Peter Struck hat hier eine Autobiographie eigentlich eher ein Erinnerungsbuch über seine letzten und auch wichtigsten Jahre in der Politik abgeliefert und, meiner Ansicht nach, meisterhaft geliefert. Das Buch ist im Ton genauso verfasst wie Struck eben ist. Kantig, knorrig, menschlich, immer authentisch und man merkt dass er ein absolutes political animal war. Wie sucht man diese Art von Politiker in der jetzigen Zeit. Man denke nur an zu Guttenberg oder Wulff. Er schildert seine Leidenschaft zum Amt des Fraktionschefs der SPD und auch wie er nach anfänglichem grossen Zögern das Amt des Verteidigungsministers schätzen gelernt hat. Weiss eigentlich noch Jemand dass der Satz "Deutschland Sicherheit wird auch Hindukusch verteidigt" von Struck stammt? Es wird seine Sicht über etliche bekannte Vorgänge dargestellt, man erfährt in grosser Offenheit wie der Ablauf seines Schlaganfalles im Amt des Verteidigungsministers war, wie er das Agieren des äusserst unglücklich werkelnden Vorgängers Scharping bewertet. Man bekommt Einblicke in die Arbeits- und Funktionsweise des Fraktionsvorsitzenden. Er gibt sogar einige bislang so nicht bekannten Details der rot-grünen Bundesregierung preis.
Insgesamt ein Buch das mir allergrössten Spass gemacht hat und ich in absolut kürzester Zeit, will sagen in einem Rutsch durchgelesen habe.
Ein Muss und eine unbedingte Empfehlung mindestens für alle politisch Interessierten.
Peter Struck
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
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Neue Rezensionen zu Peter Struck
Politik aus Innensicht
Er war, neben vielem anderen, der, der die Regierungspolitik als Fraktionsführer der SPD zusammen gehalten hat. Seinem kantigen Auftreten, seinem eher nordischen Temperament von bedächtig bis bärbeißig, seiner klaren Linie merkte man oft nicht an, welch diplomatisches Geschick, aber auch welche Durchsetzungsfähigkeit sich in dieser Person bündelte. Er war der Verteidigungsminister, der den Einsatz deutscher Truppen mit dem geflügelten Wort begleitete: “Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt“.
In der großen Koalition nach der Kanzlerschaft Schröders sorgte er, nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Nähe und Vertrautheit zum CDU Mann Volker Kauder für einen meist reibungslosen Ablauf in der SPD Fraktion.
Die entscheidenden und politischen Jahre von Beginn der Übernahme der Regierungsverantwortung durch eine SPD geführte Regierung 1998 bis zum Ende der großen Koalition sind es, die den thematischen Schwerpunkt des Buches ausmachen. In den großen Zügen und entscheidenden Momenten der politischen Entscheidungen. Hier erfährt der Leser einiges nicht allzu Bekanntes aus den Hintergründen von Entscheidungen (erstaunlich, das Gerhard Schröder breiter als bekannt durchaus das ein oder andere Mal nicht nur mit einem Rücktritt kokettierte, sondern diesen durchaus ernsthaft erwog) und erhält einen intensiven Einblick in die oft Kleinteiligkeit politischer Entscheidungsfindung samt aller parteipolitischer Strategiespiele und auch persönlicher Eitelkeiten der Beteiligten natürlich.
Neben diesen großen Zügen setzt Struck im Buch allerdings ebenso einen Blick hinter die Kulissen, die teils drückende Verantwortung, die Verbindungen, auch freundschaftlicher Natur, die durchaus über Parteigrenzen hinausreichen, zumindest bei ihm. Und gegenteilig die Härten im Umgang miteinander, dezidiert nennt er den Umgang mit Kurz Beck, aus seiner Warte zutiefst zu missbilligen. Auch ist es interessant zu lesen, wie beiläufig die gemeinsame Regierung zwischen Rot und Grün bei den Beteiligten endete, als wäre es, wie Struck schreibt, eine „Zufallsbekanntschaft“ gewesen ohne tiefere Bindung. Dies liest sich umso erstaunlicher, hält man sich die Bilder kerniger „Männerfreundschaften“ noch vor Augen, die beim Wahlsieg 1998 dargestellt wurde. Was von solchen Freundschaften wirklich zu halten ist, zeigte ja bereits das Beispiel Lafontaines deutlich.
Durchaus kritisch betrachtet Peter Struck einige der politischen Entscheidungen, die auch er mit zu verantworten hatte, den Berliner Politikbetrieb, der sich allzu oft nur im eigenen Sud aufhält und einzelne der politischen Persönlichkeiten, die nicht immer intern das umsetzen, was sie nach außen großspurig verkünden.
Das Buch ist allerdings keine Form der „Abrechnung“ mit irgendetwas oder irgendwem, sondern eine kritische, in Teilen auch selbstkritische Würdigung einer gewichtigen, politischen Karriere und einiger wesentlicher politischer Weichenstellungen. Vom Kosovo bis Afghanistan in der Außenpolitik bis hin zu Hartz IV und der Rentenreform in der Innenpolitik. Alles Entscheidungen, die Peter Struck mitgetragen und verantwortlich mit gestaltet hat. Mit klarem Blick und klarer Sprache lässt Struck so politische Gestaltungsjahre vorbeiziehen und spart auch nicht mit kritischen Blicken auf seine eigene Partei und deren Umgang mit dem jeweiligem Vorsitzenden. Ein interessantes Buch mit interessanten Einblicken in die jüngere politische Geschichte.
"Lernlust statt Erziehungsfrust" ist ein Erziehungsratgeber des Erziehungswissenschaftlers Peter Struck.
In 29 Kapiteln geht Peter Struck auf verschiedene Stationen des Aufwachsens von Kindern und Jugendlichen ein und weist dabei auf allerlei Gefahren und Risiken hin. Hauptthemen sind Über- und Unterforderung in der Schule, richtige Förderung für Hochbegabte und Kinder mit Teilleistungsschwächen und das Thema Leistung.
Mir persönlich hat das Buch nicht gefallen. Meines Erachtens schreibt Peter Struck viel zu plakativ, oberflächlich, einseitig. Laut dem Buch resultiert Rechenschwäche bei Kindern lediglich aus mangelnden Erfahrungen mit Matschen, Kneten, Schaukeln und Klettern. Mit Rückwärtsgehen und dem Besuch von Wald- und Strandkindergärten könne dem entgegen gewirkt werden.
Noch haarsträubender fand ich einen Erklärungsansatz für LRS (welches im Buch fälschlicherweise als Synonym für Legasthenie verwendet wird): personale Unverträglichkeiten zwischen Schüler und Lehrer können laut Peter Struck Ursachen für LRS sein.
Sehr plakativ erscheinen mir auch die düsteren Zukunftsaussichten für schlecht geförderte, unter- und überforderte Kinder und Jugendliche: Fast schon unausweichlich scheinen diese junge Menschen bedroht zu sein von Drogen, Alkohol, Gewalt, Aggression und Autoagression, Depression, Magersucht, ...
Auch, dass Peter Struck durchgängig das Wort "Kindergärtnerin" benutzt (bei Lehrern und Schülern aber ausdrücklich vereinfachend auf die weibliche Form verzichtet), statt von Erziehern zu sprechen, war ein weiterer fachlicher Schwachpunkt.
Mit einigen Sichtweisen mag Peter Struck ja recht haben, vor allem, wenn man nicht verallgemeinert. Mir waren jedoch Stil und Aussage des Buches sehr unsympathisch!
Brauch ich nicht wieder, kann ich auch nicht empfehlen!
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