Im Norden Australiens, im Jahre 1967, kommt der junge Paul zu einem neuen Klavierlehrer. Eduard Keller. Er stammt aus Österreich und Pauls Eltern sprechen von einem großen Meister am Klavier. Die ersten Monate wird aber nicht gespielt sondern nur Theorie besprochen. Paul findet den Maestro manchmal komisch, seltsam, dann wieder toll, nett und sein Fazit ist, der ist ein Nazi. Mit seinen Eltern werden Musiklexika gewälzt und Erkundungen über Keller eingeholt und es werden wenige Spuren gefunden. Paul fragt irgendwann Keller direkt und bekommt eine Abfuhr, aber irgendwann bekommt er von ihm doch einen Hinweis und langsam lernt er den Lehrer kennen und nebenbei lernt Paul sich selbst auch kennen. Ein wahnsins Buch von einem beeindruckenden neuen Erzähler. Eine Verfilmung ist in Vorbereitung und in der Hauptrolle werden wir Klaus Maria Brandauer sehen.
Peter Goldsworthy
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Peter Goldsworthy
Maestro
Ernster als Liebe
Nacht für drei Hunde
Maestro
Neue Rezensionen zu Peter Goldsworthy
Rezension zu "Ernster als Liebe" von Peter Goldsworthy
Von seinem ersten 2007 hier in Deutschland veröffentlichten Roman "Maestro", ein sensibles, außergewöhnlich gutes Buch über das Schicksal jüdischer Musiker in Wien vor und während des 2. Weltkrieges war ich begeistert. Dort gelang es ihm, auf eine bewegende und sehr poetische Weise, einen tragischen Teil der Geschichte der Alten Welt mit der Geschichte der Neuen Welt zu verbinden.
2009 folgt der Roman "Nacht für drei Hunde". In diesem spannenden, dichten und packenden Buch ging es um eine verwickelte Beziehungsgeschichte zwischen drei Menschen auf dem Hintergrund genuin australischer Zusammenhänge, und es wurden dabei allerdings, die ganze Tiefe menschlicher Gefühle ausgelotet. Da ging es immer wieder um Eifersucht und Liebe, den Widerstreit zwischen Empathie und Egoismus und vor allen Dingen und sehr überzeugend um Schuld und Sühne.
Um Liebe, ja sogar um Dinge die viel "ernster als Liebe" sind, geht es auch im neuen Roman von Peter Goldsworthy. Der Protagonist ist der Ich-Erzähler Robbie Burns, ein im Jahr 1964 , in dem der Roman spielt gerade mal 13- jähriger Junge, also genauso alt, wie Peter Goldsworthy damals war. Er hat mit Sicherheit viele seiner eigenen Kindheitserinnerungen in der dichten Schilderung der Lebensumstände, der Phantasie und der Gefühlswelt eines pubertierenden Jungen eingefangen.
Robbie Burns ist Sohn des Ortspolizisten der kleinen australischen Stadt Penola, in der nicht sehr viel passiert. Jedenfalls nicht genug um den hellen Kopf und die blühende Phantasie von Robbie Burns zu befriedigen. Immer wieder flüchtet er in Phantasiewelten, experimentiert gedanklich mit Zeitreisen und erfindet geniale Geschichten dazu. So reist er zu Beginn des Buches in ein kleines österreichisches Städtchen namens Braunau, um dort die dritte Schwangerschaft einer gewissen Frau Schickelhuber zu unterbrechen. Als er wieder in die Gegenwart zurückkehrt, stellt er fest, dass der Zweite Weltkrieg dennoch stattgefunden hat, die Juden trotzdem vergast wurden und Millionen Soldaten und Zivilisten umgekommen sind. Nur Hitler taucht nicht auf. Dafür aber Goebbels. Als er dessen Schwangerschaft unterbricht bei seiner nächsten Zeitreise, ist es Göring, der das Dritte Reich führt.
Meist jedoch führen ihn seine literarisch immer anspruchsvoller werdenden Zeitreisen in die Zukunft, vorzugsweise in Hundertjahressprüngen und vorzugsweise mit der Frage, wie sich die Sexualität der Menschen in der Zukunft entwickelt. Denn seine eigene meldet sich heftig zu Wort, und er probiert sie auch zusammen mit seinen Aborigines-Freund Billy aus.
Als eines Tages eine junge Lehrerin an seine Schule kommt, Miss Peach, die Literatur unterrichtet, tolle Sachen trägt und raucht, hat Robbie kein Interesse mehr an pubertären Spielchen mit Billy. Seine ganze Aufmerksamkeit gilt dieser Frau, die den Kindern Gedichte vorliest eines angeblich berühmten Dichters, den sie gut kennt, Geoffrey Barry.
