Hollywood putzt sich für die Oscarverleihung heraus und wir anlässlich unsere LBfilmgruppe " WIR LIEBEN FILMZITATE ! WIR SIND FILMFREAKS ,die gerne etwas aktualisiert und mit einem Oscartippspiel http://www.lovelybooks.de/gruppe/165694653/wir_lieben_filmzitate___wir_sind_filmfreaks__/themen/?threadid=1217176470&threadtitle=Unser+Oscartippspiel auf neue Besucher und Mitglieder wartet. Denn auch dieses Jahr sind wieder mit " Carol " von Patricia Highsmith, " Der Marsianer oder " Der Rückkehrer " verfilmt mit Leonardo di Caprio jene bemerkenswerte Stoffe dabei aus denen überdurchschnittliches Filmisches geschaffen werden kann.Aber auch in früheren Jahren gab es wie unten erkennend lohnenswerte Romanvorlagen
HALLAM FOE
Warum liebe ich so diese schönen kleinen Außenseiterfilme basiernd auf oft schon gelungene Romanvorlagen wie in diesem Falle " Über roten Dächern " von Peter Jinks ? Vorhersehbarkeit ist wie so oft im Leben auch hier das Gift vieler Filmproduktionen.Sie zerstört Spannungsbögen und läßt Überraschungsmomente schnell absterben.Langeweile und Eintönigkeit breitet sich aus im Kinosaal,die dann nur noch durch seichte Schenkelklopfergags,Tränenbäder und überzogene Gewaltszennen krampfhaft kompensiert werden können.Außenseiter haben ihre unvorhersehbaren Macken Kanten und Widerhaken Außenseiterfilme folgen den Wegen dieser oft etwas skurillen,aber doch liebenswerten Protagonisten,die
sich deswegen öfters etwas neben den üblichen eingetretenen Pfaden im Leben treibenlassen.Zärtlich umstreifen wir diese kleinen stillen Helden ohne ihnen böse zu werden,wenn mal bei ihnen wieder etwas nicht so glatt verläuft.
Hallam Foe- Aus dem Leben eines Außenseiters ist eine solche tragische nicht vorhersehbare kriminalistisch angehauchte ,
Liebesgeschichte ohne Taschentuchhappyend,
Billy Elliot ist wieder da. Nur noch schwer wiedererkennbar als gereifter junger Mann nimmt Jamie Bell sich wieder erfolgreich einer schwierigen Außenseiterrolle an.Was haben wir damals mitgefiebert in " Billy Elliot I will dance " bis er seinen Traum vom erfolgreichen Ballettänzer trotz widrigen Umfeld und festgefahrenen Rollenerwartungen in dieser entbehrlichen Thatcherära verwirklicht hatte.
Über den Dächern von Nizza war in den 50er des letzten Jahrhunderts ein Film von Alfred Hitchok,dessen Hauptdarsteller Gary Crant vorwiegend in höheren Gefilden aktiv war.Hallam ist zwar nicht " die Katze " doch ebenso sicher in schwindelnden Höhen diesmal vorwiegend über den Dächern Edinburghs,wo der größte Teil dieser schottischen Indieperle spielt.Diese Tatsache schenkt uns seltene und sehenswerte Panoramen aus dem Blickwinkel eines Spanners,der aus dem schottischen Bergdörfchen dorthin flüchtete,
Hallam wird durch den unerwartwn Freitod seiner überaus geliebten Mutter zum voyeuristischen
Außenseiter,der in seinem Baumhaus zurückgezogen das Leben anderer,besonders das seiner gehaßten Stiefmutter aufmerksam beobachtet,denn er glaubt nicht an den Selbstmord seiner Mutter.Für ihn ist seine jetzige Stiefmutter einer der Hauptverdächtigen eines möglichen Mordfalls,was ihn aber nicht abhält mit ihr zu schlafen.So bleibt nur die überstürzte Flucht nach Edinburg.Empfangen von typisch düsteren Inselwetter,Polizisten auf Streife und Freiern auf der Suche nach Strichern erkennt er am Bahnhof in der lebenslustigen Personalchefin eines Hotels ein Ebenbild seiner verstorbenen Mutter.Er heftet sich sofot an ihre Fersen und dringt auf amüsante Weise immer weiter in ihr Leben ein,wird ihr Angestellter,Beschützer und Liebhaber bis in die Vergangenheit wieder einholt.
Rundherum eine stimmige Sache,auch wenn Hallam Foe trotz schauspielerischer Prachtleistung von Jamie Bell
nicht an der Spitze ähnlicher Außenseitertragikkomödien wie besagtes " Billy Ellit I will dance", " Igby " oder gar " Harold und Maude "heranreicht.Dazu fehlt es doch noch an Dichte, Tiefe und sozialem Bezug.
Ein cleverer Deal zwischen dem Regissuer und einer britischem Indieplattenfirma sorgt für die passende musikalische Untermalung.Domino Records aus London liefert unzählige Nachwuchskünstler ,die nach dem auch hier bekannten Headliner Franz Ferdinand vornehmlich aus der zweiten Reihe stammen und unverbraucht kraftvoll musizieren.Sie begleiten Hallom passend durch seine
abwechslungsreiche ödipale Außenseiterodysee und wären auch ohne Filmhintergrund einen Kauf wert.Dies fand auch die Jury der Berliner Filmfestspiele und zeichnete deshalb den Filmsoundtrack für die gelungene Zusammenstellung aus.
Endlich mal wieder eine Tragikkomödie, wo man den Eindruck erhält,hier wurde nicht mit dem Blick auf Altersbegrenzungen, und Kassenerfolgskonventionen nachträglich noch vieles Kreatives rausgeschnitten .Was Hallam durch den Blick der Fenster sieht,sieht auch der Zuschauer,nie skandalös gehypt dargestellt,aber auch nie mit dem entscheidenden Wegschwenken der Kamera.Wie Hallam und besonders seine angebetete Kat unverblümt reden so,spricht vielleicht danach auch der Betrachter,so charmant sind auch verbale Ausflüge unter die Gürtellinie dargestellt.Das danach bei einem vielleicht das Reportoire für Genitaliensynonyme erheblich
erweitert ist,nimmt hier keiner einem übel.Wie so oft im Leben kommt es auf die liebevolle
und passende Verpackung an.Und die liefert Regisseur David MacKenzie ebenso gekonnt und leichtfüßig wie auch die handgezeichnete Einleitung und den Abspann gerne mit und sorgt wieder einmal dafür dass Roman und Verfilmung auf gleicher Augenhöhe sein können.Viel Spaß dabei.
Über rote Dächer - Hallam Foe