Rezension zu "Zerrissenes Zwillingsherz" von Patrizia Trafoier
Partschins Ende des 15. Jahrhunderts: Mira und ihr Zwillingsbruder Karl wachsen in einer abgelegenen Hütte mit ihrer geisteskranken Mutter und ihrer Ziehmutter Walli in der Nähe von Meran auf. Walli ist eine kräuterkundige Frau und gerät zusammen mit Ursula unter den Verdacht der Hexerei. Nach ihrer Verbrennung finden Karl und Mira Unterschlupf bei einer verwandten Henkersfamilie. Nach einem Streit mit Mira trennen sich Karls und Miras Wege. Karl heuert bei den Landsknechten an, Mira wird von dem Schicksal nach Bozen, Venedig und Innsbruck geschickt. Der Leser nimmt Anteil am Schicksal der beiden Geschwister, der Suche der getrennten Zwillinge nach dem jeweiligen Geschwister und lernt das faszinierende Leben in den mittelalterlichen Städten Venedig, Meran und Innsbruck kennen, aber auch das harte Dasein als Landsknecht in einer grossen Schlacht. Hierbei entsteht ein lebensechtes Bild der Orte und zusätzliche Fussnoten ermöglichen dem interessierten Leser Zugang zu weiteren Informationen zu den beschriebenen Orten und Ereignissen. Die Charaktere werden sehr gut beschrieben und sie wachsen dem Leser schnell ans Herz. So entsteht eine durchgehende Spannung, die den Leser mit dem Schicksal der Hauptpersonen mitfiebern lässt. An einigen Stellen hatte ich jedoch etwas Probleme mit der Glaubwürdigkeit der Geschichte. So schafft es z.B. die Tochter Mira zum Teil im Haushalt des Kaisers erzogen zu werden. Ich bin mir nicht sicher, ob sich das so zugetragen haben kann, wie hier beschrieben. Etwas verwirrend war für mich auch der Einstieg in die Geschichte, der eine Verbindung in die Jahre 2013 und 1914 herstellt. Hier sollte eine Rahmenhandlung konstruiert werden, als Überleitung ins 15. Jahrhundert. Mich hat diese Konstruktion aber nur verwirrt und mir den Einstieg erschwert. Die eigentliche Geschichte ist wirklich gut und spannend geschrieben, die Einleitung hätte es für mich nicht gebraucht. Ich kann das Buch empfehlen, die Stimmung, die in diesem Buch aufgebaut wird, macht diesen kleinen Malus mehr als wett.