Cover des Buches Die Spur des Barolo (ISBN: 9783423216036)
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Rezension zu Die Spur des Barolo von Paul Grote

Dieser Krimi hat mich thematisch leider gar nicht erreicht. Schade.

von Floh vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Gute Umsetzung, aber leider ein Thema, welches sehr vordergründig dargestellt wird und mein Interesse nicht weckt.

Rezension

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Flohvor 8 Jahren
Autor Paul Grote befasst sich in seinem 12. Krimi „Die Spur des Barolo“ mit dem Thema Wein, Weinreise und dem spurlosen Verschwinden von Arnold Sturm. Ein aktueller Kriminalfall, ein mysteriöses Verschwinden und eine bizarre Weinwelt mit einer dunklen Verschwörung. Da die Behörden und die Polizei keinen Anlass für eine Ermittlung sehen, macht sich Arnolds Frau selbst auf die Suche und hat ihre ganze italienische Familie im Schlepptau. private Ermittlungsarbeit, Recherchen, Befragungen, Untersuchungen und die Welt des edlen Tropfens. Zunächst scheint dieser Fall keine Priorität zu besitzen, doch die Erkenntnisse und Sachlagen verschärfen sich zusehends… Erschienen im dtv Verlag (http://www.dtv.de/home_273.html)

Inhalt / Klapptext:
"Die fröhliche Weinreise ins Piemont endet im Desaster. Arnold Sturm, einer der sieben Düsseldorfer Weinfreunde, ist spurlos verschwunden. Und zwar, wie es aussieht, auf dem Rückflug von Turin. Wurde er entführt? Aber wie und warum? Und lebt er noch? Ehefrau Francesca will so rasch wie möglich Antworten auf diese Fragen, aber die Behörden erweisen sich als wenig kooperativ. Also nimmt die energische Italienerin die Sache selbst in die Hand und stellt, als Wein-Einkäuferin getarnt, Nachforschungen an."

Handlung:
Der Autor Paul Grote vermengt in seinem bereits 12. Band der Weinkrimi-Reihe viel Lokalkolorit, auch über die Staatsgrenzen hinaus, viel Fachwissen zum Thema Wein, und ganz wichtig: natürlich eine verzwickte Kriminalhandlung. Trotz der vielen anderen Geschichten, habe ich hier als Neuleser nicht das Gefühl, irgendwelche Informationen oder Hintergründe zu vermissen. Der Rechtsanwalt und Weinfreund Arnold Sturm hat sich mit sechs weiteren Mitgliedern des ersten Düsseldorfer Weinclubs auf eine (Wein-)reise in den Piemont begeben. Als die Gruppe die Rückkehr antritt und Arnold Sturm von Turin aus noch seine Frau anruft verliert sich seine Spur. Arnold Sturm hat das Flugzeug Richtung Düsseldorf nicht betreten. Sagt man… Für Sturms Frau, die Wirtschaftsprüferin Francesca Feltrinelli Sturm, beginnt ein Albtraum. Nach vielen Ermittlungen und nach den ersten Erkenntnissen glaubt die Polizei, dass sich Sturm gegen den Rückflug entschlossen hatte und geht keinesfalls von einem Verbrechen aus. Vielleicht gab es in der Ehe Probleme? Die Ansicht der Polizei verhärtet sich, als auch die Videoaufzeichnungen beweisen, dass Sturm nicht in der Maschine nach Düsseldorf gesessen hat…
Somit kommt Francescas Vater, und Arnolds Schwiegervater, der Gastwirt Angelo Feltrinelli, auf den Plan. Hier gibt es geballtes Temperament. So etwas regelt man mit der „la familia“! Die Feltrinellis stammen aus Turin, was liegt näher, als gleich die ganze Familie an der Suche nach Arnold zu involvieren? Eine spektakuläre und äußerst ungewöhnliche Ermittlung und Suche beginnt. Ein ganzer Familienclan ist auf Hochtouren. Francesca tarnt sich in Turin als Weineinkäuferin und versucht derweil in Kneipen, Bars, Hotels und Restaurants eine Spur ihres verschollenen Mannes zu finden. Doch Francesca hat mit Wein rein gar nichts im Sinn. Fliegt ihre Maskerade auf? Um sich nicht ganz auf ihr Geschick zu verlassen, ersucht sie Unterstützung in Mailand im Konsulat und hat die Hoffnung inoffiziell auf Unterstützung bei der Suche nach Spuren zu bekommen.
Dann taucht plötzlich ein zwielichtiger über Ecken Verwandter bei Francesca auf. Ludovico Colonna berichtet von dubiosen Vorgängen bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, einer Kellerei, die auch der Düsseldorfer Weinclub mit Arnold Sturm besucht hat. Doch wie sehr kann sie den Aussagen von Colonna trauen? Oder nutzt er Sturms Verschwinden für eigene Zwecke um seinem Chef eines auszuwischen? Plötzlich scheint jeder ein eigenes Interesse an Francescas Suche, bzw. dem Verschwinden Sturms zu haben. Für sie ist nicht zu erkennen, wer Freund oder Feind ist und wer von diesem Fall profitieren will und sie nur benutzt.


