Rezension zu "Ausländer" von Paul Dowswell
"Ausländer", ein Zufallsfund, ist für mich eine Art Schatz.
Im Jahr 1941 kommt Peter Bruck nach Berlin, denn bei einer medizinischen Vermessung in Polen hat man festgestellt, dass er dem typischen Arier entspricht.
So wird aus dem Waisenjungen, dessen Eltern bei einem Autounfall umgekommen sind, ein "Volksdeutscher". Er wird großzügig bei der Familie Kaltenbach aufgenommen, und gewöhnt sich ein, trotz einigem Unwohlsein bezüglich des Hitlerwahns. In der Hitlerjugend glänzt er, freundet sich mit dem Jungen Segur an, doch zweifeln einige seine Herkunft an, insbesondere Lothar Fleischer.
Doch die Konkurrenz mit Fleischer ist für Peter gefährlich, ebenso wie sein zunehmender Protest gegen das "Nazi"-Regime.
Zunächst ist es nur Mitleid, doch als er Anna trifft, die nur vordergründig das Regime unterstützt, wird es immer gefährlicher, denn die Gestapo schläft nicht und Familie Kaltenbach wird auch zunehmend skeptischer, ob die Aufnahme richtig war...
Ich war sofort in der Geschichte drin! Sprachlich ganz klasse geschrieben, sowohl einfach als auch der Situation angebracht, überzeugte mich die gesamte Handlung.
Peter ist ein Junge, der sowohl ehrlich als auch gutherzig ist. Vielleicht zu gutherzig in diesen Zeiten. Zwar stimmt er nicht mit der Ideologie der Nazis mitein, doch auch er wird manipuliert, wie so viele.
Besonders gut gefiel mir die Darstellung seines Unbehagens, sowie das Beziehungsgeflecht. Du kannst keinem trauen, was Peter nicht immer im Kopf hat. Je sicherer er sich fühlt, umso unvorsichtiger wird er.
Auch Anna war sehr überzeugend dargestellt, doch sie ist vorsichtiger und vernünftiger als Peter. Ihre Herkunft schützt sie zunächst, doch lange kann der Widerstand nicht gut gehen...
Familie Kaltenbach war für mich ebenso schwer einzuschätzen wie für Peter, und so manches Mal war ich hin- und hergerissen, was ihre Absichten sind, insbesondere bei einem bestimmten Familienmitglied.
Gerade das Ende nimmt an Fahrt auf, und ich konnte das Buch kaum aus der Hand liegen. Insgesamt ist es sehr überzeugend, wenn auch eine Menge Glück zu so einem Ende gehört, und das obwohl es nicht schadensfrei ausgeht.
Schließlich noch das Cover: Das Cover trifft Peter sehr gut, ebenso seinen Traum Pilot zu werden, doch eine kleine Sache am Cover erklärt sich erst gegen Ende des Buches.
Dieses Buch war ein absolutes Highlight und äußerst spannend, was sich in 5 von 5 Bookworms ausdrücken lässt.
Ein Roman, der zum Nachdenken anregt und durchaus auch als Schullektüre zu empfehlen ist, trotz einiger zeitlicher Verlegung geschichtlicher Ereignisse, was Dowswell auch im Nachwort anmerkt.