Der Leitfaden "mit Rechten reden" von Leo Per, Daniel-Pascal Zorn und Maximilian Steinbeis, erschienen im Klett-Cotta Verlag, ist kein klassisch, belehrender Leitfaden. Man soll durch das Lesen lernen mit nationalistisch-konservativen Gedanken umzugehen. Es werden aber auch Argumentationshilfen für etwaige Diskussionen gegeben.
Der Leitfaden besteht aus drei Hauptteilen, die aus jeweiligen Texten der Autoren bestehen. In diesen Texten werden die drei wichtigsten Fragen im Umgang mit "Rechten" behandelt, warum, wie und worüber soll man mit ihnen sprechen und über was nicht unbedingt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der Argumentation auf der Sprache und wie etwas vom jeweiligen Sender und Empfänger verstanden und benutzt wird. Somit setzt auch eine Selbstreflektion ein, warum die "Linke" manche Wörter anders benutzt als "Rechte".
Sprachlich hat mich der Leitfaden begeistert, denn die Autoren behandeln die Leser auf einer Ebene und reden nicht auf sie herab, wie man das auch in Leitfäden ab und an erleben kann.
Das einizige was ich mir noch gewünscht hätte, wären mehr praktische Beispiele. Ansonsten so vielen Leuten wie möglich lesen lassen!
Per Leo
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Per Leo
Flut und Boden
Mit Rechten reden
Der Wille zum Wesen
Noch nicht mehr
Tränen ohne Trauer
Vorletzte Lockerung
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Sehr ruhig und dicht erzählt
Der eigne Großvater war eigentlich ein Fremder. Auch wenn klar war, dass er vorher ein intensives Leben gelebt hatte. Danach fühlte Per, als er den Großvater bewusst kennenlernte, eher Distanz.
Aber nicht zur Großmutter. Das Symbol für „ein dazugehören wollen, einfach so“, ein Anker im Sturm des Lebens, eine Anlaufstelle, ein zu Hause.
Als die Großmutter stirbt, das alte Haus langsam sich entseelt, irgendwann aus dem Leben verschwindet und Per selber nicht wirklich einen Fuß auf den „Boden des Lebens“ bekommt, nur „irgendwie Historiker“ als Beruf sich vorstellen könnte (vielleicht einfach aus der Begegnung mit einem konkreten Professors heraus, der ihn sehr beeindruckt hat), beginnt, er, Jahre später, die Geschichte des Großvaters, des „Nazi-Opas“, der „Obersturmbannführers“, des „Major der Waffen-SS) Schicht für Schicht näher zu ergründen.
Mit deutlicher Distanz, zunächst. Mit Unverständnis, keine Frage. Und doch mit einem langsam sich öffnendem Zugang zu diesem Friedrich Leo. Ein Zugang, der noch erleichtert wird durch einend er Brüder seines Großvaters, den älteren Martin, der wie ein Gegenentwurf, wie ein „ganz anderes Leben“ in dergleichen Familien, zu gleichen Vorzeichen der Zeit aufwächst.
Unterschiedliche Entwicklungen, aber auch innere Ähnlichkeiten, verschiedene Stellungen in der Familie, aber doch das gleiche Umfeld, verschiedene äußere Wege (der eine hinein und hoch hinaus im Militär, der andere intellektuell, fragend, forschend) aber doch ein nicht unvergleichbarer innerer Antrieb, je mehr sich der Historiker von heute in die Persönlichkeiten der jungen Männer damals hineinversetzt, desto klarer treten die Personen und Motive, die Familie und das Umfeld, die Atmosphäre der Zeit und die persönlichen Wege auch dem Leser vor Augen.
Eine Erzählung auch, die dem Leser die geistige, aber auch räumliche Enge der vergangenen Zeit vor Augen führt. Diese Konzentration auf „die Familie“, auf den Respekt vor dem Vater, auf die Rituale im Jahresrhythmus, die Per in der Gegenwart noch erlebt hat, die ihm auf eine unnennbare Weise das Gefühl von guter Vertrautheit vermittelten (beim ersten Lied war es noch peinlich, ab dem dritten Lied auf Familienfesten dann fast wohlig).
Eine Familie, die in den Hauptpersonen des Buches sich symbolhaft zu Grundhaltungen verdichten. Grundhaltungen, die wiederum im Zusammenspiel des „Hortes Familie“ und in ihrer stringenten Ausprägung die „Inhalte“ dann „flexibel“ gestalten. Und so dann aus der eigenen „Verwurzelung“ ein „richtig und falsch“ kreieren können, dass im „Geist der Zeit“ sich dann eben in „Herrenmenschen und Untermenschen“ manifestiert. Ebenso aber auch als Fan eines Vereins mit entsprechenden „Hymnen“ Ausdruck finden kann.
Welche „deutschen“ Geisteshaltungen diese Zeiten geprägt haben (und bis heute wirken als „Typen“), das bindet Leo an konkrete Personen, familiäre Interaktionen und daraus entstehende emotionale „Hintergründe“, die wiederum die konkreten Personen in ihren je eigenen inneren Lebensweg senden.
Sehr hintergründig, sehr intelligent verbindet Leo all diese inneren und äußeren Fäden, die abgehackte Ausdrucksweise des Großvaters mit dem breiten Gedankenfluss dessen Bruders, das Dunkle mit dem Hellen.
Kurzweilig jedoch, das sei gesagt, ist dieser Roman nicht. In ausgefeilter Sprache und oft mit doppeltem Boden und notwendiger symbolhafter Interpretation ist dies eher ein konzentriert zu erarbeitendes (und nachzufühlendes) Buch als ein „Roman für nebenbei“.
Eine sehr zu empfehlende, sprachlich geschliffene Lektüre, die aber nicht einfach zu lesen ist und hohe Ansprüche stellt.
Rezension zu "Flut und Boden" von Per Leo
Per Leo beschreibt in seinem Roman "Flut und Boden", eine Anspielung auf die Blut- und Bodenpolitik, die sein Großvater Friedrich im Rasse- und Siedlungshauptamt der SS verfolgt, sowohl dessen Leben als auch das seines unangepassten Bruders Martin. Dabei greift er weit in die Geschichte seiner Familie zurück, um nachvollziehen zu können, wie man ein Nazi wird. Dem Leser werden einerseits sehr anschaulich Begebenheiten aus dem Dritten Reich vermittelt, wer weiß schon, dass die SS-Angehörigen den Advendskranz in umgekehrter Reihenfolge angezündet haben, um die Sonnenwendfeier einzuleiten, andererseits dringt Leo tief in die Geschichte der deutschen Bildungstradition ein, insbesondere die des deutschen Protestantismus. Für einen agnostischen Menschen des 20. Jahrhunderts ist es immer wieder faszinierend zu lesen, wie stark sich die Religiösität im 19. und frühen 20. Jahrhundert auf den Lebensweg und vor allem das Denken der Menschen ausgewirkt hat. Auch wenn die Sprache mitunter etwas sperrig daher kommt, die Lektüre dieses Buches lohnt sich allemal!
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