Cover des Buches Das Gewölbe des Himmels - Der Unrechte (ISBN: 9783442268405)
Loki_Laufeysons avatar
Rezension zu Das Gewölbe des Himmels - Der Unrechte von Peter Orullian

Der Schatten Der Hand Lastet Auf Meinem Gemüt

von Loki_Laufeyson vor 6 Jahren

Rezension

Loki_Laufeysons avatar
Loki_Laufeysonvor 6 Jahren

EDIT: Ich war schlecht drauf und habe dem Buch unrecht getan als ich die Rezension geschrieben habe. Einiges wurde nun herausgekürzt.
Die Rezension beschäftigt sich mit "Der Vergessene" sowie mit "Der Unrechte", da ein "Verkaufstrick" der aus dicken Seiten und großer Schrift besteht, uns vormachen möchte, dies wären zwei Bände. Eigentlich ist es im englischen Original nur ein Buch.

Die Covers von beiden Büchern sind typische Fantasy-Cover und zeigen einen ähnlichen Aufbau, bloß aus etwas abgewandelter Perspektive. Denn wie viele Vertreter von Deckblättern dieses Genres hat man nicht bereits gesehen? Sie alle beinhalten einen einsamen Wanderer, dessen Umhang sich dramatisch im Winde aufbauscht. Im Hintergrund ein sturmumtostes Naturresevat, welches zumeist aus einem Zerklüfteten Gebirge oder klippenartigen Gesteinsformationen besteht.
Der Titel ist fein ausgeführt, wirkt verblasst und alt, wird umkränzt von Ranken, die ihn scheinen lassen wie ein auf altes Pergament gestempeltes Siegel.
Die offensichtliche Gewöhnlichkeit des Deckblattes, vermittelt leider: "Geschichten wie meine wurden bereits erzählt und zwar ungezählt", oder um den Autor zu zitieren was alle Nachmache angeht "Die Uebrigen sind wandelnde Erde, aufrechter Staub, unwissend vergeudeter Atem".
Wird das Buch aber deshalb unlesenswert?

Erst zum Inhalt: Vor vielen Zeitaltern wurde die Welt von dem Tabernakel-Pantheon erschaffen. Es kam aber, dass einer der Götter Verderben sähte in Allem was geschaffen wurde - seine Freude am Unfrieden wurde allzu groß, dass ihn die anderen Götter hinter einen Schleier verbannen mussten, um die volle Zerstörung der Welt abzuwenden.

Jahrtausende später, im Auenland, hier allerdings Helligtal genannt lebt der junge Jäger Tahn Junell sein beschauliches Leben.
Als er während einem seiner Jagdausflüge eine lebensbedrohliche Begegnung hat und kurz darauf ein Ungeheuer das Kind seiner Schwester entführt, ist damit Schluss. Gandalf, hier aber Vendanji genannt, taucht zeitgleich im Dorf auf und zwingt Tahn, seine Schwester und zwei Freunde die unglücklicherweise zu viel mitgehört haben mit auf eine Reise ungewissen Ausgangs zu kommen. Denn der Schleier ist schwach geworden, finstere Geschöpfe dringen in das Land ein - und sie haben es auf Tahn abgesehen.

