Offenbar besteht eine tiefsitzende Illusion bei Leuten, die sich als Privatanleger an den Börsen bewegen, im Glauben, es gäbe irgendeine Handlungsanweisung, die sie reich machen würde. Auf dieser Illusion beruhen solche Werke wie diese schmale Broschüre. Sie verspricht auch "Börsengewinne mit Strategie und Taktik". Allerdings scheint mir dieser Titel doppeldeutig, denn er reflektiert eher das Handeln des Autors und ist kaum ein Versprechen.
Worin besteht nun diese „Strategie und Taktik“? Der Autor ist Fondmanager und denkt wie folgt:
1. Aktien steigen langfristig.
2. Man muss bei einem Crash des Aktienmarktes kaufen.
Beides ist richtig, wenn man Fondmanager ist. Huber kann sich darauf berufen, dass "Studien" gezeigt haben, dass eine solche Handlungsweise Erfolg verspricht. Über Jahrzehnte, wenn nicht sogar über 100 Jahre. Für einen Privatanleger sind solche Aussagen grober Unfug, denn er steigt irgendwann ins Börsenhandeln ein und braucht vielleicht irgendwann sein Geld, sei es fürs Alter oder andere Zwecke. Dann ist es ziemlich unpassend, wenn er gerade genau dann in einen Crash kommt. Er sieht in diesen 100 Jahren ja nur einen Teil des Weges. Und wenn er Pech hat, ist sein persönliches Intervall aus dieser Zeit nicht günstig für ihn.
Weil Huber wie ein Fondmanager denkt und handelt, findet man in diesem Buch keine Anweisungen, wann man sein Portfolio leeren sollte, um einem Verlust zu entgehen. Drin bleiben und zukaufen ist die Devise. Ich möchte den "Anleger" sehen, der bei einer Halbierung seines Kapitals seelenruhig bleibt und zukauft. Die gewöhnliche Reaktion ist Panik und ein zu später Verkauf. Da kann Huber schreiben, was er will. Einem Fondmanager sind solche Situationen mehr oder weniger egal. Ist ja nicht sein Geld, was da scheinbar entschwindet. Und das gerade, wenn man vielleicht kurz vor der Rente steht.
Da Huber alles andere als seine Herangehensweise herabwürdigt, wird man auch nichts anderes in seiner Broschüre vorfinden als Handlungsanweisungen und Timing-Hinweise für seine Strategie. Und eigentlich ist dieses Büchlein nichts weiter als eine verkappte Werbung für seinen Fond, den er am Ende vorstellt.
Ich weiß wieder einmal nicht, wie man ein solches Buch bewerten soll. Es enthält nichts Falsches, außer vielleicht eine ziemlich unsinnige Herangehensweise, die er Privatanlegern empfiehlt. Sie kann zu einem echten Problem werden, wenn man sein Geld zum falschen Zeitpunkt braucht. Deshalb sind Absicherungstechniken für den Privatanleger enorm wichtig, auch wenn sie zur Folge haben, dass man vielleicht zu zeitig aussteigt.
Es gibt keine sicheren Methoden. Auch ein "Anleger" ist einem Risiko ausgesetzt, das nicht unerheblich sein kann. Leider wissen die meisten Privatanleger nicht wirklich, was sie tun und folgen dabei auch oft noch irgendwelchen Gurus oder sonstigen Informationen, von denen sie hoffen, dass da jemand mit vollem Durchblick agiert. In den meisten Fällen ist das jedoch nicht der Fall. In vielen Fällen handelt es sich nur um Trittbrettfahrer, die den ahnungslosen Anlegern irgendwelche zwielichtigen "Informationen" verkaufen wollen und dabei die Hoffnung auf Reichtum ausnutzen.
Natürlich existieren zahlreiche profitable Strategien für den Börsenhandel. Sie sind jedoch nichts für einen ahnungslosen Privatanleger, der in den meisten Fällen weder seine Risiko-Aversion kennt, noch die nötige Disziplin besitzt und meistens unterkapitalisiert ist. Und im Gegensatz zu Hubers Behauptung, muss man dabei nicht mit irgendwelchen in der Tat dümmlichen Börsen-Prognosen arbeiten, sondern den Märkten folgen. Das aber erfordert Eigenschaften und Fähigkeiten, über die nur wenige Menschen verfügen.
Für den Privatanleger weitgehend nutzlos