Paul Christoph

 5 Sterne bei 4 Bewertungen

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Cover des Buches Maria Theresia und Marie Antoinette (ISBN: 9783650401977)

Maria Theresia und Marie Antoinette

(4)
Erschienen am 30.01.2017

Neue Rezensionen zu Paul Christoph

Cover des Buches Maria Theresia und Marie Antoinette (ISBN: 9783650401977)
Bellis-Perenniss avatar

Rezension zu "Maria Theresia und Marie Antoinette" von Paul Christoph

Bellis-Perennis
"Madame meine teure Tochter" ...

... so beginnen die meisten Briefe Maria Theresias an ihre Tochter Marie Antoinette.
Paul Christoph stellt in seinem Buch den Briefwechsel zwischen Maria Theresia (1717-1780) und Marie Antoinette (1755-1793) vor. Die eine ist Herrscherin über den Vielvölkerstaat Österreich, die andere ist Königin von Frankreich.

Maria Theresia ist Mutter von insgesamt 16 Kindern, die ein beinahe unbezahlbares (Heirats)Gut für die Herrscherhäuser Europas darstellen. Maria Antonia ist das 15. Kind der Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn, die häufig aber falsch als Kaiserin Maria Theresia bezeichnet ist. Es ist ihr Mann Franz Stephan von Lothringen, der die Deutsche Kaiserkrone trägt. Später wird ihr Sohn Joseph II. "Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation sein. Österreich wird erst 1804 unter Franz II, Kaisertum. 

Der Briefwechsel zwischen Mutter und Tochter ist sehr innig. Maria Theresia, die ihre Kinder in eher bescheidenem Luxus aufgezogen hat, gibt Marie Antoinette immer wieder gute Ratschläge und erteilt Benimmregeln. Doch wie es sich für Kinder gehört, werden die nicht oder nur wenig befolgt.

„..Meine teure Tochter, ich beschwöre Sie damit aufzuhören; das zieht nicht nur schlechte Gesellschaft an und verursacht übles Gerede.“ S.222

Die überbordende Verschwendungssucht, die Intrigen und die Leichtfertigkeit am französischen Hof überfordern die junge Österreicherin. Leider hat sich Marie Antoinette wenig für Bildung und andere Menschen interessiert. Sie ist unter anderem auch deshalb recht schnell im Gespinst der Hofintrigen gefangen. Allerdings muss man bedenken, dass die Vierzehnjährige aus dem geschützten Bereich des Wiener Hofes ohne eine einzige Vertraute nach Paris verheiratet wird. Der Kulturschock muss gewaltig gewesen sein.

Doch auch in Frankreich ist nicht alles Gold was glänzt.
Missernten, Misswirtschaft und Verschwendungssucht bluten das Land aus und wird dann 1789 in die Katastrophe führen.

Interessant sind die Informationen, die Mutter und Tochter über die politische Weltlage austauschen. So ist in einigen Briefen über den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von England zu lesen, der Frankreich dazu zwingt England gegenüber Stellung zu beziehen. Auch die Spannungen zwischen Österreich und Preußen, dem ewigen Erzfeind, kommen zur Sprache.

Maria Theresia hat natürlich Spione und Zuträger, unter anderem Graf von Mercy-Argentau, am Französischen Hof und ist deshalb über jeden, der oft unbedachten Schritte ihrer Tochter informiert.

Ständig ermahnt sie Marie Antoinette doch endlich den wichtigen männlichen Thronfolger zu gebären. Eingedenk ihres eigenen Schicksals verständlich. Die Ironie des Schicksals lässt den ersehnten Dauphin erst 1781 also nach dem Tod Maria Theresias zur Welt kommen. Die 1778 geborene Marie Thérèse Charlotte, Madame Royale, zählt nicht wirklich.

Anhand des Briefwechsels ist die Wandlung der jungen Erzherzogin von Österreich zur Königin von Frankreich zu verfolgen. Ihre wahre Größe wird Marie Antoinette erst als Bürgerin Capet erreichen, als sie 1793 ihren Kopf unter die Guillotine legen wird. Das müssen weder Maria Theresia noch Antoinettes Bruder, Joseph II (1741-1790), erleben.

Meine Meinung:

Der Autor bringt seinen Lesern eine ungeheure Fülle von Zahlen, Daten Fakten zur Kenntnis. Viele hunderte Fußnoten ergänzen dieses Buch ebenso wie die abgedruckten Faksimiles einzelner Originalbriefe. Die Briefe sind in teilweise fehlerhaftem Französisch geschrieben.

