In der heutigen Zeit fristet der Teufel sein Dasein in vielen Filmen und Büchern. Vielleicht taucht er noch im weitesten Sinne als Schimpfwort auf - wie farblos wäre der Sprachgebrauch ohne ihn - allerdings hat die Personifizierung des Bösen seine Grenzen in der Welt damit erreicht. Wenn man sich allerdings näher mit ihm beschäftigt, wird einem klar, dass er tief mit dem christlichen Glauben verbunden und ohne ihn, unsere Gesellschaft nicht so wäre wie sie ist.
Peter Stanford hat mit diesem Buch für die verdiente Wertschätzung eines Bösewichten gesorgt und zeigt die mythologische Figur im historischen Kontext auf. Die Biografie ist in drei Teile und mehrere Kapitel unterteilt. Der erste Teil - Ein Mörder von Anfang an - setzt sich quasi mit seiner Geburt und der Kindheit im alten und im neuen Testament auseinander. Stanford schildert, Anhand der Verbreitung des Christentums, seinen Aufstieg.
Der zweite Teil beschäftigt sich mit dem Mittelalter, der Hexenverfolgung und der moralischen Verteufelung der Sexualität. Die Auswirkung letzterer sind bis in die heutige Zeit spürbar. Es geht aber auch um die scheinbare Schwächung des Teufels durch das Aufkommen des Zeitalter der Aufklärung.
Im dritten und letzten Teil beschäftigt sich Peter Stanford, mit dem Teufel im ausgehenden 20. Jahrhundert und seiner Rolle in Sekten - die gerade am Ende des Jahrtausends eine kleine Renaissance erlebt haben, und warum er heute eher ein Fall für den Psychiater ist und nicht für einen Exorzisten. Abschließend kann ich sagen, dass dieses anspruchsvolle, aber auch sehr unterhaltsame Buch, dem überzeugten Christen wahrscheinlich weniger Lesevergnügen bereitet als dem Ungläubigen. Auch wenn es den Teufel, Belzebub, Satan oder Lucifer, egal wie man ihn nennen möchte, für einen rational denkenden Menschen gar nicht gibt, musste ich beim Lesen immer an ein Zitat von Baudelaire denken: "Die schönste List des Teufels ist es, uns zu überzeugen, dass es ihn gar nicht gibt."