Rezension zu "Die Weißen denken zuviel: Psychoanalytische Untersuchungen bei den Dogon in Westafrika (Paul Parin Werkausgabe)" von Paul Parin
Die Einführung in die Psychoanalyse und die Einblicke in das Leben der Dogon sind zwar stellenweise sehr interessant, aber in Summe ist mir dieses Sachbuch in seinen Sichtweisen zu überholt und zu langatmig. Die Ausgabe von 1993 habe ich nach 136 Seiten abgebrochen. Schon in dieser Druckauflage hätte der Verlag einige kritische Anmerkungen zu Falschbehauptungen einfließen lassen sollen, denn zu Beginn des Dogon-Kapitels muss man als Leser eine Aufzählung rassebiologischer Merkmale dieses Volkes über sich ergehen lassen – als wären Hautfarbe, Haar-, Nasen- und Lippenformen allen Ernstes wissenschaftliche Kriterien zur Bestimmung von Rassen im biologischen Sinne. Die Autoren, die dieses Buch 1963 schrieben, stehen also noch ganz unter dem Einfluss irrsinniger Menschenrassentheorien des 19. Jahrhunderts. Die protokollierten Gespräche sind ganz nett, aber auch irgendwie eintönig; der Hang zur Analyse und deren Schlussfolgerungen wirken für mich irgendwie aufgesetzt. Die vermeintliche Motivation der Autoren, die Westafrikaner besser verstehen zu wollen, sagt eigentlich schon alles aus. Für die Erkenntnis, dass es sich bei den Dogon um ganz normale Menschen handelt, benötige ich keine psychoanalytische Untersuchung.