Der intime Briefwechsel zwischen Mutter und Tochter gibt einen wunderbaren Einblick in die Geschichte zweier unterschiedlicher Herrschaftshäuser: Dem doch eher pragmatischen Wiener Hof, mit seinem „Spanischen Hofzeremoniell“ und dem leichtlebigen, eher weltoffenen Französischen Königshaus.

Die ständigen Ratschläge der Mutter treffen natürlich auf den Widerspruchsgeist der Tochter. Maria Theresia versucht so gut es geht, die Tochter im fernen Paris anzuleiten. Vergebens sind die Bemühungen, Frankreichs Königin vor falschen Freunden zu warnen. Dies wird dann in der sogenannten „Halsband-Affäre“ ihren Höhepunkt und die Beliebtheit der Königin ihren Tiefpunkt erreichen.

Die Briefe sind penibel übersetzt, die historischen Details gut recherchiert. Schön sind die Bemühungen Maria Theresias dargestellt, das fragile Gleichgewicht zwischen den Europäischen Großmächten Frankreich und Österreich zu behalten.

Dem französischen Schreibstil entsprechend sind die Übersetzungen der Briefe ähnlich blumig. Das passt aber perfekt zur damaligen Zeit.

Gut gefällt mir auch das Cover. Es ist eine geschickte Collage zweier Bilder. Nämlich das von Élisabeth-Louise Vigée-Lebrun, Versailles (Marie Antoinette), und das Maria Theresias von Joseph Hickel, Wien.

Ergänzt wird das Buch durch Fotos zweier Gemälde: Maria Theresia (Joseph Decreux, 1769) und Marie Antoinette (von einem unbekannten Meister, 1771)

Zu Beginn erläutert der Herausgeber den „Geheimen Briefwechsel“. Viele Fußnoten, Kommentare und eine genealogische Übersicht helfen den Lesern diesem detaillierten Briefwechsel zu folgen. Ein Literaturverzeichnis rundet dieses interessante Buch ab.

Die Originalbriefe (rund 170 davon sind erhalten) werden im Österreichischen Staatsarchiv aufbewahrt.

Fazit:

Wer sich nicht scheut, tief in die Familiengeschichte des Hauses Habsburg-Lothringen bzw. Bourbon einzusteigen, erhält ein facettenreiches Abbild des 18. Jahrhunderts. Ich gebe gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Cover des Buches Maria Theresia und Marie Antoinette (ISBN: 9783650401977)

Rezension zu "Maria Theresia und Marie Antoinette" von Paul Christoph

Ein LovelyBooks-Nutzer
Seien Sie gut zu dem französischen Volk, damit man sagen kann, ich hätte ihm einen Engel geschickt..