Miss Peach liest Robbies SF-Texte mit wachsender Begeisterung und der hält ihre Zuwendung für Liebe. Er wagt sich immer weiter, bricht während ihrer Abwesenheit auch in Miss Peachs Zimmer ein ( sie wohnt zusammen mit zwei lesbischen Frauen, deren immer im Dialog stattfindende Kommentare zu der fortlaufenden Handlung eines der köstlichsten Elemente des Romans darstellen), und eines Tages, nachdem sich Miss Peach mit dem alkoholabhängigen Dichter, der zu Besuch weilt, zerstritten hat, kommt es zwischen der betrunkenen Miss Peach und dem die ganze Zeit während eines versuchten Beischlafs zwischen Miss Peach und Goeffrey Barry unter dem Bett der beiden lauschenden Robbie zu dem, was er in seiner Phantasie seit Monaten ersehnt.
Doch die Folgen sind traumatisch für alle. Sie sind "ernster als Liebe" und werden von Peter Goldsworthy meisterhaft beschrieben. Ein großer Schriftsteller, dem bei uns nach wie vor viel zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird,
Rezension zu "Nacht für drei Hunde" von Peter Goldsworthy
Sein im Jahr 2007 ebenfalls bei Deuticke erschienener deutscher Debütroman "Maestro" war ein sensibles Buch über Musik, über das Schicksal jüdischer Musiker in Wien vor und während des Krieges. Ein außergewöhnlicher Roman eines bisher in Deutschland unbekannten australischen Schriftstellers, dem es auf eine bewegende und sehr poetische Weise gelingt, einen tragischen Teil der Geschichte der Alten Welt mit der Geschichte der Neuen Welt zu verbinden. Die Lektüre dieses Buches hatte damals lange in mir nachgewirkt und so habe mit Spannung, 2009 erschienenes Buch, "Nacht für drei Hunde" gelesen.
Es ist eine Geschichte, in der es um zwei Männer geht, Freunde, die sich lange nicht gesehen haben und eine Frau. Martin, der Ich-Erzähler des Romans, hat zehn Jahre lang als Psychiater in England gelebt und ist nun nach Australien zurückgekehrt. Mit ihm gekommen ist Lucy, eine Ärztin und Psychotherapeutin, die er in England kennen gelernt hat und die er über alles liebt.
Kurz nach ihrer Rückkehr nach Australien treffen die beiden auf Felix, den früheren Freund von Max. Max ist ein hervorragender Chirurg, der aus Gründen, die zunächst im Dunkel, bleiben, nicht mehr im Krankenhaus arbeitet. Felix geht es sehr schlecht, das sieht Max sofort. Doch Felix bleibt stumm auf Max' Nachfragen, sein ganzes Wesen ist hart und unsensibel geworden.
Doch Max gibt seinen besten Freund nicht auf. Er bleibt an ihm dran, findet heraus, dass Felix jahrelang als Arzt unter den Aborigines gelebt hat, die ihn sogar bei sich aufgenommen und als Stammesmitglied initiiert haben. Als er sich bei der Operation eine Jungen mit Hepatitis C infiziert, ist das der Anfang von Ende seiner Leber. Es ist aber auch der Anfang einer Schuld, die er tragen muss, denn der Junge stirbt bei der Operation.
Felix weiß, dass er nicht mehr lange zu eben hat. Er hat einen Plan, und zu diesem Plan gehören die beiden Freunde, Max und Lucy. Goldsworthy fasst es so zusammen:
"Er fragt seine besten Freunde das verheiratete Paar, ob nicht die Frau die letzten Monate mit ihm verbringen will. Das ist für sie alle drei eine moralische Zwickmühle. Worauf habe ich ein Anrecht, wenn ich sterbe und wie selbstsüchtig pflegen wir zu sein, wenn wir soweit sind? Und wir werden alle mal sterben, das ist überall so. Sie empfindet ihm gegenüber eine Mischung aus Mitleid, will ihn pflegen und Abscheu. Aber er wirkt auf sie zugleich attraktiv, denn er ein Stück weit der böse Junge. Ihr Ehemann wiederum liebt zwar seinen Freund, der stirbt, ist aber zugleich sehr eifersüchtig."
Max ist zwar ein erfahrener Psychotherapeut, aber in dieser Dreiecksgeschichte nützt ihm seine Erfahrung nicht viel. Er hat Angst um seine Ehe und obwohl er seiner Frau vertraut, folgt er den beiden auf ihrem Weg in die Wüste. Dort will Felix sich zum Sterben zurückziehen und gleichzeitig den von ihm verschuldeten Tod des Jungen sühnen.
Was dort passiert, soll der spannenden, dichten und packenden Lektüre des Lesers vorbehalten bleiben. Verraten darf man allerdings, dass dieser Roman die ganze Tiefe menschlicher Gefühle auslotet. Da geht es immer wieder um Eifersucht und Liebe, den Widerstreit zwischen Empathie und Egoismus und vor allen Dingen und sehr überzeugend um Schuld und Sühne.
Schade ist, dass die Bücher von Peter Goldsworthy in Deutschland nicht die Resonanz finden die sie verdienen.
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