Cover des Buches Einmal sterben und zurück (ISBN: 9783902991065)
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Rezension zu Einmal sterben und zurück von Peter Riese

Faszination in Sachen Sterben, Mutmacher für Herzpatienten

von Sunreading vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Gleichzeitig ein faszinierender Erlebnisbericht in Sachen "sterben und zurück", und ein Mut machender Rat- & Hinweisgeber für Herzpatienten

Rezension

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Sunreadingvor 9 Jahren

„Ich hatte etwas erlebt, was wohl die wenigsten Menschen erleben konnten – ich hatte den eigenen Tod überlebt, ein großes Stück der letzten Reise erfahren und war von der Ewigkeit geküsst worden.“ (S. 150)

Unvorstellbare 20 Minuten lang war Peter Riese ohne Herzschlag und ohne Hirnströme klinisch tot. Dann kam er zurück ins Leben – ohne jegliche körperliche oder geistige Beeinträchtigung. Was für ein Geschenk.
Doch wenn man diese Mut machende Biographie liest, wird schnell klar, dass der Tod vielleicht das bedeutsamste, aber lange nicht das einzige Erlebnis seiner Geschichte war, die deutlich macht, dass das Leben am Autor Gefallen gefunden hat und ihn noch nicht so schnell aus seinen Fittichen lassen will. Die sich neu bildenden Arterien rund um sein Herz tun ihr Bestes ;)

„Je mehr ich mich von meinen Erinnerungen entfernte, desto mehr hing ich wieder an meinem Leben.“ (S. 136)

Meine Meinung zum Buch:

Mit viel Sinn für Humor und Eigenironie erzählt Peter Riese in angenehmen Kapitellängen von seinem Leben, seinem Sterben und seiner Rückkehr aus dem Jenseits.
Ganz dem Untertitel-Anteil „ … und das Herz neue Adern wachsen lässt“ entsprechend, erfährt man hier aber auch auf unterhaltsame, ausführliche Weise wichtige medizinische Zusammenhänge und Maßnahmen in Bezug auf Herzarterien und entsprechende Gefäßverschlüsse. Unter anderem umfasst dies auch ein eindringliches Plädoyer gegen das Rauchen.
Ganz nebenbei habe ich den Inhalt auch als Liebeserklärung an seine Frau, seine kleine Tochter und auch seinen Sohn erlebt. Das war schön (und streckenweise sehr amüsant) zu lesen.

Weder bin ich selbst schon einmal gestorben (zum Glück), noch bin ich herzkrank und rauche auch nicht. Aber dennoch hat mich jeder Anteil dieses Buches, das ich als Erlebnisbericht und streckenweise Mut machenden Ratgeber betiteln würde, oftmals sehr fasziniert, unterhalten und bereichert. Vielleicht bin ich eines Tages froh schon so viel über den Blutkreislauf des Herzens gelesen zu haben.
„Einmal sterben und zurück“ enthält, bedingt durch die vielen Krankenhaus- und Arzterlebnisse des Autors, natürlich eine gut frequentierte Menge an medizinischen Hintergründen. Für mich als Laien aber gut verständlich und vor allem nicht zu sachlich rübergebracht, sondern manchmal sogar so voll mit schwarzem Humor, dass ich laut lachen musste.

Auch wenn der inhaltliche Anteil des Sterbens, beziehungsweise des tot Seins sich vielleicht auf drei oder vier Kapitel insgesamt beschränkt und die übrigen Kapitel sich mit dem Davor und Danach beschäftigen, war dieser spezielle Anteil für mich Faszination pur.
Neben dem, dass der Autor sowieso nur noch einen gewissen Anteil an Erinnerungen lange genug halten konnte, um überhaupt davon zu berichten (einen Anteil, den er als Geschenk bezeichnet), gehe ich davon aus, dass eine stärkere Ausdehnung dieses Themas auch wenig Sinn gemacht hätte. Denn das, was Peter Riese erlebt hat, ist einfach mit den uns zur Verfügung stehenden Sinnen und Gehirnzellen nicht zu begreifen. Bei mir persönlich bleibt ein Gefühl von Faszination und dem beruhigenden Gedanken, dass das Sterben im Grunde nichts weiter ist als der Eintritt ins Weiterleben – nur anders.

Nachdem ich auch schon andere Bücher und Filme über Nahtoderlebnisse gelesen und gesehen habe, bin ich nach diesem Buch, das ja sogar noch einen Schritt weiter geht, auch irgendwie davon überzeugt, dass das Sterben ein Weg ist, der in seiner Ganzheit weder zu erfassen noch allgemeingültig wiederzugeben ist. Ich glaube, das ist ein bisschen vergleichbar mit der Geburt. Da mussten wir auch alle durch und sind auch alle angekommen – aber dennoch ist jede Geburt in ihren Feinheiten individuell.

Insgesamt könnte ich mir vorstellen, dass „Einmal sterben und zurück“ die Leserschaft ein wenig spalten könnte. Sehr kognitiv veranlagte Menschen könnten mit dem spirituellen Anteil überfordert sein; und Leser, die eine Biografie erwarten, die sich rein mit dem Todeserleben auseinandersetzt, könnten enttäuscht sein, da der medizinische Hintergrund (vor allem in Bezug auf das „wie geht’s weiter?“) ebenfalls stark beleuchtet wird.
Ein wenig spirituelle Offenheit wäre für die Lektüre insofern von Vorteil, als dass der Autor sich auch mit der Frage der Gottesexistenz kurz auseinandersetzt.

Mich persönlich hat dieses Buch in weiten Strecken sehr fasziniert, oft zum Lachen gebracht und auch durch die gesundheitlichen Informationen bereichert.
Ich bin gespannt, ob der Autor den Wien-Marathon 2016 mit einer voll verschlossenen Hauptarterie des Herzens, aber vielen neuen Helfer-Arterien glücklich schaffen wird und drücke fest die Daumen!

Sein eigenes Resümee:
„Das Wissen, dass alles Sinn besaß und alles und jeder wichtig und ein Teil eines unvorstellbaren Systems ist, das war mir geblieben. Die Details verblassten in einem Nebel. Selbst warum ich vergesse, habe ich vergessen.“ (S.111)

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