Rezension zu "Das außergewöhnliche Leben eines ganz normalen Mannes" von Paul Newman
Soerenvor 2 JahrenObwohl Paul Newman zu den berühmtesten und talentiertesten Schauspielern des 20. Jahrhunderts zählt, ist über den Privatmann Paul Newman kaum etwas bekannt. Selbst seine eigene Familie hatte lange Zeit keine genaue Ahnung, was in seinem Kopf und seinem Herzen vorging. Paul wusste selbst um seine Verschlossenheit und fasste deshalb Mitte der Achtziger Jahre den Entschluss, zusammen mit seinem Freund Stewart Stern seine Memoiren zu verfassen. Sechs Jahre lang trafen sich die beiden immer wieder mal und sprachen über alles und jeden, bevor Paul irgendwann das Interesse verlor und das Projekt für viele Jahre in Vergessenheit geriet.
Anfangs ging er bei seinen Schilderungen sehr detailliert vor. Vor allem über Pauls Kindheit, Jugend und die ersten Schauspieljahre erfährt man viel. Vom schwierigen Verhältnis zu seinen Eltern beispielsweise, wie er nach dem zweiten Weltkrieg auf College ging und dort erste Bühnenerfahrungen sammelte, wie er kurzzeitig ins Familiengeschäft einstieg und dass er längst in erster Ehe verheiratet und Vater geworden war, bevor er herausfand, was Liebe überhaupt bedeutet. Fatalerweise wurde ihm das nicht mit seiner eigenen Frau, sondern mit seiner Schauspielkollegin Joanne Woodward bewusst, mit der er jahrelang eine Affäre hatte, bevor sie tatsächlich offiziell zusammenkamen.
Von seinen ersten Filmerfahrungen berichtet er noch ausführlich, je mehr er jedoch im Showgeschäft Fuß fasst, desto sprunghafter werden die Berichte. Neben ihm kommen auch zahlreiche Weggefährten zu Wort. Manchmal werden da die Berichte über die jeweiligen Filmprojekte regelrecht zur Nebensache. Über manche Filme verliert er kein einziges Wort. Das ist meiner Meinung nach auch das einzige Manko an der ansonsten tollen Autobiografie. Als Filmfan hätte ich zum Beispiel gern mehr über die zwei gemeinsamen Filme mit Robert Redford oder die beiden Lew-Harper-Streifen erfahren. Möglicherweise gab es darüber nicht viel zu erzählen oder aber es gehört zu dem Teil des zig Stunden langen Interviewmaterials, das herausgekürzt wurde (möglicherweise für einen zweiten Band). Doch auch abgesehen davon lohnt sich die Autobiografie für jeden, der mehr über den oft verschwiegenen Hollywoodstar und ein paar interessante Anekdoten über die Traumfabrik und das Filmgeschäft erfahren möchte.