Sarah und die Erzählerin begegnen sich am Silvesterabend in Paris das erste Mal, was den Anfang einer beginnenden und stürmischen Liebe markiert, die bald über die Frauen kommt. Ihre Amour Fou wächst und wird übermächtig, scheint sie fast verrückt zu machen.
Lange wird die Liebe nicht halten, bald schon fühlt sich Sarah erdrückt von den Gefühlen, von der Intensität, sie trennt sich. Kurz darauf erfährt die Erzählerin, dass Sarah Krebs hat, und flieht, nach Italien, bis nach Triest, wo sie in einer leerstehenden Wohnung bleiben kann. Sie verliert sich in einer Psychose, bildet sich ein, dass Sarah schon tot sei.
Das Debüt der französischen Autorin Pauline Delabroy-Allard sorgte für Aufsehen, als es 2018 in Frankreich erschien. Sie erhielt dafür mehrere renommierte Preise, wurde von der Presse hochgelobt.
Delabroy-Allard erzählt von einer Frau, die sich komplett verliert und der Gesellschaft den Rücken zukehrt. Eine Frau, die keine Möglichkeit sieht zurück zu finden, zu einem Platz, der ihr gehört und wo sie sich behaupten kann. Der Roman berauscht, benebelt, verwirrt und begeistert mit seinem großartig komponierten Untergangszenario einer Frau, die an sich selbst und der Gesellschaft scheitert. Große Empfehlung für dies Buch! ❤️
Pauline Delabroy-Allard
Lebenslauf
Ein Bestsellerlisten-Stürmer: Die französische Autorin Pauline Delabroy-Allard wird 1988 geboren. Nach ihrem Studium in Literatur und einer Ausbildung arbeitet sie unter anderem als Buchhändlerin, Platzanweiserin im Kino und als Bibliothekarin.
2018 erscheint ihr Debütroman »Ça raconte Sarah«, der 2019 auch auf Deutsch unter dem Titel »Das ist Sarah« veröffentlicht wird. Das Buch wird von der Kritik gepriesen und mit verschiedenen Preisen ausgezeichnet, darunter der Prix Evoyé par La Poste und der Prix des Libraires de Nancy.
Pauline Delabroy-Allard lebt und schreibt heute in Paris.
Alle Bücher von Pauline Delabroy-Allard
Es ist Sarah
Wer ist das
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Neue Rezensionen zu Pauline Delabroy-Allard
Ganz unerwartet wird die namenlose, in Paris lebende Icherzählerin von der Liebe zu der Violonistin Sarah überrollt. Es ist eine Art feindliche Übernahme über ihr gesamtes Leben. Noch nie hat die Erzählerin eine solche umfassende Obsession erlebt. Denn eine Obession ist es.
Ob es auch Liebe ist, wird nicht ausgelotet im Roman, obwohl viel von Liebe die Rede ist. Auch von einer Art Seelenverwandtschaft. Alles scheint zu passen. Die Erzählerin lässt sich in einen Liebesrausch fallen. Doch so schnell wie der Rausch begonnen hat, ist er auch wieder vorbei.
Was die einen fasziniert, langweilt die anderen. Nämlich die Schreibweise dieses Romans, der in kurzen Sätzen mit viel Wortwiederholungen, Atemlosigkeit zu vermitteln vermag. Doch reicht es als Charakterisierung, wenn man hundertmal schreibt „sie ist so lebendig“? Die grünen Augen von Sarah haben mich nicht ganz so gefesselt wie die Autorin sich das vorgestellt hat und ihre Schlupflider haben mich auch nicht glücklich gemacht.
Hannah Lühmann schreibt (deshalb) 21.08.2019 in der „Welt“:
„Der glamouröseste Roman der französischen Gegenwartsliteratur ist die Geschichte einer Amour fou zwischen zwei Frauen. Warum aber bleibt man von dieser virtuosen Erzählung letztlich so unberührt?“
Weil er Charaktere nicht auslotet und dies auch nicht tun will. Und weil er mit surrealistischen Momenten und Anteilen spielt, die ja gerade eine Identifikation verhindern möchten, aber ein Gefühl nach vorne bringen wollen. Der Surrealismus ist nichts als ein Gefühl.
