Cover des Buches Fotomord: Roman (ISBN: 9783200054288)
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Rezension zu Fotomord: Roman von Patrick Worsch

Interessantes Thema, schwierig zu lesen

von Galladan vor 6 Jahren

Kurzmeinung: Interessant Geschichte, schwierige Charaktere und etwas überfrachtet mit Nebenschauplätzen

Rezension

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Galladanvor 6 Jahren
Fotomord von Patrick Worsch

Kilian Trommler ist ein seltsamer Mensch. Er arbeitet nicht, ist sehr in sich gekehrt und verliebt sich in Sarah, die Frau von der Tankstelle. Sarah streitet mit einer anderen Mutter aus dem Kindergarten darum, dass diese ein Bild ihres Sohns auf der Internetseite ihrer Tochter gepostet hat. Sarah lehnt das ab, und bittet darum das Foto zu löschen. Der Streit eskaliert und der Ehemann der Streitgegnerin sorgt dafür, dass Sarah entlassen wird. Trommler stellt fest, dass jeder Lebensbereich der kleinen Tochter der Allgemeinheit über die sozialen Medien einsehbar ist, ja sogar, dass der Vater seine Tochter für Wahlkampfveranstaltungen missbraucht. Trommler entschließt sich, das Kind zu schützen und es zu entführen, damit die Leute endlich aufhören das Leben ihrer Kinder im Internet zu verbreiten.

Jeder hat immer einen Fotoapparat dabei. Längst ist die Pixelzahl der Kamera und die Bildschirmauflösung des Handys das Verkaufsargument. Da wundert es nicht, dass Leute das Leben ihrer Kinder in täglichen Fotos festhalten. Leider gibt es den Trend sein ganzes Leben, ob nun wirklich gelebt oder das Leben was man gerne leben würde in den sozialen Medien zu veröffentlichen. Wenn nun aber ein entsprechend spannendes Leben fehlt, wird das Leben der Kinder gepostet. Ob nun manche Aktivität extra gemacht wird um Fotos veröffentlichen zu können oder ob diese fröhlichen Momente die da täglich zu Millionen im Internet erscheinen echtes Leben sind lasse ich mal dahingestellt.

Es ist ein wichtiges Thema, welches es aber irgendwie nicht in die Öffentlichkeit schafft was daran liegen mag, dass gerade die Medien ein Interesse daran haben, dass wir möglichst viel von unserem Leben freiwillig preisgeben. Es gibt die, die es ablehnen ihr Leben, oder das ihrer Kinder im Internet zu veröffentlichen, und es gibt die, für die es nichts Tolleres gibt. Jeder wie er mag. Bei kleinen Kindern stellt sich aber die Frage, wie die darüber denken, wenn sie mit 12 merken, dass ihr Leben öffentlich gewesen ist, oder aber, dass sie bis dahin nicht öffentlich existent gewesen sind. Gibt es ein Falsch oder Richtig?

Autor Patrick Worsch setzt genau hier an. Er lässt beide Seiten zu Wort kommen wobei es natürlich eine Tendenz gibt was bei einem Roman nicht weiter verwundert. Die Geschichte wird aus Sicht des introvertierten Kilian und der alleinerziehenden Mutter Sarah erzählt. Im Laufe der Geschichte lernt man die Charaktere gut genug kennen um langsam ihre Handlunge nachvollziehen zu können. Leider wirken fast alle auftauchenden Charaktere sehr überzogen, kaum einer scheint irgendwie auch nur phasenweise in die heutige Spaßgesellschaft zu passen. Kilians Gedankenwelt bleibt einem über lange Zeit kryptisch, Sarah wirkt unselbständig und naiv. Nicht unbedingt die Charaktere die es braucht um eine Meinung zu vertreten.

Die Geschichte ist interessant, bringt im Laufe des Buchs auch echt interessante Ansätze, wird aber durch weitere Baustellen (Mobbing, Ausländerhass, Meinungsbildung durch Medien, rechte Politiker usw.) überfrachtet. Ich glaube auch nicht, dass sich die Leute die täglich ihre Kinderbilder posten von diesem Buch angesprochen fühlen. So bleiben die Leute die diesem Verhalten kritisch gegenüberstehen alleine und keine Diskussion entsteht. Lesenswert ist es aber für beide Seiten.

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