Schreibstil:
Der Schreibstil des Autors Grote besitzt eine gerade Linie. Autor Paul Grote schreibt die gute alte Kunst eines soliden Krimi. Anfangs wirkt es sehr trocken und starr, fast sachlich und protokollierend. Man könnte meinen, dass dieser Krimi etwas fachspezifisch und weinlastig, gar thematisch eingefahren oder angestaubt daher kommt. Doch hat man sich erst einmal an diese solide Schreibkunst und das weinschwere Fachwissen für einen Krimi gewöhnt, so wird man mit zwei Handlungssträngen einen Weg zwischen Gegenwart und Vorkommnissen auf der Weinreise des Clubs finden. Für mich ist diese Reihe ganz neu, ich kenne noch keinen vorherigen Band zur Weinkrimi-Reihe des Autors und lese zum ersten Mal ein Werk aus seiner Feder. Da sich hier die Polizei nicht in der Pflicht sieht, irgendwelche Ermittlungen anzustellen, erleben wir hier nicht viel behördliche und polizeiliche Arbeit, sondern private und inoffizielle Ermittlungen und Ermittler.
Krimiautor Paul Grote würzt seinen Krimi mit viel Wissen rund um den Wein, die Spezialitäten, Fachwissen und Insideranekdoten. Das muss man mögen und vielleicht ein besonderes Interesse für Wein und Weinkultur mitbringen. Lange wirkt dieser Krimi erzählerisch sehr protokollierend und berichtend, ehe die Handlung an Tempo und Facette gewinnt. Der Autor Grote besitzt neben dem schriftstellerischen Können, ein geballtes Wissen über die Machenschaften der Clans und Mafia, der Behörden und Hierarchien. Er beweist sich über die Staatsgrenzen hinaus. Sein Krimi reicht von Düsseldorf, nach Turin und Mailand und wieder zurück. Hier merkt man, dass der Autor gute Recherche betrieben hat, und somit einen schlüssigen Krimi aufweisen kann. Gerne gibt er diese Eindrücke und all sein Wissen an die Leser weiter. Dieser Krimi liest sich eher ruhig und gemächlich. Es gibt wenige Spannungsspitzen und leider auch eher wenige reißerische Momente. Einzig das Temperament der italienischen Familie von Francesca bringt Tempo und ungeahnte Aktionen. Die Spannung und die Wendungen sind eher flach und fließend. Hier dominieren vorwiegend die Charaktere und die (Wein-)Thematik. Durch sein Knowhow schreibt der routinierte Autor klar, überzeugt, selbstbewusst und lässt durch Realität und privatermittlerische Selbstjustiz diesen Krimi so glaubwürdig wirken. Dennoch hätte ich mir insgesamt mehr Höhen und Tiefen im Bereich der Spannung und des Nervenkitzels gewünscht. Das Thema Wein war mir zu vordergründig und sprach mich gar nicht an. So habe ich einen soliden und bodenständigen Krimi lesen dürfen, der mich aber leider nicht erreicht hat.

Charaktere:
Eine raffinierte Auswahl an Protagonisten und Charakteren begegnen wir hier in diesem Buch. Francescas temperamentvolle und sehr große Familie hat mir hier besonders gut gefallen und für viel Auflockerung gesorgt. Aber auch Francesca selbst hat mir als Protagonistin, Ermittlerin und besorgte Frau sehr gefallen. Sie hat eine Art, die man sich gerne annimmt und sich mit ihren Sorgen, Ängsten und Ideen befasst. Da Francesca von den Behörden wenig Hilfe erwarten darf, muss sie allein die letzten Stunden, bzw. Tage ihres Mannes rekonstruieren und begibt sich unfreiwillig selbst in Gefahr. Mit der Untätigkeit der Polizei will sie sich nicht begnügen, auch ihr Vater zieht sofort alle Register und involviert gleich die ganze Familie. Hier lernen wir Rollen und Nebenrollen aus allen Kulturschichten, Bildungsschichten, politisch und wissenschaftlich motivierte Kreise, unterschiedlichste Berufsfelder der Ämter und aber auch Charaktere mit unterschiedlich verlaufenden Vergangenheiten kennen. Hier schöpft der Autor aus den Vollen, und überzeugt durch seine Charaktere. Zunächst fühlte ich mich durch die Anzahl an Familie, Polizei, Weinkollegen, Hoteliers, Mitarbeiter, Angestellte und Freunde fast erschlagen, aber nach und nach entsteht ein Bild einer runden und soliden Suche mit Höhen und Tiefen und einem Hang zur Mafia und gefährlichen Geschäften nebst Rachefeldzügen. Interessant ist dann natürlich der Blick in die letzten Stationen der Freunde des Weinclubs und den letzten Stunden von Sturm und seinem Anruf bei seiner Frau. Jeder der beschriebenen Protagonisten ist auf seine eigene Art speziell und dennoch gegensätzlich. Man muss die vorherigen Teile der reihe nicht kennen, um ein rundes und vollkommenes Bild der Charaktere zu erhalten. Die Darstellung der handelnden Personen ist authentisch und personifiziert geschildert. So bekommt der Leser die Möglichkeit Handlungen zu verstehen und sich auch mit ihnen zu identifizieren. Besonders filmreif agiert die italienische Familie, die mit vielen Klischees ein sympathisches Bild formt.

