Rezension zu "Der Wiener Kongress, der Deutsche Bund im europäischen Staatensystem (Deutsche Geschichte der neuesten Zeit)" von Peter Burg
Ein LovelyBooks-NutzerAls ich vor langer Zeit Geschichte studierte, legte der dtv-Verlag die Reihe "Deutsche Geschichte der neuesten Zeit" auf, die durch ihre Dreiteilung (Darstellung, Abdruck wichtiger Quellen und Übersicht über den Forschungsstand) überzeugte. Vor einiger Zeit überlegte ich, die mir fehlenden Bände, die nun mehr nur noch antiquarisch zu erwerben sind, zu kaufen. Peter Burgs "Der Wiener Kongreß (Achtung: alte Rechtschreibung). Der Deutsche Bund im europäischen Staatensystem" ist nun der erste Band, den ich davon gelesen habe. Der Autor beschreibt darin die Entstehung und Entwicklung des Deutschen Bundes zwischen 1815 bis 1848, wobei er stets auch, wie im Untertitel versprochen, die gesamteuropäische Lage im Auge hat. Dabei wechseln sich spannend geschriebene Kapitel mit trockener Materie ab, wenn es etwa um die Struktur des Deutschen Bundes geht, doch gehört das eben auch zur Darstellung des Themas. Das Werk ist auch 35 Jahre nach seiner Entstehung noch lesenswert und weitgehend aktuell, lediglich, wenn Burg Parallelen zu (seiner) Gegenwart zieht, wird deutlich, dass die Geschichte seitdem voran geschritten ist, siehe deutsche Wiedervereinigung. Aber das tut dem werk nur wenig Abbruch. Außerdem erklärt es eine mir interessante Detailfrage auf verblüffend einfache Art und Weise. Warum erscheinen auf dem bekannten Bild zum Hambacher Fest polnische Fahnen, wo es doch um den Ausdruck des deutschen Wunsches nach Vereinigung geht. Ganz einfach, damals war der Nationalismus noch nicht pervertiert und die Deutschen gestanden den Polen ganz selbstverständlich das zu, was sie selbst wollten, nämlich das Leben in einem eigenen Staat. Und da kurz zuvor ein polnischer Aufstand gegen die russische Herrschaft gescheitert waren, galt bereits damals "refugees welcome".