Marie Antoinette ist gerade einmal 14 Jahre alt, als ihre Mutter, Kaiserin Maria Theresia von Österreich beschließt sie mit dem ein Jahr älteren Dauphin von Frankreich Louis Auguste zu vermählen. Das junge Mädchen muss vor dem Übertritt nach Frankreich all ihre österreichischen Dinge ablegen, wie Kleider, Schmuck etc. und so zur Französin werden. Wie schwer muss es dem Kind gefallen sein sich der Heiratspolitik der Mutter zu fügen? Sie soll sogar die Mutter gebeten haben Einsicht zu zeigen, aber diese liebte ihre Kinder wohl sehr, doch sah sich in erster Linie als Kaiserin. Da darf man nicht weichlich sein, wie schon Queen Victoria anmerkte und genau wie diese mit ihren Töchtern führt auch Maria Theresia einen häufigen, teils auch zu häufigen, der den Töchtern vorgibt, wie sie sich zu verhalten haben. Das ist gerade für die Person Marie Antoinettes interessant, da sie im Zuge der Französischen Revolution ihr Leben lassen musste. Und hier folgt ein kleiner geschichtlicher Hinweis- es gibt Dinge, die man historischen Figuren andichtet- Marie Antoinette hat nie den Ausspruch getan, daß die Menschen Brioche (Kuchen) essen sollten, wenn sie kein Brot hätten. Das belegen Quellen. Als das Volk Versailles erstürmen wollte, trat sie im Nachthemd auf den Balkon und verbeugte sich tiefer als üblich, in Demut. Sie wurde von der Geschichte zu einer verschwenderischen Person gemacht, die Luxus liebte und daran zugrunde ging. Ebenso wie man auch die letzte Zarin verteufelte.
Marie Antoinette heiratete hinein in den Luxus und ihr Ehemann war kein besonders guter oder gar strenger Herrscher. Er liebte das Sammeln von Pflanzen, handwerkliche Dinge und wollte wie die meisten Herrscher keiner sein. Er musste für die finanziellen Sünden seines Großvaters, des Sonnenkönigs, büßen. Als er Regent wurde, war Frankreich bereits hoch verschuldet. Und, wenn man dies weiß und bedenkt, dann sieht man das alles sicher im anderen Licht. Auch ich habe in der Schule noch die Geschichtslügen dargestellt bekommen- leider, mir aber später die Wahrheit angeeignet. Die historische aufgrund von Quellen etc.
Maria Theresia gibt brieflich Hinweise an die Tochter, wie diese sich zu verhalten hat und ist dabei nicht zimperlich. Als sich kein Thronfolger einstellt- man stelle sich zwei unerfahrene Teenager in jener Zeit vor, die beide nicht groß aufgeklärt wurden- da entsteht noch keine sexuelle Begierde oder der Wunsch ein Kind zu zeugen. Der Körper einer Frau war dem introvertierten Louis Auguste ebenso unvertraut, wie Marie Antoinette der männliche. Zumal ich einmal in einer antiken Inkunabel um 1800 noch den HInweis für junge Frauen fand, daß der Mann sich ihrer schon annehmen würde und alles wisse. Heute würde man darüber lachen, aber Marie Antoinette muss einen Thronfolger gebären, dafür ist sie am Hof, das ist ihre Hauptaufgabe. Wie sehr belastet es da, wenn die Mutter Hinweise gibt und der Mann einen nicht anfasst? Man sehe immer das Leid einer Person im Vordergrund, bevor man über sie urteilt und Mütter können Fluch und Segen sein. Auch Queen Victoria machte besonders ihrer ältesten Tochter brieflich das Leben schwer, eben, weil sie alles besser wusste. Und Maria Theresia steht ihr in nichts nach. Es ist interessant zu lesen, wie sich ihren Einfluß auf das Mädchen und die spätere junge Frau bewahrt, die in der Mutter eine Respektsperson sieht und alles tut, um zu gefallen. Erwähnenswert sei hierbei, daß die Mutter einen Spion bei Hofe hatte, der ihr jeden Faux Pas der Tochter berichtete. Sie war also stets im Bilde und das liest sich spannender als jeder Krimi.
Für historisch Interessierte ein absolutes Must have, ebenso für Leser, die mehr über Marie Antoinette wissen möchten.
Wer das wirklich wahre Leben von Marie Antoinette und Louis Auguste ohne geschichtliche Verfälschung erfahren möchte, der sei an das Buch

Cover des Buches Maria Theresia und Marie Antoinette (ISBN: 9783650401977)
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Rezension zu "Maria Theresia und Marie Antoinette" von Paul Christoph

Wedma
Spannend und informativ.

Für diesen Briefwechsel zwischen Maria Theresia(1717-1780), der österreichischen Kaiserin, und ihrer Tochter Marie Antoinette(1755-1793), Königin von Frankreich, konnte ich mich restlos begeistern und kann ihn sehr gerne weiterempfehlen. Das Buch las sich wie ein spannender Gesellschaftsroman mit historischem Hintergrund, in dem zwei prominente Frauen die Hauptrollen spielen. Bloß alles war echt: Die Figuren haben wirklich gelebt, die Ereignisse waren tatsächlich geschehen, und der Gedankenaustausch war ihren Federn entsprungen. Der Briefwechsel fängt im April 1770 an, als Marie Antoinette (M.A.) nach Frankreich geht und endet 1780 mit dem Tod von Maria Theresia (M.T.).

Eine Reihe von Aspekten des damaligen Lebens an den kaiserlichen Höfen kommt aus dem Briefwechsel zum Vorschein. Es fängt mit Benehmlehre für die Tochter an, denn M.A. war nicht mal volle fünfzehn, als sie mit dem franz. Dauphin vermählt wurde. M.T. musste sie mittels Briefe und Anweisungen durch ihre Vertraute erziehen. Kein leichtes Unterfangen, denn viele Werte, die M.T.  ihr zu vermitteln versuchte, wie Güte des Herzens, Liebenswürdigkeit, Loyalität, etc., hier ist übrigens auch interessant, welche Charakterzüge für eine zukünftige Kaiserin als unabdingbar angesehen wurden, konnte man einem jungen Wildfang, wie M.A. es gewesen war, wohl kaum per Fernsteuerung anerziehen. Aber M.T. hatte ihre Handlanger vor Ort, die sie rechtzeitig informierten und für die Durchführung der Anordnungen sorgten, und konnte auch sehr klare Worte finden, wenn etwas ihre nicht passte.

