Rezension zu "Köstlicher Orient" von Peter Heine
Köstlicher Orient: Eine Geschichte der Esskultur – Peter Heine (Autor), 240 Seiten, Verlag: Wagenbach, K (23. September 2016), 29,90 €, ISBN-13: 978-3803136619
Ziegenkäse, Couscous, Safran, Datteln, Zimt, Kardamom, Aprikosen, Ingwer, Kampfer, Moschus, Rosenwasser und Marzipan. Die orientalische Küche mit ihren duftenden Gewürzen ist ungeheurer vielfältig und lecker.
Das weiß auch der Islamwissenschaftler Peter Heine. Und zu seinen kulinarischen Geschichten und Essgewohnheiten aus 1.500 Jahren liefert er auch die passenden Rezepte.
In acht großen Kapiteln erläutert der Autor alle wesentlichen Fragen zur orientalischen Küche: Alkohol und Schweinefleisch, Gastfreundschaften, die wechselseitigen Einflüsse vom Orient auf die westliche Küche und umgekehrt, Fastenregeln und Fastenbrechen, sowie das muslimische Paradies, Regeln der orientalischen Küche, unterschiedliche Einflüsse aus Arabien, Persien, dem osmanischen Reich, dem Moghul und auch die Bedeutung von Speisen und Esstraditionen auf Politik und Wirtschaft.
Die orientalische Küche ist neben der chinesischen und italienisch-französischen, eine der drei großen Küchen der Welt. Vor rund eintausend Jahren zogen die türkischen Nomaden von Zentralasien nach Anatolien und trafen dort auf eine reiche Küche verschiedenster Kulturen. Hethiter, Römer, Byzantiner, Araber, Mongolen und Kreuzritter hinterließen in Anatolien ihre Rezepte und Speisen, mit denen sie die orientalische Küche mitprägten. Und der Autor spannt den Bogen sehr weit, von der Gastfreundschaft des Orients über das Entstehen der Nudeln und des Sorbets bis in die Fast Food Restaurants unserer Zeit reichen die Einblicke dieses spannenden Buches.
Natürlich ist es einmal eine ungeheure Fleißarbeit, die Peter Heine vorlegt. Aber das würde diesem Buch nicht gerecht. Er versteht es wirklich, die Verlockungen der orientalischen Küche, mit ihren edlen Gewürzen und raffinierten Speisen, zu Papier zu bringen und erzeugt schon so im Vorfeld die Vorfreude auf unwiderstehliche Geschmackserlebnisse.
Darüber hinaus zeigt er überzeugend die gesellschaftliche und politische Bedeutung des Essens. Neben der nationalen Identität gibt es auch eine kulinarische Identität, die die nationale sehr stark mit beeinflusst. Und vielleicht helfen auch die kulinarischen Genüsse anderer Länder, hier des Orients, zu einer besseren Integration und zu einem besseren Selbstverständnis. „Jeder, der so handelt wie wir, der gastfreundlich ist, der Anteil gibt und Anteil nimmt gehört zu uns. […] ist Teil unserer Identität, unabhängig von nationaler, ethnischer, religiöser oder persönlicher Zugehörigkeit. Orientalische Gesellschaften waren über Jahrhunderte multinational, multiethnisch, multireligiös und sozial hochdifferenziert. […] Grenzen wurden vor allem durch den kulinarischen Austausch besonders leicht und regelmäßig überwunden.“ (Seite 211)
Peter Heine zeichnet sich durch große Sachkompetenz und detaillierte Recherchen aus. Ein vielschichtiges Buch, dass ich nicht nur den Kochfreunden (wegen der Rezepte) empfehle.
Hier geht es direkt zum Buch auf der Seite des Klaus Wagenbach Verlages
https://www.wagenbach.de/buecher/titel/1050-koestlicher-orient.html