Rezension zu "Wem die Glocke schlägt" von Peter Kimeswenger
Der österreichische Autor und Journalist Peter Kimeswenger entführt den Leser in seine eigene Heimat: seine alte und seine neue. Klagenfurt in Österreich auf der einen Seite, Piran in Slowenien auf der anderen Seite. Und hier kam auch das "Zauberwort" ins Spiel, warum ich dieses Buch lesen wollte: Piran.
Der letzte und westlichste Zipfel von Slowenien, dem einzigen Meerzugang mit den Nachbarstädten Koper und Izola, aber das glamouröste der drei Städtchen auf diesem Fleckchen Erde, hat auch mich begeistert. Hier sah ich das erste Mal das Meer! Ich war damals 14 Jahre alt und ich werde diesen Moment nie vergessen. Vor sieben Jahren war ich wieder dort - gemeinsam mit meiner Familie und einer lieben Freundin aus Slowenien. Piran fasziniert mich noch immer und so kann ich auch sehr gut verstehen, warum sich der Autor hier im Ruhestand niedergelassen hat.
Auch im Krimi geht es um den Polizisten Karl Heber aus Klagenfurt, der sich seinen Traum erfüllt und sich ein Häuschen in Piran gekauft hat. Hier will er seinen letzten Lebensabschnitt verbringen. Doch auch in Rente verfolgt ihm Mord und Totschlag. In einem Weinkeller wird ein Investmentbanker erhängt aufgefunden. Auf dem Tisch vor ihm eine schwarze Kerze und eine Glocke, die leise läutet. Selbstmord heißt es. Doch kurz darauf erhält Heber einen Anruf von Antonella Lupini, einer Anwältin. Vor Jahren standen sich die Beiden bei einem Prozess gegenüber, doch nun bittet sie Karl um Hilfe. Der Tote aus dem Weinkeller ist ihr Zwillingsbruder Angelo und Antonella glaubt nicht an die Selbstmordtheorie. Helber verspricht ihr nachzuforschen und bald ist auch er sich sicher, dass es sich hier um keinen Selbstmord handelt.
Die Krimihandlung im sehr dünnen Büchlein ist nicht wirklich der Hauptstrang bzw. kann man das Buch auch als "ruhigen Krimi" beschreiben. Mir kam oft vor, als ob die ausführlichen Beschreibungen, wie man sich auf einem Boot zu verhalten hat oder welche Vorzüge welche "Nussschale" hat, oft mehr hervorgehoben wurde. Auch die Besuche in Kaffeehäuser und Restaurants nahmen einiges an Seiten ein. Mir fing oft der Magen zu knurren an ;) Der Fall wurde irgendwie so nebenbei gelöst, wo ich zugeben muss, dass mich die raschen Schlussfolgerungen des Ex-Polizisten oft überrascht aufblicken ließen. Jede Spur, die er verfolgte, führte ihn ans Ziel...auch wenn es am Ende des Buches doch ein bisschen rasanter wurde...allerdings nur ein bisschen.
Die Spannung habe ich hier etwas vermisst. Weniger Beschreibungen der Schifffahrt hätten mir besser gefallen, aber wahrscheinlich deshalb, weil ich damit auch nicht wirklich etwas anfangen kann.
Positiv anmerken möchte ich die ausführliche Beschreibung der Eigenheiten der Menschen im Dreiländereck Italien-Slowenien-Österreich. Man spürt hier immer wieder durch, dass diese Gegend früher zu Österreich gehörte, jedoch durch die südliche Landschaft, dem Meer und die Verbundenheit der Menschen zu ihren Bräuchen und ihrer Sprachen geblieben ist...egal, ob in Italien oder Slowenien lebend. Die Eigenheiten jeder kleinen Region und der Sprache, die auch heute teilweise in Kärnten noch gesprochen wird, vermittelt im Buch eine Art kleine grenzübergreifende Völkerverständigung.
Schreibstil:
Den Schreibstil fand ich flüssig und gut zu lesen. Allerdings konnte ich mich nicht wirklich in die dargestellten Personen "hineinfühlen" und der Überhang an Beschreibungen über Fischfang und Boote im Allgemeinen fesselte mich nicht wirklich. Dafür konnte der Autor mit der bildhaften Erzählung der Landschaft und der Orte der Region punkten.
Fazit:
Ein sehr leiser Krimi mit viel Lokalkolorit. Die Spannung blieb meiner Meinung leider auf der Strecke. Die Charaktere waren teilweise blass, aber die Beschreibungen der Landschaft, der Bräuche und Eigenheiten der Menschen in diesem Dreiländereck ist gelungen.