Rezension zu Der Mord des Jahrhunderts von Paul Collins
Rezension zu "Der Mord des Jahrhunderts" von Paul Collins
von smayrhofer
Rezension
smayrhofervor 12 Jahren
Das aufstrebende New York im Juni 1897: Ein paar Jungen entdecken am Ufer des East River ein rotes Stoffbündel. Doch statt des erhofften Schatzes beinhaltet das Bündel ein Leichenteil – Teil eines männlichen Oberkörpers, mit Armen, aber ohne Kopf. Nur Stunden später wird in der Bronx, das Ende des 19. Jahrhunderts noch eine verschlafene Gegend ist, ein zweites Leichenteil entdeckt: ein männlicher Unterleib ohne Beine. Schnell stellt man fest, dass die beiden Leichenteile zusammenpassen und dass es sich um einen Mord handelt. Während eine ganze Reihe von Leuten den Toten zu Unrecht als einen ihrer vermissten Angehörigen identifiziert, ist die reißerische New Yorker Presse, die in einem erbarmungslosen Konkurrenzkampf steht, bereits mitten im Geschehen und mit ihren „Bluthunden“ und rasenden Reportern der Polizei immer einen Schritt voraus. Und schon bald werden die ersten Verdächtigen verhaftet… Dieses Buch kommt etwas ungewöhnlich daher, denn man hat eher das Gefühl, eine niedergeschriebene TV-Dokumentation als einen Krimi vor sich zu haben. Aber dass hat mich beim Lesen nicht gestört, im Gegenteil, Michael Collins hat mit dem „Mord des Jahrhunderts“ ein Stück Zeitgeschichte festgehalten, dass nicht nur die Geschichte um den Mord an sich, sondern auch die Entwicklung der Kriminaltechnik, der Stadt New York und vor allen Dingen der Pressearbeit und des Journalismus Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts behandelt. Dabei nimmt der „Zeitungskrieg“ zwischen den beiden mächtigen Verlegern Pulitzer und Hearst eine herausragende Stellung ein. Und obwohl das Buch eher als Dokumentation ausgelegt ist, liest sich das Buch streckenweise wie ein waschechter Krimi und wird eigentlich nie langweilig. Absoluter Lesetipp!