Rezension zu "Jesus Christus Erlöser und Fieber – Tagebuch eines Aussätzigen" von Klaus Kinski
Ekelhafter Irrsinn! Christus siegt! Verzerrung des Wahren und Wahrhaftigen! Antichrist!
Quelle: Verlag / vlb
Ekelhafter Irrsinn! Christus siegt! Verzerrung des Wahren und Wahrhaftigen! Antichrist!
Kinski stellte den Messias als obdachlosen Anarchisten dar, der unter Außenseitern – Huren, Junkies, Kriminellen – lebt. Am Anfang der Siebziger Jahre sah Kinski wie ein Hippie aus und er hielt Jesus für seinesgleichen. Ein sexbesessener Choleriker, der sich als Prediger aufspielt – das ging einigen Zuschauern zu weit. Mit Zwischenrufen störten sie Kinskis Monolog, bis er die Nerven verlor und die Störenfriede als „Gesindel“ und „dumme Säue“ beschimpfte, denen man „mit der Peitsche aufs Maul hauen“ sollte. Das Faszinierende an diesem Eklat war die Verzweiflung, die in Kinskis Stimme lag. Zuerst führte er sich wie ein Berserker auf. Er schrie bis zur totalen Erschöpfung. Der Widerstand des Publikums zermürbte ihn. Am Ende wirkte er völlig niedergeschlagen. So verletzlich hatte man ihn noch nie erlebt.