Das ist die Lebensgeschichte von Hans Menasse, dem Vater von Eva, Robert und Tina Menasse.
Hans ist 1930 als Sohn eines jüdischen Vaters und einer katholischen Mutter in Wien geboren. Nach dem Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland werden er und sein älterer Bruder Kurt (geb. 1923) mit einem der „Kindertransporte“ nach England geschickt. Die ältere Schwester Gertrude (geb. 1919) befindet sich zu dieser Zeit bereits mit ihrem Ehemann im Ausland.
Hans und Kurt werden auf Grund des Altersunterschiedes bald voneinander getrennt.
Hans wird in seiner Pflegefamilie, den Cooks, liebevoll aufgenommen. Anfangs gibt es noch spärlichen Briefkontakte zu seiner Familie, doch die reißen bald ab. Hans entdeckt seine Liebe zum (englischen) Fußball, der ihm hilft in der fremden Umgebung ohne eigene Familie zu leben.
Nach dem Krieg, kehrt Hans 1947 nach Wien zurück. Seine Eltern haben den Nazi-Terror gerade noch überlebt. Die Heimkehr ist nicht ganz unproblematisch, da Hans die deutsche Sprache über seinem Englandaufenthalt verlernt hat. Doch auch hier hilft ihm der Fußball wieder Fuß zu fassen. Das Sprungbrett ist der „First Vienna Football Club 1894“ (kurz Vienna) und wenig später Austria Wien. 15 Jahre nach seiner Vertreibung debütiert Hans Menasse in der österreichischen Nationalmannschaft.
Auf Grund seiner perfekten Englisch-Kenntnisse wird wird er Pressechef eines amerikanischen Filmverleihs und betreut Hollywood-Größen.
Meine Meinung:
Diese Biografie ist sehr einfühlsam geschrieben. In wohl gesetzten Worten lernen wir das Schicksal dieses Mannes kennen.
Beeindruckend, wie er sein Leben gemeistert hat. Viele private Fotos ergänzen das gediegen gebundene, mit einem Lesebändchen ausgestattete Buch.
Wir erfahren von der unrühmlichen Rolle des Karl Rainer, einem Fußballspieler eben jener Vienna, den Hans sehr bewundert hat. Rainer, recht bald ein Anhänger der Nazis lässt die Familie Menasse aus ihrer Wohnung in Döbling delogieren und reißt sich auch das Geschäft von Richard Menasse, Hans‘ Onkel, unter den Nagel. Karl Rainer wird bis zu seinem Tod kein Unrechtsbewusstsein haben und das geraubte Eigentum der Familie Menasse als das seine ansehen.
Dass die Ideologie der Nazis nach wie vor in den Köpfen der Leute verankert ist, bekommt Hans mehrmals zu spüren. Seine Eltern können und wollen über diese schreckliche Zeit nicht sprechen. So liegt es, wie in vielen ähnlichen Fällen, bei der Enkelgeneration, die Geschichte ihrer jüdischen Familien aufzuarbeiten. Dafür sei Eva, Robert und Tina Menasse herzlich gedankt.
Für mich ist das Lesen dieses Buch ein bisschen eine Kindheitserinnerung. Ich bin mit meinem Vater jeden Sonntag auf den Fußballplatz der Vienna, auf die Hohe Warte, gegangen. Wahrscheinlich habe ich Hans Menasse, der 1966 seine aktive Fußball- Karriere beendet hat, spielen gesehen.
Fazit:
Eine tolle Biografie eines Mannes, der mit acht Jahren ins englische Exil geschickt wurde. Einfühlsam und fesselnd erzählt. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.