Der Prolog des Buches ist einfach fabelhaft geschrieben! Man wird Zeuge der Verbannung Maldaeas - die Argumentationen sind geistreich und intelligent.
Der Schreibstil im ganzen Buch ist leicht verständlich und dennoch bildlich und von hoher Qualität - man liest sich schnell ein. Der Schreibstil trägt das Buch auch zum Großteil wenn wie so oft nichts aufregendes passiert. Es ist kein Pageturner, aber doch ist das Buch trotz hoher Seitenzahl angenehm und schnell durchzulesen.
Die erschaffene Welt ist geprägt durch ihre weitreichende, verflochtene Geschichte, die sich durch ihre Landschaften und Völker zieht. Man möchte unheimlich gerne mehr über sie erfahren, wahrscheinlich sogar mehr als über den eigentlichen Handlungsstrang.
Das ist schlecht. Der Handlungsstrang ist recht unverworren, gradlining, langweilig wenn nicht die Interessanten Orte, welche die Charaktere passieren.
Oft geschehen Dinge ohne Grund, oder Erklärung, oder wenn es mal eine zu lange Wanderpassage gibt, werden die Reisenden zum dutzendsten Mal von den Bar'Dyn (das sind Orks) attackiert, einfach um etwas Action in die Sache zu bringen, weil sonst nichts passiert. Solche Dinge führen zu schlimmen Logikbrüchen.
Es werden ungemein viele Fragen aufgeworfen, aber meistens gibt es einfach keine Erklärung für die Fragen, weil der Plot anscheinend nicht wirklich durchdacht ist. Antworten erfolgen, wenn überhaupt, erst nach vielen hundert Seiten, und dann meist mangelhaft und zutiefst enttäuschend. Die Dinge und Nebenhandlungen sind einfach nicht miteinander verbunden; man hat das Gefühl der Autor selbst würde die Antworten nicht kennen, weil er einfach nach Lust und Laune drauflosgeschrieben hat, und ihm am Ende nur eine lasche Begründung eingefallen ist,
Das Ende war eine Zuspitzung genau dieser Schwächen anstatt der lang erwarteten Aufklärung. Das ist besonders traurig, da dass Buch wirklich eine farbreiche, hervorstechende Fantasygeschichte hätte erzählen können und anscheinend nur der Plot etwas überarbeitet hätte werden müssen - einige Dinge auszuführen und überflüssige zu streichen.

Die Charaktere sind recht durchschnittlich und wiederholen sich ständig. Tahn und Sutter belieben ständig miteinander zu scherzen, nicht immer auf besonders respektvolle Art und Weise, das wäre natürlich ein facettenreicher Charakterzug, wenn sie nicht ständig DEN SELBEN WITZ reißen würden und wenigstens Komik dabei wäre. Das Wort "Rübenbauer" kann ich nicht mehr lesen.
Ein hervorstechender Charakter ist Wendra, die zu Beginn recht wenig zu Wort kommt, sich aber als viel stärker und menschlicher als die Hauptperson Tahn darstellt. Sie ist wortgewandt und klug; schade dass sie so wenig Raum in der eigentlichen Handlung erhält, abgesehen von einigen Kapiteln in einem Seitenstrang des Plots.

Was aber höchst ärgerlich an den weiblichen Charakteren ist, dass sie alle nur daran denken "Mutter zu werden" und das von der Regentin, zur Elbenhaften Fernprinzessin und der sexuell missbrauchten Wendra. Das ist eine eigenartige Fehlkonzeption des Buches, dass es zwar einflussreiche, starke weibliche Charaktere gibt, sogar eine Regentin, die nicht von einem Ehemann bevormundet wird (nicht dass sie aber eine einzige Frau in ihrem Rat sitzen hätte), aber nur unter der Voraussetzung, dass sie ihre mütterlichen Wünsche an erste Stelle setzen. Und wenn nochmals eine Fehlgeburt bedauert wird - das einzige Motiv, welches hier eine "tragische Vergangenheit" für eine Frau bedeuten könnte - ich hoffe es lag einfach an Ideenlosigkeit und nicht an der tatsächlichen Ansicht des Autors über Frauen. Natürlich sind Fehlgeburten schrecklich, aber die Art wie das in "Das Gewölbe des Himmels" behandelt wird, ist falsch angebracht. Noch schlimmer das Thema einer Vergewaltigung, die in einer Schwangerschaft resultiert weshalb, "die Vergewaltigung ja nicht so schlimm war, schließlich kann man sich nun auf das Mutter werden freuen"
Es gibt einen Unterschied dazwischen starke Frauen in einer frauenfeindlichen Welt zu erschaffen oder eine frauenfeindliche Welt zu erschaffen, weil man nicht glaubt selbstbestimmte Frauen würden existieren.

Fazit: "Der Vergessene/Unrechte" hätte ein solider Auftakt einer interessanten Fantasyreihe sein können, auch mit seiner unkreativen Handlungsschwäche. Der Schreibstil ist "episch", die Geschöpfe und Geschichte der erschaffenen Welt vielfältig.
Das Frauenbild ist grauenhaft rübergekommen und es fällt mir schwer einzuschätzen ob es Faulheit oder Absicht des Autors war. Das Buch wirkt einfach unfertig; es ist nicht vollkommen schlecht, aber auch nicht umwerfend. Darum 3 Sterne.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks