Fragen wir uns nicht alle manchmal, wo denn der verdammte Schalter ist, mit dem man diese ewige Gedankenmühle im Kopf einfach anhalten kann? Leider gibt es ihn nicht, aber man kann sich einen bauen. Durch Meditation gelingt es den Fluss der Gedanken zu verlangsamen oder sogar zum Stillstand zu bringen. Dazu bedarf es aber gewöhnlich entweder einer recht langen Übung oder/und einer äußeren Hilfe. Versucht man es alleine, dann läuft man Gefahr, auf halber Strecke ohne Erfolg aufzuhören, denn für den Erfolg braucht man einen langen Atem und eine gehörige Menge an Selbstdisziplin, die man gewöhnlich nicht aufbringt, wenn man unruhig ist oder unter Druck steht.
Im Ergebnis einer erfolgreichen Meditationspraxis können wir uns auch von der Dominanz unseres Verstandes befreien und begreifen, dass nicht er es ist, der uns definiert. Der Verstand schafft ständig Konzepte über uns oder sammelt solche, die andere über uns haben. Er definiert zwar nicht uns (obwohl wir das oft glauben), wohl aber unser Ego. Folglich wird eine erfolgreiche Meditationspraxis auch unser Ego glätten. Wenn man nun die bei Amazon erschienen Rezensionen von sogenannten TM-Lehrern liest, so wird man feststellen, dass alle Bücher, die von anderen TM-Lehrern geschrieben wurden, mit Lobpreisungen so überhäuft werden, wie ich das bisher nur aus den Zeiten des Personenkultes kannte. Dazu passt, dass auf der anderen Seite kritische Werke wie zum Beispiel das von John White ("Alles über TM") niedergemacht und die Autoren und ähnlich Denkende ziemlich hemmungslos beschimpft werden.
Ich hatte bisher keine Beziehungen zur "Transzendentalen Meditation (TM)" im Sinne der TM-Bewegung. Vielmehr bin ich über einige dieser emotionsgeladenen Rezensionen bei Amazon erst zufällig auf sie gestoßen. TM funktioniert mit Sicherheit, denn diese Meditationsmethode ist uralt und wird in vielen historischen Dokumenten verschiedener Kulturen immer wieder beschrieben. Bei einigen bei Amazon rezensierenden TM-Lehrern scheint aber etwas schief gelaufen zu sein. Ein wenig mehr Gelassenheit nach so viel Meditationspraxis hätte ich da schon erwartet.
Der Autor des "direkten Weges" ist ebenfalls ein TM-Lehrer, noch dazu einer aus der ersten Generation. Er wurde wahrscheinlich vom angeblichen Erfinder oder Wiederbeleber der uralten Meditationsmethode Maharishi Mahesh Yogi selbst in Indien ausgebildet. Wie erlernt man nun die "Maharishi-Meditation"? Wer gedacht hatte, dies mit Hilfe dieses Buches bewerkstelligen zu können, der hat sich getäuscht. Insofern ist der Titel des Werkes irreführend. Obwohl der Autor behauptet, dass die TM die einfachste und wirkungsvollste Art der Meditation sei, kommt man um folgenden Ablauf scheinbar nicht herum. Zunächst bucht man einen viertägigen (standardisierten) Grundkurs. Der erste Schritt ist ein Einführungsvortrag, daran schließt sich ein aufbauender Vortrag an, der Theorie und Ursprung der TM erläutert. Erst danach kommt es zum persönlichen Interview, bei dem sich der TM-Lehrer und der Schüler näher kennenlernen. Im vierten Schritt erfolgt die persönliche Unterweisung in die Meditationstechnik. Danach kommt es zur gemeinsamen Auswertung der während der Meditation gemachten Erfahrungen. Anschließend meditiert man drei Tage zweimal täglich alleine zu hause, kann aber seinen Lehrer jederzeit um Rat bitten. Dann ist man ausgebildet. In den folgenden Wochen wird man regelmäßig zum "Checken" zum TM-Lehrer gebeten, damit sich keine Fehler einschleichen. Und danach gibt es natürlich "Aufbauseminare". Dies alles steht auf zwei Seiten des ersten Kapitels. Der Rest des Buches ist allgemeinen Themen im Zusammenhang mit dieser Meditationsmethode gewidmet (Geschichte der TM und Folgen der TM wie Stresslösung durch Meditation, höhere Bewusstseinszustände, Selbstverwirklichung usw.).
Wie bei jeder Art von Meditation geht es auch bei der Transzendentalen Meditation darum, unsere Aufmerksamkeit vom scheinbar endlosen Fluss der Gedanken abzulenken. Dazu kann man sich zum Beispiel auf den Fluss seines Atems konzentrieren oder auf die Flamme einer Kerze. Oder man schaut stundenlang auf eine weiße Wand. Für Anfänger, die gewöhnlich von innerer Unruhe geplagt sind oder keine Geduld haben, ist das eine sehr schwere Übung. Meistens fängt man dann an sich zu beobachten oder will Fortschritte erzwingen, was alle Bemühungen verlängert oder gar zunichte macht. Das "Geheimnis" der TM (über das im Buch kein Wort verloren wird) besteht im fortwährenden lautlosen Aufsagen eines Mantras, das man von seinem TM-Lehrer erhält und das angeblich auf jeden persönlich zugeschnitten ist. Da man bei der Meditation also beschäftigt ist, wird einer Ablenkung vorgebeugt. Zudem haben Mantras die Eigenschaft durch ihren Klang den Geist zu beruhigen. Hat man diesen Prozess erst einmal durch zweimaliges tägliches Meditieren in Gang gebracht, dann breitet sich die Stille im Kopf immer mehr aus und man kann sie durch einfaches Aufsagen seines Mantras immer wieder erzeugen, wenn man sie braucht.
Fazit: TM ist mit Sicherheit eine sehr gut funktionierende und einfache Meditationsmethode. Wer sie erlernen will, braucht angeblich einen TM-Lehrer. Dass dies Geld kostet, ist in Ordnung. Schließlich bekommt man auch etwas dafür. Ob es den Preis wert war, wird jeder, der ihn bezahlt, hinterher für sich entscheiden müssen. Man sollte allerdings wissen, dass man mit einer straff organisierten Bewegung in Kontakt kommt, über die man sich auch im Internet recht gut informieren kann.