Cover des Buches Pestsiegel (ISBN: 9783596184033)
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Rezension zu Pestsiegel von Peter Ransley

Die Wirren fanden sich hier nicht nur im Bürgerkrieg

von frell vor 11 Jahren

Rezension

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frellvor 11 Jahren
Oberflächlich betrachtet kann ich eigentlich gar nicht so genau beziffern, wieso ich mich durch dieses Buch so kämpfen musste.

Die Prämisse klingt erstmal gar nicht so uninteressant: Die Geschichte eines totgeglaubten Neugeborenen, der als Erwachsener auf der Suche nach der Wahrheit seiner Herkunft ist - und das alles im England des Jahres 1625. Außerdem wird auf dem Buchrücken und im Titel angedeutet, dass er eigentlich an der Pest erkrankt sein sollte...

Doch da fängt es schon an unstimmig zu werden. Im Original heißt der Roman "Plague Child" , also "Pestkind". Tom Neave war aber niemals an der Pest erkrankt, er hat sie auch niemals überlebt. Der deutsche Titel "Pestsiegel" ist da noch viel unstimmiger, weil etwas in der Art eines Pestsiegels (was auch immer das sein mag) gar nicht vorkommt. Überhaupt geht es in dem Buch so gut wie gar nicht um die Pest.

Es geht um Tom Neave, der offensichtlich als Kind getötet werden sollte, doch vom Fahrer des Pestkarrens Matthew gerettet wurde (mehr Pest kommt dann wirklich nicht vor). Er wächst als Sohn des Pestkarrenfahrers auf, der plötzlich in die Lehre bei einem Drucker geht. Wieso genau das passiert, entschließt sich dem Leser aber nicht wirklich.

Und so geht es weiter. Kaum eine Handlung der Personen im Buch scheint irgendwie logisch zu sein. Alle agieren scheinbar sinnlos oder unmotiviert. So will Tom doch eigentlich seine wahre Herkunft herausfinden, aber er will auch Drucker bleiben (manchmal) oder Anne heiraten (auch nicht immer) oder Schreiber sein (hier und da) oder aufs gewaltige Erbe verzichten (meistens, am Ende aber doch nicht), seinen Vater finden (scheint er hin und wieder zu vergessen), sich den Parlamentariern anschließen (außer er will zwischendurch seinen Vater finden) und und und.

"Die Wirren des Bürgerkrieges" wie es auf dem Buchrücken heißt, sind den agierenden Personen offensichtlich meist schwer zu Kopf gestiegen, da alle so verwirrt handeln, dass es meist keinen Spaß macht, das Buch weiterzulesen.

Keiner der Personen wirkt aber auch nur ansatzweise interessant oder symphatisch. Kommt eine Person ein paar Seiten nicht mehr vor, hat man sie vergessen und wünscht sich fast, als sie dann doch wieder auftaucht, sie wäre vergessen geblieben.

Manchmal schaffte es der Autor dann doch, mein Interesse zu wecken, das war aber nur in wenigen Momenten so. Schade eigentlich, dabei hat er sich als Hintergrund doch eigentlich eine recht spannenden Periode der englischen Geschicht herausgesucht. Doch auch die realen Personen sind dermaßen langweilig beschrieben, dass sie mir fast wieder egal sind.

Fazit: Vom "opulenten historischen Kriminalroman" (Zitat Buchrücken) ist das Buch mehr als melenweit entfernt (eigentlich ist es nicht mal ein Krimi) und die nächsten Teile der versprochenen Trilogie werde ich ebenso, wie die oben benannten Personen, sobald ich das Buch ins Regal gelegt habe, vergessen.
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