Cover des Buches Orbáns Ungarn (ISBN: 9783218010382)
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Rezension zu Orbáns Ungarn von Paul Lendvai

Von der Hoffnung der Demokratie zum Autokraten

von camilla1303 vor 7 Jahren

Kurzmeinung: Von der Hoffnung der Demokratie zum Autokraten

Rezension

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camilla1303vor 7 Jahren

Der ORF Korrespondent, Paul Lendvai, ein angesehener Osteuropa-Experte hat den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán und seine Politik in dem Buch „Orbáns Ungarn“, das 2016 im Verlag Kremayr & Scheriau erschienen ist, ins Visier genommen. Der Autor selbst ist 1956 aus Ungarn geflohen, sieht sich selbst als Österreicher, der neben Deutsch auch Ungarisch spricht und viele Ungarn kennt. Auch den Ministerpräsidenten hat er persönlich getroffen und das Buch wurde mittlerweile auch in Ungarn veröffentlicht. Ob es Viktor Orbán liest? Paul Lendvai erhofft es sich.

Viktor Orbán regiert hinter einem scheinbar demokratischen Vorhang mit eiserner Faust. Die junge Demokratie Ungarns hat er in 7 Jahren zu einem autoritären Staat umgebaut. Geschickt baut er seine Macht, durch gut durchdachte und vermutlich auch gut geplante Gesetzesänderungen, Stück für Stück aus. Seine politischen Vorbilder sind der russische Präsident Putin und der türkische Präsident Erdoğan, der selbst gerade die Demokratie in der Türkei aushebelt. Von den westlichen, liberalen Werten hat er sich abgewendet und immer wieder kritisiert er die EU und stellt den Grundkonsens Europas in Frage, natürlich nicht ohne weiterhin europäische Gelder in Anspruch zu nehmen. Das Buch listet seinen Werdegang chronologisch auf. Von der Hoffnung der Demokratie zum Autokraten.

Das Buch ist eine gut recherchierte Analyse der ungarischen Politik seit 1989 und meines Erachtens absolut lesenswert. „Am Beispiel Viktor Orbáns zeigt sich, wohin es führen kann, wenn nationalistische Rechtspopulisten einmal an der Macht sind.“, steht im Klappentext des Buches. Ob die deutschsprachigen Rechtspopulisten, die ja selbst mit Viktor Orbán sympathisieren, nun „linkslinke Lügenpresse“ eines „Rotfunks-Korrespondenten“ schreien, sei dahingestellt. Für mich ist das Buch eine gut recherchierte Biografie, die jeder politisch Interessierte lesen sollte.

Den Schlusssatz des Buches: "Ich wünsche mir von Herzen, dass Österreich nicht in diese Situation kommt!", kann ich aus tiefstem Herzen unterstreichen, denn Viktor Orbán zählt zu den erklärten Vorbildern von Norbert Hofer und Heinz-Christian Strache. Wählen! Nicht wundern.

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