Rezension zu Aufruf zum Ungehorsam von Paul M. Zulehner
Rezension zu "Aufruf zum Ungehorsam" von Paul M. Zulehner
von WinfriedStanzick
Rezension
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WinfriedStanzickvor 12 Jahren
Das vorliegende neue Buch des streitbaren katholischen Theologen Paul M. Zulehner dokumentiert die Ergebnisse einer Befragung katholischer Geistlicher in Österreich, die eine Initiative mit dem Titel „Aufruf zum Ungehorsam“ letztlich verursacht hat. Sie wollen, weltweit beachtet, nicht mehr länger bloße Resolutionen verabschieden, sondern durch verantwortliches am Evangelium orientiertem Handeln längst überfällige Reformen in der katholischen Kirche voranbringen. Weil die öffentlichen und kirchlichen Wogen nach diesem Aufruf sehr hoch schlugen und er eine breite und auch internationale Aufmerksamkeit erfuhr, hat der ORF eine Studie in Auftrag gegeben, die untersuchen sollte, inwieweit dieser Aufruf einer pressuregroup Zustimmung bei den katholischen Pfarrern gefunden hat. Interessant scheint mir vor allem, dass die unter 40-jährigen Priester diese Initiative völlig ablehnen. Sie selbst sind als Person eher weltabgewandt und neigen leicht zu einem autoritär stilisierten Gehorsamverständnis. Die älteren, vielleicht noch vom 2. Vatikanum geprägten Pfarrer erweisen sich als moderner und reformfreudiger als die jüngeren. Dennoch, so resümiert der unerschütterlich an die Reform der katholischen Kirche glaubende Zulehner, sei die Zustimmung zu vielen einzelnen Aussagen der Initiative „Aufruf zum Ungehorsam“ bei Pfarrern und mehr noch bei Laien sehr hoch und er drückt seine Hoffnung aus, dass es möglich sei , etwas zu verändern und den Reformstau zu lösen: „Taten, nicht Worte reformieren die Kirche.“ Man wird abwarten müssen, was aus diesem Aufruf wird, ob seine Unterstützer etwas bewegen können und vor allem, ob es auch in Deutschland eine ähnliche Bewegung geben wird.