Der Franzose Paul Halter begründete seine literarische Karriere damit, klassische Rätselkrimis zu verfassen. Sein großes Vorbild ist der Autor John Dickson Carr als Meister der Locked-Room-Mystery bekannt.
Es wäre sowohl schmeichelhaft als auch kritisch ihn als puren Epigonen des Amerikaners zu bezeichnen.
Außerhalb seiner Heimat wurde Halter durch den Verlag Locked Room International bekannt (wie der Name bereits andeutet hat sich dieses Unternehmen zum Ziel gesetzt Locked-Room-Mysteries fremdsprachiger Autoren ins Englische zu übertragen und so einem breiteren Publikum zugänglich zu machen.)
The Night Of The Wolf enthält nun zehn Erzählungen, in welchen Halter sein Lieblingsthema variiert, jenes des unmöglichen Verbrechens, oftmals auch begangen in einem verschlossenen Raum.
Oftmals haben wir es mit einer Geschichte innerhalb einer Geschichte zu tun: Der Protagonist begegnet jemandem, der ihm von einer mysteriösen Begebenheit erzählt.
So auch in The Abominable Snowman wo ein Mann sich auf einer dunklen Londoner Straße verirrt und einem Fremden begegnet, welcher ihm über ein altes Verbrechen erzählt. Ein Zeuge berichtete damals, er hätte beobachtet, wie ein Schneemann zum Leben erwachte und das Opfer ermordete. Natürlich ein Ding des Unmöglichen, aber am Ende findet sich selbstverständlich eine rationale Erklärung.
The Dead Dance At Night und The Tunnel Of Death sind klassische Locked-Room-Mysteries, im ersteren setzen sich Särge in einer hermetisch abgeriegelten Familiengruft in Bewegung und erfüllen so einen tödlichen Fluch, in letzterem geht es um einen Mord begangen in einer geschlossenen Aufzugskabine in Anwesenheit mehrerer Zeugen.
The Call Of The Loreley spielt in Halters Heimat, im Elsass und nimmt als Grundlage eine alte Legende; ebenso wie die titelgebende Erzählung The Night Of The Wolf.
Charles Dicken’s A Christmas Carol erhält eine neue Variation in The Golden Ghost, in der ein selbstsüchtiger alter Geizhals sich an Heilig Abend mit einer geheimnisvollen Geistererscheinung herumplagen muss.
Weihnachtlich wird es auch in The Flower Girl, wo es um die Existenz des Weihnachtsmannes geht.
In The Cleaver arbeitet Halter mit dem beliebten Thema einer Vision, die später Wirklichkeit wird (siehe auch Agatha Christies Erzählung „Der Traum“).
Rippermania dagegen ist eine kurze Serienmörder-Story, die im Vergleich zu den restlichen Kurzgeschichten fast schon modern daherkommt.
Halter wird häufig wegen seiner schablonenhaften, oberflächlichen Figurenzeichnung und seiner wenig ausdrucksstarken Sprache kritisiert. Offensichtlich ist der Autor nicht an formellen Neuerungen interessiert, Sprache ist bei ihm rein zweckmäßig. Wenn es aber einzig die Handlung ist, welche ein Werk auszeichnet, sollte zumindest diese über jeden Zweifel erhaben sein. Es wäre zu verschmerzen, dass Halter in seinen Geschichten alte Ideen recycelt, vielmehr stört die mechanische Art und Weise in der dies geschieht.
Irgendetwas sagt mir, dass Paul Halter wohl auch in Zukunft nur ein Geheimtipp bleiben wird.
Unmögliche Verbechen aus Frankreich