Es war auch spannend zu sehen, wie sich M. A. im Laufe der Jahre veränderte: vom verschüchterten Mädchen, plötzlich der Heimat und allen Dingen geraubt, die ihr lieb und vertraut waren, zu einer jungen Königin. Auch ihre Schrift wurde anders: man hat einige Kopien ihrer Briefe im Buch. Erst war oft die Rede von Spielen und Bällen, Ausritten und Jagden, Fasching wurde jedes Jahr erwähnt. Später hatte die junge franz. Königin, sie wurde mit 19 gekrönt, ihr Mann war 20, andere Prioritäten. Das Kinderkriegen, zu einer politischen Angelegenheit erklärt, bekam einen sehr hohen Stellenwert. M. T. drängte auf einen männlichen Nachfolger, denn ein Dauphin würde die Macht festigen, für den Fortbestand der Dynastie sorgen und die Erwartungen diverser Interessengruppen wie das franz. Volk, der Hofstaat, die königliche Familie, etc. erfüllen. Auch M. A. sah es nicht anders. Bemerkenswert war die Schilderung der Geburt ihres ersten Kindes. Fast der ganze Hofstaat war dabei anwesend.

Noch später dominierten das politische Geschehen und die in Europa damals grassierende Krankheiten die Themen in den Briefen der Mutter und Tochter. Auch das Verhältnis der M.A. zu ihrem Gemahl war oft thematisiert, denn der Dauphin musste her.

An mehreren Stellen bezeichnete sich M. T. als Deutsche und ihr Volk die Deutschen, S. 42.53.

Der Stil/Ausdruck ist für heutige Verhältnisse etwas blumig, aber nach einer kurzen Eingewöhnung ging es gut. Die Briefe wurden ins Deutsche übersetzt, Originale sind auf Französisch. Der Inhalt verleitete stets zum Mitdenken und warf oft Fragen auf: Waren all diese Liebesbekundungen der Mutter nur Worthülsen und es ging ihr primär um die Politik und ihren Einfluss? Wollte sie auf diese Weise das Geschehen mitgestalten und manipulierte bloß ihre Tochter? Denn sie sah die Kinder eher als Mittel zum Zweck des Machterhalts, das hat sie oft genug geschrieben, vom schlichten Mutterglück war kaum die Rede.

Ich habe extra langsam gelesen: Zu schön war der Gedanke, abends zu den beiden zurückkehren zu können. So etwas eigenartig Echtes bekommt man selten in die Hände.

Es ist viel Text auf jeder Seite, sodass man diese 330 Seiten des Briefwechsels mit über 500 Seiten eines belletristischen Romans gleichstellen kann. Es gibt oft Fussnoten, Kommentare des Herausgebers Paul Christoph, die in kleinerer Schrift die Hintergründe des Geschehens erörtern. Eine wahre Bereicherung. Ganz zum Schluss gibt es „Genealogische Übersicht“, die Maria Theresia, ihren Gemahl, ihre Kinder, sowie die franz. Seite kurz beschreibt. So fühlt man sich mit allen nötigen Informationen versorgt und kann das Lesen dieses ungewöhnlichen Buches genießen. Anfangs gibt es eine etwa sechsseitige Einleitung des Herausgebers, in der er erklärt, wie es sich mit dem Geheimnisvollen der Briefe verhält. Ein kurzes Literaturverzeichnis schließt das Buch ab.

Das Cover ist eine geschickte Zusammensetzung zweier Bilder, das von Marie Antoinette von Élisabeth-Louise Vigée-Lebrun, Versailles, und das von Maria Theresia von Joseph Hickel, Wien.

Im Buch gibt es zwei schwarz-weiß Fotos: von Marie Antoinette (1771) von Gemälde eines unbekannten Meisters und von Maria Theresia (1769) vom Gemälde von Joseph Decreux.

Fazit: Ein tolles Buch, das den heutigen Lesern die damalige Zeit und ihre Besonderheiten in vielerlei Hinsicht näherbringt. Auch die Art der Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist sehr spannend. Ich habe den Briefwechsel sehr gerne gelesen und kann es wärmstens weiterempfehlen. Fünf von fünf möglichen Sternen.

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