Rezension zu "Bloß keine halben Sachen" von Florian Sitzmann
Florian Sitzmann verlor nach einem schweren Motorradunfall 1992 beide Beine und ist seitdem mit Rollstuhl mobil. In „Bloß keine halben Sachen | Deutschland – ein Rollstuhlmärchen“ berichtet er von seinen beinlosen Erfahrungen im Fußgängerdschungel, gibt viele wertvolle Tipps und macht gleichzeitig Mut.
So schreibt Sitzmann im Buch über wichtige Bereiche des Lebens, erzählt, wie er sie persönlich im Rollstuhl sitzend gemeistert hat und was er sich für eine wirklich gelungene Inklusion von Menschen mit Behinderung in die Gesellschaft wünscht. Er berichtet unter anderem auch von seinen ersten Erfahrungen in der Reha, die soweit weg vom „normalen Leben mit anderen Menschen“ war. Er erzählt weiterhin von überforderten Menschen und wie er sich mit viel Eigeninitiative selbst ins Arbeitsleben einbrachte. Er schreibt, wie er sich den Sport zurückeroberte und auch in der Liebe neues Glück fand. Ferner, worauf es für ihn beim barrierefreien Wohnen ankommt, was es beim Urlaub buchen zu beachten gilt und warum soziales Engagement so wichtig ist.
Mein Fazit:
Ich selbst bin Fußgängerin, doch mein Lebensgefährte sitzt nach einem Schicksalsschlag im Rollstuhl und ist seitdem auf Hilfe angewiesen. Das Buch von Florian Sitzmann bestätigt viele unserer eigenen Erfahrungen, hat uns darüber hinaus aber auch gute Hinweise gegeben und Tipps für Anlaufstellen, bei denen wir uns noch mal genauer umschauen können. Ein Buch also, dass wir mit einer bestimmten Erwartungshaltung gelesen haben und das uns dort vollends abgeholt hat.
Darüber hinaus finde ich es persönlich wichtig und großartig, wie sich der Autor als selbst Betroffener für Menschen mit Behinderung einbringt, kämpft und damit auch all denen eine Stimme gibt, die das gegebenenfalls momentan nicht selbst können.
Für wirklich gelungene Inklusion ist es meiner Ansicht nach noch ein weiter Weg. Das erleben wir täglich aus eigener Erfahrung, sobald ich mit meinem Lebensgefährten das Haus verlasse. Bücher, wie die von Florian Sitzmann, helfen jedoch, auch bei Nichtbetroffenen mehr Verständnis und Einfühlung zu erzeugen und sind meiner Ansicht nach ein Baustein dafür, etwas an der jetzigen Situation für Menschen mit Behinderung zu ändern und die Wichtigkeit von Inklusion ins Bewusstsein zu rücken.