Rezension zu "Allgemeinbildung. Alles was man wissen muss in Geschichte, Sprachen, Literatur, Mathematik und Naturwissenschaften" von Paul Kleinman
laviniadierssen>> Machen Sie es sich gemütlich, entspannen Sie sich und entdecken Sie all den Mist, den Sie eigentlich längst wissen sollten, wieder beziehungsweise neu. <<
So lautet das Ende der Einleitung zu diesem Buch, welches von Paul Kleinman im Anaconda Verlag veröffentlicht wurde.
Was ich zunächst als lustig gemeinte Anmerkung ignorierte, sollte sich bald als Prophezeiung herausstellen, denn genau das ist, was dieses Buch ist: Mist.
Auf 384 Seiten erwartet dich als Leser 5 große Themengebiete: Geschichte, Sprachen, Literatur, Mathematik und Naturwissenschaften - so zumindest die Ankündigung auf dem Cover, denn das Inhaltsverzeichnis, macht da schon einen Strich durch die Rechnung.
Teil 1 des Buches bezieht sich auf das Thema Geschichte. Wenig ansprechend geht man hier mit kleinen Informationshappen auf die wichtigsten Ereignisse ein ohne eine zeitliche Reihenfolge zu bedenken (in welcher Welt sollte so jemand etwas gut lernen können?). Wenig überraschend geht es hauptsächlich um Amerika und mit wem es gerade mal wieder Krieg führt, ein paar chinesische Dynastien (wo eine wahrscheinlich nicht mal existierte, trotzdem wichtig zu wissen I guess), das alte Ägypten wurde mal angehaucht, ein paar Revolutionen dürfen natürlich nicht fehlen und dann noch die bösen Deutschen, wir kennen es ja noch aus dem Schulunterricht. Und genau so fühlt sich diese Allgemeinbildung, die jeder Mensch haben soll, um an der Gesellschaft teilnehmen zu können, auch an: Schulunterricht im Kurzformat. Die wichtigen Themen und dazugehörigen Hintergrundinformationen wie zum Beispiel zum Bereich Hexenverfolgung oder rund ums Deutsche Reich ignoriert man geflissentlich, soll doch niemand wirklich gebildet werden - etwas, was ich schon zu meiner Schulzeit nicht verstand.
Teil 2 bezieht sich auf den Themenbereich Sprache, wie das Alphabet, der Satzbau, Dialekte und damit verbunden angehaucht das Thema Literatur. Man erwähnt einige Genres und 6 Autoren, von denen du mal den Namen gehört haben solltest, und damit ist das Thema dann ja auch genug besprochen - will man sich ja nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. William Shakespeare, Edgar Allan Poe, Charles Dickens, Virginia Woolf, Jane Austen und Franz Kafka sind übrigens Namen, die jeder kennen sollte.
Teil 3 dürfte unser aller Liebling sein: die Mathematik. Nach einer kurzen Einführung zu den Zahlen und den einfachen Rechenoperationen, gehört es dafür offensichtlich zur Allgemeinbildung eines jeden Bürgers dazu mathematische Formeln auf gymnasialen Niveau auswendig zu kennen und benutzen zu können. Bin mir zwar ziemlich sicher, dass 90% der Bevölkerung in ihrem Alltag und ihrer beruflichen Laufbahn wenig bis gar nicht mit schweren Rechenoperationen zu tun haben, aber jetzt weißt du wenigstens, wo du offensichtlichen Nachholbedarf hast *lach*.
Teil 4 dreht sich um die Wissenschaft, na ja 90% davon dreht sich um die Biologie, man erwähnt kurz mal Newton und das Periodensystem, damit sind die anderen Naturwissenschaften ja dann auch abgehakt. Passend zu unserer heutigen Zeit - oder damit das Buch überhaupt verlegt wurde - durfte das Thema Klimawandel nicht fehlen, was an fehlenden Fachwissen nur so glänzte, dafür aber immerhin das Volk weiterhin dumm hält, so wie das restliche Buch es ja schon tut.
Teil 5 und damit das Ende dieses Albtraums: Fremdsprachen.
Das ganze ABC des Sprachenvielfalt um einfache Sätze zu kennen, damit man sich auf der ganzen Welt mit Menschen unterhalten kann - gehört zur ALLGEMEINBILDUNG. Also wer von euch den isländischen Unterricht geschwänzt hat, sollte sich schämen!
Der einzige Pluspunkt: Gebärdensprache wird auch thematisiert. Da finde ich ja, es sollte Pflichtunterricht sein, denn spätestens wenn einer von uns taub ist und diese Sprache lernen muss und niemand ihn versteht, bereut man es, dass diese Sprache sonst niemand lernen musste. Aber natürlich passend zu diesem Buch wird nicht eine gängige Gebärdensprache erklärt, damit man sich wenigstens halbwegs verständigen könnte, denn einige Zeichen kommen in vielen Gebärdensprachen vor. Nein, man erklärt nur, dass es die Sprache gibt. Wahnsinn.
Wenn man dem Ganzen dann noch die Krone aufsetzen möchte und selbst bei neutralen Worten gendern muss, dafür aber wenig bis kein Wissen in einem Buch über Allgemeinwissen vermittelt, braucht man sich über 1 Stern wirklich nicht wundern.
Und der ist schon zu viel. Schade um die Papierverschwendung.