Schauplätze:
Hier weiß es der Autor besonders zu glänzen, hier beschwört er eine unglaublich reale Atmosphäre der NRW Landeshauptstadt Düsseldorf hervor, er bietet Blicke in das Großstadtleben, der Idylle der Weinregionen, zeigt südliche Gefilde, präsentiert ein idyllisches Piemont, begibt sich in Weinkeller und Hotels und private Räume, sowie behördliche Stationen und dubiose Organisationen. Die einzelnen Schauplätze sind so vielzählig und flächendeckend wie das ganze Konstrukt an Zusammenhängen und Puzzleteilen für diesen Krimi und wie die speziellen Charaktere in dem Buch. Bizarre Orte, Verstrickungen, Verschwörungen, neue (Wein-)Welten, entsetzliche Pläne, Korruption, aber auch die gute biedere Gemütlichkeit und Geborgenheit einer heilen Familie kommen nicht zu kurz. Viel Lokalkolorit, Insiderwissen und bildhafte Darstellungen.

Meinung:
In diesem Krimi passiert eine ganze Weile nicht wirklich viel, beziehungsweise immer das gleiche: Francesca tourt die Kellereien ab, erfährt vieles über die Weine der Region und manches über die Reise des 1. Düsseldorfer Weinclubs. Gestritten sollen sie haben und die Stimmung sei angespannt gewesen. Da möchte man als Leser manchmal vorspulen. Ihre Dialoge mit den Winzern dienen hauptsächlich der Vermittlung von Weinwissen. Da mich das Thema wirklich wenig interessiert, war dieser Fokus für mich sehr störend. Ich habe auch nicht erwartet, dass hier so viel Fachwissen und so viel zum Thema Wein in diese Handlung verwoben wurde. Als ich den Klapptext las, hatte ich eine andere Erwartungshaltung. Leider wurde ich hier enttäuscht. Für Weinliebhaber könnte es aber durchaus sehr interessant werden. Zwar ist Arnold Sturm spurlos verschwunden, aber ich sehe ähnlich wie die deutsche Polizei, keine große Gefahr für sein Leben. Daher ist hier der Anreiz für eine Ermittlungsarbeit sehr gering. Auch für mich als Leser gibt es daher wenig Motivation eine rasante Ermittlung ins Leben zu berufen. Francesca und ihre Familie sehen das natürlich anders. Bewegung kommt für mich erst richtig in die Geschichte, als der Weintechniker Ludovico Colonna bei Francesca im Hotel auftaucht, und von dubiosen Vorgängen bei seinem ehemaligen Arbeitgeber, einer Kellerei, die auch Arnolds Weinclub besucht hat, berichtet. Aber wie vertrauenswürdig ist dieser Mann? Handelt und berichtet er nur aus eigenem Interesse?
Sehr gefallen haben mir hier in diesem Krimi, dass es wenig Polizeiarbeit gibt, sondern eher laienhafte Privatermittlungen und inoffizielle Aktionen. Schon lange habe ich diesen soliden Stil nicht mehr gelesen, daher war meine Überraschung groß. Mich beeindrucken besonders die intensiven Charaktere und Machenschaften hier im Krimi, das mildert meinen Verdruss über die Weinlastigkeit etwas ab. Aber leider reichte das nicht aus, um mich für dieses Buch zu gewinnen und mir einen genussvollen Krimi zu bieten. Hier war ich für dieses Buch leider die falsche Adressatin.

Cover / Buch:
Das Buch ist hochwertig und handlich verarbeitet. Das Schriftbild ist angenehm, die Kapitel nicht allzu lang.
Das Cover gefällt mir eher weniger, passt jedoch sehr zum Thema und zum Inhalt des Krimi.

Der Autor:
„Paul Grote berichtete fünfzehn Jahre lang als Reporter für Presse und Rundfunk aus Südamerika. Seit 2003 lebt er als freier Autor in Berlin. Sein Gespür für Wein, sein Wissen und seine Erfahrungen spiegeln sich in allen seinen Krimis wider.“

Fazit:
Hier erlebt man einen Krimi mit privaten Ermittlungen und viel Fachwissen zum Thema Wein und Weinkultur. Leider hat mich dieser Krimi nicht erreicht und nur mäßig beeindruckt.
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