Eines muss man diesem Buch lassen: Es ist so leicht wie ein Lufthauch aus 1001 Nacht, mit viel orientalischem Charme. Aber trotzdem hat es mir nicht gefallen, dieses hoch gelobte Buch von Paulo Coelho, von dem ich mir so viel mehr erwartet hatte als bloße Floskeln wie „wenn du etwas wirklich willst, dann arbeitet das ganze Universum darauf hin, dass du es auch erreichen kannst“. Das war mir einfach zu viel von allem – zu viel Optimismus, zu viel Spiritualität, zu viel Leichtigkeit und zu wenig Tiefe. Mit dem Protagonisten, dem Hirtenjungen Santiago, der seine Schafherde verkauft um einem wiederkehrendem Traum nach Afrika zu folgen, bin ich bis zur letzen Seite nicht warm geworden, weil er mir so unnahbar erschien und irgendwie zu konstruiert – denn wer verzweifelt denn nicht, wenn er in einem fremden Land, der Sprache nicht mächtig, ganz allein auf sich gestellt erst ausgeraubt wird und dann auch noch in einen blutigen Krieg zwischen zwei Stämmen gerät? Also ich für meinen Teil könnte das nicht mit einem „Das Universum ist auf meiner Seite“ abtun. Trotzdem mochte ich die vielen Fragen, die „Der Alchimist“ stellt, denn es sind Fragen, die jeder sich in seinem Leben immer wieder stellen sollte: Macht mich das, was ich gerade mache, wirklich glücklich oder bleibe ich nur dabei, weil es der einfachere Weg ist? Habe ich Sehnsucht nach der Welt und traue ich mich nur nicht, das Gewohnte aufzugeben, bin ich zu bequem? Genügt es mir, meine Grundbedürfnisse zu erfüllen oder will ich mehr und bin bereit, dafür ein Risiko einzugehen, lohnt es sich, dafür zu kämpfen? Paulo Coelho hat seinen ganz eigenen Stil, den man mögen muss. Vielleicht muss man für „Der Alchimist“ auch eine spirituelle Ader haben, die mir wohl gefehlt hat, denn ich kann nicht ganz verstehen, warum man dieses Buch gelesen haben muss. Trotzdem werde ich niemanden davon abraten, es zu lesen, denn ich denke, jeder kann seine ganz persönlichen Lehren daraus ziehen. Ich gebe Paulo Coelho auf jeden Fall noch eine Chance und lese nun „Brida“.