Rezension zu "Es lebe die Freiheit!" von Peter Normann Waage
Die Geschwister Hans und Sophie Scholl verfassen und verteilen gemeinsam mit StudienkollegInnen 6 Flugblätter, ein siebentes wird nie vollendet. Die Geschwister werden beim Verteilen des sechsten Flugblattes entdeckt, verhaftet und kurz darauf hingerichtet.
Peter Normann Waage rollt die Geschichte der Weißen Rose erneut auf. Anschaulich beschreibt er Kindheit und Jugend der wichtigsten Mitglieder des Studentenkreises und veranschaulicht auch Einflüsse des Nazi-Regimes auf die sehr jungen Menschen.
Waage wählt einen interessanten Blickwinkel auf die involvierten Personen. Er beschreibt nicht nur sie selbst sondern auch ihre WegbegleiterInnen und MentorInnen, die maßgeblich daran beteiligt sind, dass sich diese jungen Menschen individuell entwickeln können und schließlich das Nazi-Regime hinterfragen und beginnen es zu bekämpfen.
Besonderes Augenmerk legt der Autor hierbei auf Traute Lafrenz, die er mehrere Male persönlich traf und befragte. Ihre Aussagen gibt er wortgetreu wieder und ermöglicht den LeserInnen dadurch einen objektiven Blick auf die Erlebnisse, Wahrnehmungen und Erfahrungen von Traute Lafrenz.
Des Weiteren umreißt er auch die Literatur, mit der die Geschwister Scholl aber auch andere beteilgte Personen in Kontakt kamen und die auch zum Teil in den Flugblättern zitiert wurden. Vor allem russische Autoren standen hierbei im Vordergrund. All diese Einflüsse werden erläutert und helfen dabei ein klareres Bild des Freundeskreises rund um die Weiße Rose zu gewinnen.
Im Anhang sind die Flugblätter selbst nach zu lesen. Ein unverstellter Blick auf diese Schriftwerke ist möglich sind sie doch frei von Kommentaren und Erläuterungen.
Waage schönt nicht und zeigt auch die Schattenseiten der Vereinigung, wie zum Beispiel die Geschichte um Heinz Kucharski, der durch die Denunzierung seiner KollegInnen ein so undurchdringliches Netz spinnen konnte, dass er selbst der Hinrichtung entging, aber für die Verhaftung von vielen anderen Menschen verantwortlich war.
Traute Lafrenz lehnte dieses Vorgehen ab und auch ihre Wahrnehmung und ihr Umgang mit diesen schwierigen Situationen nähert sich der Autor mit sehr viel Taktgefühl aber auch mit dem Anspruch Klarheit zu verschaffen.
Eine gut recherchierte, klar strukturierte und gut aufgebaute Behandlung des Themas, die sich flüssig liest, vor allem durch die vielen Passagen von Gesprächen mit Traute Lafrenz.