Cover des Buches Die gute Erde (ISBN: 9783423132077)
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Rezension zu Die gute Erde von Pearl S. Buck

Rezension zu "Die gute Erde" von Pearl S. Buck

von rumble-bee vor 14 Jahren

Rezension

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rumble-beevor 14 Jahren
Ich empfinde es als sehr schwierig, eine Rezension über diese Buch zu verfassen. Denn da ist zum einen der Nobelpreis, der der Autorin für dieses Buch verliehen wurde, aber andererseits besteht da in meinen Augen eine sich mit den Jahren vergrößernde Kluft, eine spürbare Distanz, was Erwartungen an Romane und an Schreibstile betrifft. Mit anderen Worten: ich bin mir fast sicher, dass dieses Buch in der heutigen Zeit keinen Nobelpreis mehr gewinnen würde. Aber DASS es ihn gewonnen hat, erzählt uns einiges über damalige Normen und Wervorstellungen. Zum Buch selber: Mich hat durchaus bewegt, wie breit und episch die Geschichte angelegt ist. Man verfolgt den Werdegang Wang Lungs von seinem Hochzeitstag an bis hin in sein hohes Alter. Das Ende ist angenehm offen genug: man ahnt nur, dass alles, was Wang Lung aufgebaut hat, wieder zerrinnen wird - weil es seine Söhne nur noch auf Profit abgesehen haben, und das Land wohl verkaufen werden. Zwischendurch hat mich immer wieder überrascht, wie viel Psychologie die Autorin eingebaut hat - das war für die damalige Zeit sicher ungeheuer modern! Wang Lung, selbst als chinesischer Bauer, kennt so etwas wie Selbstzweifel, macht erstaunliche Erkenntnisse über sich selbst und die ihn umgebenden Personen - und kann dennoch nicht aus seiner Haut. Erstaunt hat mich, wie wenig Politik vorkam - wirklich nur am äußersten Rand. Und das in einem Land wie China, das doch so eine turbulente Geschichte hat! Aber wahrscheinlich war genau dies die Absicht der Autorin: zu zeigen, wie wenig sich Weltpolitisches Geschehen in einem Riesenreich wie China auswirkt. Auf dem Land kommt das jedenfalls so gut wie nicht an. Allerdings wirkt das auf heutige Leser durchaus ein wenig befremdlich - entrückt und weltfremd. Und auch die Sprache, der ganze Erzählstil - teilweise wirkte das auf mich wirklich nahezu "biblisch"! Sehr gestelzt, und irgendwie weit weg von den Figuren. Man findet sie schon sympathisch oder unsympathisch, aber man hat, zumindest als heutiger Leser, den Eindruck, sie alle würden nur vorgeführt, wie in einer Versuchsanordnung. "Und als er diese seine Frau so ansah, da dachte er bei sich"..... und so weiter, ihr ahnt schon, was ich meine. Es klingt wie die Bibel, oder wie ein Lehrbuch - und nach heutigen Maßstäben hätte man an einen Roman doch deutlich andere Erwartungen. Um doch mal ein Fazit zu ziehen: Als Geschichte an sich durchaus interessant und spannend. Aber man muss sich beim Lesen doch deutlich anstrengen, um bei der Sache zu bleiben. Es ist in seiner ganzen Art einfach "angestaubt", und wirklich nur noch für solche Leser empfehlenswert, die sich entweder sehr für China interessieren, oder die einen geruhsamen Erzählstil lieben.
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