Ich habe schon zwei Bücher von Paulus Hochgatterer gelesen, „Wildwasser“ und „Das Matratzenhaus“, davon hat mir ersteres ganz gut gefallen und daher bin ich mit dem Stil des Autors grundsätzlich vertraut.
Die Rezension wird kleine Spoiler enthalten.
Wenn man ein Buch zur Unterhaltung möchte oder einfach zwischendurch etwas zur Ablenkung lesen möchte, dann sollte man nicht zu „Caretta Caretta“ greifen. Für dieses Buch und den Schreibstil ist ein bewusstes Entscheiden und Sich-darauf-Einlassen nötig.
Und dann erkennt man, dass es sich um eine sehr tragische, traurige Geschichte handelt. Sämtliche Dialoge und Ausführungen des jungen Ich-Erzählers Dominik scheinen irrelevant und unwichtig, und genau dieses selbstverständliche Erzählen hat bei mir dafür gesorgt, dass ich oft schlucken und das Gelesene erst mal sacken lassen musste.
Besonders traurig finde ich, dass seine einzige Bezugsperson, Kossitzky, ein Kunde von ihm ist. Dass er überhaupt Kunden hat und sich prostituiert (wieso genau er das macht, wird nicht deutlich, Erklärungen liefert das Buch wenige), ist traurig. Seine Familiengeschichte ist wahnsinnig traurig – oder nur wahnsinnig oder nur traurig. Das immer wieder kurze Erwähnen der kleinen Schwester, die in einer Pflegefamilie untergebracht ist, hat mich berührt. Das Leben in der WG und all die Bewohner sind traurig.
Man weiß nie, was Dominik will, wieso er macht, was er macht (das aber mit einer gewissen, vermutlich gespielten, Coolness). Aus seiner Sicht ist sein Leben vielleicht normal und er hat sich damit arrangiert, daher ist es an uns Leserinnen und Lesern, die volle Tragweite dieser Erzählung zu erkennen.
Das Buch endet nicht überraschend mit Kossitzkys Tod (nachdem Dominik ihm immer wieder Medikamente, die er zuvor bei einem dubiosen Apotheker einfach so gekauft hat, gespritzt hat ...) Und am Ende wird zumindest ein Schildkrötenpanzer gefunden, nachdem die Suche nach Caretta Caretta ins Leere gelaufen ist.
Mich stimmt das Buch nachdenklich und ich werde die Geschichte noch nachwirken lassen.