Ja, man sucht in dem Roman vergeblich nach Inhalt. Sexistische Reizwörter beschreiben schnörkellos die Liaison. Die Liebe bleibt unhinterfragt. Obwohl sie von der einen Seite rücksichtslos ausnutzend gelebt wird und von der anderen stalkerhaft bis ins Krankhafte gesteigert ist.
Man weiß nur Marginales von den beiden Frauen. Es wird angedeutet, skizziert. Und dabei bleibt es. Aber das ist Absicht. Es ist gewollt und nicht etwa nicht gekonnt.
Die Liebesskizze, die eine krankhafte, alles verschlingende Obsession darstellt, hat seine Reize. Aber sie ist bleibt unausgeformt. Ein Bild in Pastell, bei dem die Pastelltöne oft sogar bis zur Unkenntlichkeit von Konturen verschwimmen.
Im zweiten Teil ist man nicht mehr ganz sicher, wer hier spricht. Ist es immer noch die selbe Erzählerin oder ist es nicht doch Sarah, die im Todesdelirium phantasiert und die Fakten vermengt, durcheinanderbringt? Wir wissen es nicht. Das Ende ist auf alle Fälle strange.
Aber Pauline Delabroy-Allard kann sich auch ganz wunderbar ausdrücken: "Seit wir zu zweit sind, herrscht die Magie." Das ist kurz. Und genial.
"Der Winter, der mit leisen Schritten vorbeigeht, während wir dem Schnee beim Fallen zusehen". Das ist einfach. Und schön.
Fazit: Der moderne weibliche, französische Roman scheint im Moment sexistisch zu sein und mit surrealistischen Anteilen zu spielen. Der surrealistische Anteil versöhnt hier, genau so wie bei Leila Slimani. Die modernen Schriftstellerinnen brechen mit den alten Erzähl-Formen. Sie experimentieren. Sie spielen. Das muss einem nicht gefallen, man kann es aber honorieren. Kunst muss sich weiterentwickeln.
Kategorie: Moderner französischer Roman
Frankfurter Verlagsanstalt, 2020
„Es geht um Sarah, unberechenbar, wankelmütig, verwirrend, unbeständig, furchterregend wie ein Nachtfalter.“ Seite 88
Wenn sich das Leben gerade leer anfühlt, kann die Liebe mit umso größerer Wucht zuschlagen. Genauso ging es unserer Ich-Erzählerin in „Es ist Sarah“: Völlig unerwartet verliebt sie sich in eine Frau. Und was für eine Frau! Sarah ist ein Wirbelwind, der kaum einmal stillhalten kann, laut, fröhlich und lebendig.
In den kurzen Kapiteln wird man als Leser genauso von dieser Frau, dieser Liebe überrannt, wie die Erzählerin. Rasant, stürmisch, schmerzhaft, verzweifelt, ja getrieben erzählt Delabroy-Allard mit Sätzen, die man sich ständig anstreichen will. Kann Liebe so groß sein, dass sie zu mächtig wird? Mit Sarah scheint alles möglich.
Wie die Autorin mit Worten spielt, wie sie mit ihrer Sprache Stimmung erzeugt, wie man mit der Erzählerin mitfühlt obwohl diese kaum ein Wort von sich selbst sagt, weil Sarah alles einnimmt. Das ist einfach großartig. Ich war verliebt in dieses Buch und hätte es so gerne zu meinen Jahreshighlights gezählt, wenn mich das letzte Drittel doch nur so begeistert hätte wie der Rest des Romans! Doch zum Ende hin hat es mich irgendwie verloren.
Aber auch mit absolut wehmütigem Abzug gegen Ende ist dieser kurze Roman ein Erlebnis, das man sich nicht entgehen lassen sollte. Tragisch, lebendig, sinnlich, eine Wucht.
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