Ehrliche und spannende Lebensgeschichte.
von Woerter_auf_Papier
Kurzmeinung: 4,5 Sterne für eine ehrliche und spannende Lebensgeschichte. Empfehlenswert
Rezension
Was mich an diesem Buch besonders fasziniert hat, ist seine Entstehungsgeschichte und der besondere Aufbau. Es gibt unzählige (Auto-)Biografien. Aber "Das außergewöhnliche Leben eines ganz normalen Mannes" sticht hervor. Wie im Klappentext bereits ersichtlich, handelt es sich um Aufzeichnungen von Paul Newman. Gestartet wurde das Vorhaben 1986 in Zusammenarbeit mit Stewart Stern. Stern war nicht nur Drehbuchautor (u. a. schrieb er das Drehbuch zu … denn sie wissen nicht, was sie tun), er war auch ein sehr enger Freund Newmans.
Das Konzept sah folgendermaßen aus: Stewart Stern sollte eine Geschichtensammlung über Paul Newmans Leben zusammenstellen. Freunde, Familie, Arbeitskollegen – sie alle sollten zu Wort kommen. Newman selbst wollte eigene Erzählungen beifügen. Seine Bedingung war, dass jeder absolut ehrlich sein sollte. Es sollte keine Beweihräucherung werden, sondern eine authentische, aufrichtige Biographie. Und das galt auch für das, was Paul Newman zu sagen hatte.
Über einen Zeitraum von fünf Jahren wurden die vielen Geschichten gesammelt. Dann geriet das Projekt ins Stocken. Paul Newman starb 2008, sein Freund Stewart Stern 2015. Die Aufzeichnungen waren viele Jahre lang verschwunden. Immer wieder erinnerte sich die Familie daran, doch eher zufällig wurden die gut 14.000 Seiten – Abschriften von Interviews, Tonbandaufnahmen etc. – schließlich 2019 gefunden. Aus dem vielen Material entstand dann "Das außergewöhnliche Leben eines ganz normalen Mannes" – ein außergewöhnliches Buch.
Paul Newman erzählt von seiner Kindheit, seinen Anfängen als Schauspieler und dem Aufstieg zum Star. Er erzählt aber auch ganz offen von den düsteren Seiten seines Lebens: Seiner Alkoholsucht, seinen Unsicherheiten und Misserfolgen. Immer wieder kommen Familienmitglieder und Weggefährten zu Wort. In kurzen Absätzen geben sie Newmans Geschichte die zusätzliche Würze.
Paul Newman wirkt authentisch, er spricht direkt, ehrlich und offen. Ich konnte mir während des Lesens gut vorstellen, wie er diese Gespräche mit seinem Freund Stewart Stern führte. Denn genau so liest sich Das außergewöhnliche Leben eines ganz normalen Mannes. Wie das Gespräch unter Freunden, bei denen manchmal auch andere Menschen, z. B. Tom Cruise, Sidney Lumet oder Joanne Woodward (Paul Newmans Frau), hineinschauen, eine kleine Anekdote zum Besten geben und sich dann wieder verabschieden. Klasse!
Lesenswert ist das Buch auch für Cineasten, da Paul Newman immer wieder aus dem filmischen Nähkästchen plaudert. Spannende und amüsante Einblicke in die Dreharbeiten, in die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren des Filmgeschäfts und auch in Theaterproduktionen gibt Newman zum Besten.
Obwohl mich nicht jedes Detail gleichermaßen interessierte – das Militär ist einfach nicht mein Ding – hat mich diese Autobiografie dank Paul Newmans humorvoller und ehrlicher Art nicht einmal gelangweilt. Die Geschichten lesen sich sehr flüssig und die bereits oben erwähnten Anekdoten lockern das Ganze eh auf.
Angereichert ist die Autobiographie übrigens mit zahlreichen Fotos, die den Schauspieler vom Baby bis ins hohe Alter zeigen.
Fazit: "Das außergewöhnliche Leben eines ganz normalen Mannes" ist eine ganz besondere Autobiographie, in der nicht nur Paul Newman, sondern auch viele Weggefährten zu Wort kommen. Durch die verschiedenen Stimmen kommt man dem Schauspieler sehr nahe und erhält eine ehrliche und spannende Lebensgeschichte. Empfehlenswert.
Die Rezension findet ihr auch auf meinem Blog: https://woerteraufpapier.de/das-aussergewoehnliche-leben-eines-ganz-normalen-mannes-von-paul-newman/