Rezension zu "Zu den Elefanten" von Peter Karoshi
Peter Karoshis Novelle zählt für mich zu den sehr positiven Überraschungen in diesem Jahr. Skeptisch, ob ich mich wohl wirklich zweihundert Seiten lang für eine Wanderung durch die Alpen und eine Vater-Sohn-Beziehung würde erwärmen können, muss ich klar konstatieren: ja.
"Zu den Elefanten" ist ein Text, der tiefgründig reflektierend das Sein und Lebensentscheidungen in den Mittelpunkt rückt, über Identität, Zugehörigkeit und Lebensentwürfe nachdenkt, dabei aber keinesfalls philosophisch abgehoben in unbegreifliche Sphären abwandert, sondern durch seine in der scheinbar in der "Realität" verortete Story sich sehr ansprechend und fesselnd liest. Ich habe mich tatsächlich zu keiner Sekunde gelangweilt und die Fragestellungen, die der Text während des Lesens, aber auch als Gesamtkonstrukt, aufwirft sehr genossen. Gut geschrieben wagt sich die Novelle an die Achillesferse des Menschen: die Erinnerung und den ewigen Wunsch, den Augenblick einzufangen, ihn unvergesslich zu machen und immer wieder traurig daran zu scheitern.
Für mich war "Zu den Elefanten" ein sehr bewegendes Leseerlebnis, mit Sicherheit auch, weil ich mich selten so gut mit einem Protagonisten identifizieren konnte, aber ich bin auch davon überzeugt, dass dieser Text nicht unbedingt zu jedem Leser auf die Art spricht, wie es bei mir der Fall war.