Cover des Buches Ernten und Sterben (ISBN: 9783954510795)
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Rezension zu Ernten und Sterben von Peter M. Hetzel

Kopflos sind hier nicht nur die Leichen

von progue vor 11 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch, das sich nicht zwischen Regionalkrimi und Parodie entscheiden kann und damit weniger Substanz aufweist als eine Petersiliensuppe.

Rezension

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proguevor 11 Jahren
Albertine von Krokow und ihr Nachbar Hubertus Müller sind gut befreundet. Jeden Abend (und meistens auch den ganzen Tag) hängen sie miteinander rum und genießen die Köstlichkeiten, die Albertines Haushälterin Clementine ihnen zubereitet. Als sich eines Tages zwei kopflose Leichen in ihren Gemüsebeeten finden, erkennen die beiden, dass ihre ländliche Ruhe vorläufig einen Schlusspunkt gefunden hat. Um den Verdacht, dass sie die Mörder sind, von sich abzuwenden, schließen sie sich mit dem rasenden Reporter Egon-Erwin Wutke zusammen und versuchen, dem Mörder auf die Spur zu kommen. Immerhin ist dieser so nett, sie von der Verdächtigenliste zu nehmen, als er mal fix noch zwei Leute aus dem Dorf metzelt, zu einem Zeitpunkt, als sich noch gefühlte Millionen Reporter um Albertines und Hubertus' Häusern befinden. Ohne zu wissen, wer der Mörder ist, erfährt man immerhin schon einmal, dass er es auf ein paar Leute abgesehen hat, unter ihnen auch Albertine und Hubertus.
Seltsam ist nur, dass er ihnen kein Haar krümmt, als sie ihm quasi freiwillig in die Hände geraten. Er begnügt sich damit, sie mit einem Schlafmittel ins Land der Träume zu schicken und sich mit Clementine einen Karatekidverschnittswettkampf zu liefern.
Er ist außerdem auch immer so nett, genau diejenigen Leute zu töten, die Albertine und Hubertus gerade im Verdacht haben. Das tut er zum Beispiel mit einem ultramodernen Hightechsniper, deren Herkunft offensichtlich üüüüüüüberhaupt nicht zurückzuverfolgen ist, weil ... Keks.
Weil die Polizei so dermaßen inkompetent und luschig ist, dass man die Hände über den Kopf zusammenschlagen möchte.

Das ist durchaus gewollt, habe ich erfahren. Das Buch ist weniger ein Krimi als eine Parodie, aber meiner Meinung nach funktioniert eine Parodie nur, wenn man zwar überzeichnet, aber doch ein bisschen Logik übriglässt.
Sämtliche Protagonisten sind schrullig, verpeilt, unfähig oder hyperaktiv --> siehe Parodie. Leider war das Ganze nicht so witzig dargestellt, dass man darüber wenigstens lachen konnte; und nein, ich gehöre eigentlich nicht zu den Leuten, die zum Lachen in den Keller gehen. Die wenigen Male, in denen ich müde schmunzeln konnte, wurden fast sofort durch das Stirnrunzeln über völlig unnötige Aktionen abgelöst. (Zum Beispiel durch die Stelle, als ein Heckenschütze auf den Reporter schießt, und der es in keiner Form für nötig hält, sich selbst in irgendeiner Form zu schützen oder gar die Polizei darüber zu informieren, Gott bewahre!)
Die Auflösung des Falls bleibt dann auch konsequent inkonsequent; sowohl der Täter, der durchaus schon vor seinem letzten Mord hätte festgenommen werden können, als auch seine Motivation bleiben eher im Dunkeln.

Im Endeffekt kann ich für mich selbst konstatieren, dass ich enttäuscht bin. Das ist schade, weil ich die Vorstellung des Autors witzig und sympathisch fand und bisher mit den Büchern von Emons immer gut gefahren bin. Jetzt bin ich mir unsicher, ob ich überhaupt noch Interesse für die anderen Landkrimis aufbringen kann: Sind sie alle in dem Stil, dass es mehr um schrullige Leute als um einen Kriminalfall geht?

Fazit: Nichts für Leute, die sich einen echten Krimi erhoffen.
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