erfüllte die Funktion des Mentors mit großem Geschick. Er überstand vereinzelte politische Krisen und hielt sich zwei Jahrzehnte an der Macht. Immer wieder sprach ihm der König öffentlich sein Vertrauen aus. Nachdem sein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen war, die Erhebung in den Kardinalsstand, zog sich Lerma 1618 vom Hof und aus der Politik zurück. Im Gegensatz zu seinem Nachfolger Olivares blieben ihm ein schmachvoller Sturz und die Ungnade des Monarchen erspart. Das Verhältnis zwischen Philipp III. und Lerma steht erwartungsgemäß im Mittelpunkt der Biographie. Allerdings lässt sich die Beziehung zwischen König und Minister nicht so anschaulich rekonstruieren, wie man das von anderen Beziehungen dieser Art kennt (man denke etwa an Ludwig XIII. und Richelieu). Vom Briefwechsel zwischen Philipp III. und Lerma sind nur wenige Stücke erhalten geblieben. Die psychologische Dimension des Verhältnisses bleibt daher im Dunkeln.

Unklar ist auch Lermas Einflussnahme auf die Innen- und Außenpolitik. Williams verweist darauf, dass Lerma sehr wenige Papiere hinterlassen hat. Der Herzog zog es vor, hinter den Kulissen zu agieren. Nur selten nahm er in politischen Fragen eine klar definierte Position ein. Ein politisches Programm, das diesen Namen verdient, hatte Lerma nicht, und auch ein ausgeprägter politischer Gestaltungswille fehlte ihm. Philipp II. hinterließ die spanische Monarchie in einem desolaten Zustand. Nennenswerte Reformen wurden unter Lermas Ägide jedoch nicht in Angriff genommen. Angesichts zerrütteter Finanzen – 1607 kam es zum Staatsbankrott – war der außenpolitische Spielraum Philipps III. und Lermas gering. Spanien hatte keine andere Wahl, als Frieden mit England zu schließen (1604) und einen Waffenstillstand mit den abtrünnigen niederländischen Provinzen zu vereinbaren (1609). Von seinem Werdegang und seinem Selbstverständnis her war Lerma ein Höfling, kein Politiker. Er sah seine Aufgabe als Prinzipalminister darin, seinen königlichen Herrn so weit wie möglich von der Regierungsarbeit zu entlasten und die Kommunikation zwischen dem Monarchen und den Ratsgremien (consejos) zu steuern, die den Regierungsapparat bildeten. Lerma war kein machtversessener Despot; er strebte nicht nach alleiniger Entscheidungsgewalt. Das politische Alltagsgeschäft überließ er bereitwillig den Räten. Da Lerma mit dem Adel und den Amtsträgern der Krone konziliant und maßvoll umging, war seine Machtstellung kaum je ernsthaft gefährdet. Williams zeichnet das Bild eines Mannes, der seine bevorzugte Stellung im Wesentlichen für zwei Ziele nutzte: Innerhalb weniger Jahre häufte Lerma ein gewaltiges Vermögen an. Er wurde zu einem der reichsten Aristokraten Spaniens. Sein Reichtum floss in zahlreiche Bauprojekte und eine Kunstsammlung. Wie es sich für einen Prinzipalminister des 17. Jahrhunderts gehörte, versorgte Lerma seine Angehörigen, Verwandten und Gefolgsleute mit Titeln und lukrativen Posten. Sein ausgedehntes Netzwerk von Klienten und "Kreaturen" erstreckte sich vom Hof über die Regierung bis in die Kirche. Williams' Buch überzeugt vor allem als Studie über den Vermögensaufbau und die Klientelpolitik eines königlichen Favoriten. Diese beiden Aspekte sind quellenmäßig sehr gut dokumentiert.

Es ist schwierig, zu einem Urteil über Lerma zu gelangen. Einerseits leistete Lerma nichts Bedeutendes für Spanien, andererseits fügte er der Monarchie keinen schweren Schaden zu. Die Abkehr von der Politik des totalen Krieges, die Philipp II. betrieben hatte, war weniger eine persönliche Entscheidung Lermas als vielmehr ein Diktat der historischen Umstände. Da Philipp III. und sein Minister gleichermaßen frei von Ambitionen waren, konnte sich die erschöpfte spanische Monarchie für einige Jahre erholen. Lerma erlebte noch den Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges und den Tod seines königlichen Gönners. Inzwischen regte sich im Adel und im Militär Unmut über Spaniens außenpolitische Zurückhaltung. Philipp IV. (1605-1665), erst sechzehnjährig, als er auf den Thron gelangte, vertraute sich der Führung des Herzogs von Olivares an. Olivares war aus anderem Holz als Lerma geschnitzt; er wollte Spaniens Weltgeltung bekräftigen und sichern. Der neue König und sein Minister gingen außenpolitisch und militärisch wieder in die Offensive. Der Krieg gegen die Niederlande begann von Neuem; Spanien intervenierte in Mitteleuropa. Mit der Rückkehr zu einer Großmachtpolitik, die sich schon unter Philipp II. als ruinös erwiesen hatte, besiegelte Olivares, der "Staatsmann im Zeitalter des Niedergangs" (Elliott), Spaniens Abstieg als Hegemonialmacht endgültig. Hat man Williams' Buch gelesen, dann möchte man am liebsten gleich zu Elliotts großer Olivares-Biographie greifen. An Williams' Studie gibt es nur wenig auszusetzen: Die Ausführungen zu Lermas Vermögensverhältnissen sind mitunter zu detailreich. Im Buch tauchen zu viele zweit- und drittrangige Figuren auf. Die von Williams skizzierten Beziehungsgeflechte am spanischen Hof und innerhalb des Adels sind schwer zu durchschauen. Die Stammtafeln am Anfang des Buches sind unübersichtlich gestaltet. Auf Abbildungen wurde komplett verzichtet; auch Landkarten fehlen. Gleichwohl hat Williams ein lesenswertes Buch vorgelegt, das in dreierlei Hinsicht gut gelungen ist: Als Biographie, als Beitrag zur politischen Geschichte Spaniens zu Beginn des 17. Jahrhunderts und als Fallstudie über die Karriere eines Prinzipalministers in einer frühneuzeitlichen Monarchie. 

(Hinweis: Diese Rezension habe ich zuerst im Dezember 2016 bei Amazon gepostet)

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