Peter Kornbluh

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Cover des Buches Nicaragua: The Price of Intervention : Reagan's Wars Against the Sandinistas (ISBN: 9780897580403)
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Rezension zu "Nicaragua: The Price of Intervention : Reagan's Wars Against the Sandinistas" von Peter Kornbluh

Why are we in Nicaragua and what the hell are we doing there?
Hillevor 9 Jahren

„Why are we in Nicaragua and what the hell are we doing there?“, mit diesem Zitat des US-amerikanischen Entertainers Will Rogers beginnt Peter Kornbluh sein Werk Nicaragua. The price of intervention: Reagans war against the Sandinistas, welches die US-amerikanische Intervention in Nicaragua mit dem Ziel eines Umsturzes des amtierenden Sandinista-Regimes in den 1980er Jahren zum Thema macht. Markanterweise stammt Rogers' Zitat aus den späten 1920er Jahren, als die USA zum ersten Mal in das kleine mittelamerikanische Land intervenierten. Kornbluh wählte dieses Zitat für das 1987 erschienene Werk nicht willkürlich. Zum Einen bringt es die zentrale Fragestellung auf einen einfachen Punkt: Warum greifen die USA in innerstaatliche Angelegenheiten Nicaraguas ein, d.h. wie wird das Eingreifen erklärt? Im Zuge dessen natürlich die Frage: Wie greifen bzw. versuchen sie einzugreifen? Zum Anderen soll es verdeutlichen, dass die USA ein „Wiederholungstäter“ ist, in diesem Falle liegt das Gewicht auf dem Begriff „Täter“. Die Darstellung der US-amerikanischen Intervention ist durchweg negativ gehalten und soll die zum Teil völkerrechtswidrigen Handlungen offenlegen, beispielsweise die Verminung nicaraguanischer Seehäfen durch die CIA.

Entstanden ist dieses Werk, wie ein Großteil der englischsprachigen Literatur über diese US-Intervention in Nicaragua, aufgrund des des Iran-Contra-Skandals. Hier wurde die US-Regierung gezwungen, geheime Dokumente offenzulegen, die die gesamte Intervention in Nicaragua nachvollziehbar machten. Gesammelt und editiert wurde dies durch das National Security Archive, dessen Mitarbeiter eben jener Peter Kornbluh darstellt. Eine „verhältnismäßig günstige Quellenlage zu Nicaragua“ entstand, wie Klaas Voß in dem neuesten Werk über US-Interventionen, Washingtons Söldner, schildert.1

Kornbluh versucht kurz und präzise jedwede Beteiligung der USA an den Vorkommnissen in Nicaragua darzustellen und unterteilt seine Betrachtung in vier Glieder, „The Covert War“, „The Economic War“, „The Military War“ und „The War at Home“.

„The Covert War“, der verdeckte Krieg, macht den größten Teil des Werkes aus. Hierbei handelt es sich um den verdeckten Eingriff der USA mittels CIA-geführter Operationen, sei es die Anwerbung neuer Contra-Kämpfer, Waffenlieferungen oder Trainingscamps. Die Strategie des „low-risk, low-cost war“ mit dem Einsatz der CIA zum Aufbau der Contra-Bewegung soll hier verdeutlicht werden (S. 10). „The Military War“ soll dagegen aufzeigen, dass die USA sehr wohl öffentlich auf Nicaragua einwirken wollten und einwirkten, indem sie u.a. Militärmanöver an Nicaraguas Grenzen durchführten (S. 139).

Die Darstellung Kornbluhs stützt sich vor allem auf Artikel großer US-amerikanischer Zeitungen wie die Washington Post, New York Times oder Miami Herald, sowie Interviewaussagen beteiligter Personen. Mithilfe der Aussagen gelingt es Kornbluh, die bewusst gewollte Täuschung der Öffentlichkeit durch hohe US-Funktionäre darzulegen. Weiter werden Regierungsaussagen polemisch aufgearbeitet. Das Werk flankieren humoristische bis satirische Zeichnungen, welche, wohl ausgesucht, das gelesene künstlerisch untermalen, beispielsweise in Bezug auf die Unterschlagung von Hilfsgeldern (S. 204).

Mit einer Literaturliste kann das Werk leider nicht aufwarten, der Leser muss sich hier mit den Anmerkungen zufrieden geben. Ein Glossar mit den wichtigsten Organisationen und Friedensplänen ist angefügt (S. 269-271). Ähnliches für wiederkehrende Personen wäre wünschenswert gewesen, da für Leser ohne Hintergrundwissen bei der Flut an Namen die Übersicht schnell verloren geht.

Leider kann Nicaragua. The price of intervention, bedingt durch die Veröffentlichung 1987, die US-Intervention nicht bis zu ihrem Ende 1990 betrachten, es endet mit einem Verweis auf den Iran-Contra-Skandal. Es ist demnach keine Gesamtdarstellung der Intervention, sondern nur ein Ausschnitt. Weiter bietet es nur eine beschränkte Sicht auf die US-amerikanische Lateinamerikapolitik, da nur Nicaragua im Blickpunkt steht. Dass es sich bei dem Eingriff in die nicaraguanische Innenpolitik aber sehr wohl um größere, staatenübergreifende Angelegenheiten handelte, verdeutlichen die kurz, vielleicht etwas zu kurz gehaltenen Erläuterungen über US-amerikanische Eingriffe in Costa Rica und Honduras (S. 128-139). Ein Verständnis für die regierungseigene Denkweise „Central America is our backyard“ kann so nicht nachvollzogen werden. Sollte es eventuell auch nicht.

Peter Kornbluhs Nicaragua: The price of intervention: Reagans war against the Sandinistas mag zwar in der Fülle an Literatur nur eine Momentaufnahme, keine Gesamtdarstellung, sein. Doch durch die genaue Skizze der CIA-Operationen und den wirtschaftlichen wie propagandistischen Handlungsweisen der USA ist das Werk ein lesenswerter Einstieg in die Thematik und eine gute Übersicht bis zur Iran-Contra-Affäre 1987.

1Voß, Klaas (2014): Washingtons Söldner. Verdeckte US-Interventionen im Kalten Krieg und ihre Folgen. S. 29.

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