Cover des Buches So läuft das (ISBN: 9783549073858)
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Rezension zu So läuft das von Peter Struck

Rezension zu "So läuft das" von Peter Struck

von M.Lehmann-Pape vor 13 Jahren

Rezension

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M.Lehmann-Papevor 13 Jahren
Politik aus Innensicht Er war, neben vielem anderen, der, der die Regierungspolitik als Fraktionsführer der SPD zusammen gehalten hat. Seinem kantigen Auftreten, seinem eher nordischen Temperament von bedächtig bis bärbeißig, seiner klaren Linie merkte man oft nicht an, welch diplomatisches Geschick, aber auch welche Durchsetzungsfähigkeit sich in dieser Person bündelte. Er war der Verteidigungsminister, der den Einsatz deutscher Truppen mit dem geflügelten Wort begleitete: “Deutschlands Freiheit wird am Hindukusch verteidigt“. In der großen Koalition nach der Kanzlerschaft Schröders sorgte er, nicht zuletzt aufgrund seiner persönlichen Nähe und Vertrautheit zum CDU Mann Volker Kauder für einen meist reibungslosen Ablauf in der SPD Fraktion. Die entscheidenden und politischen Jahre von Beginn der Übernahme der Regierungsverantwortung durch eine SPD geführte Regierung 1998 bis zum Ende der großen Koalition sind es, die den thematischen Schwerpunkt des Buches ausmachen. In den großen Zügen und entscheidenden Momenten der politischen Entscheidungen. Hier erfährt der Leser einiges nicht allzu Bekanntes aus den Hintergründen von Entscheidungen (erstaunlich, das Gerhard Schröder breiter als bekannt durchaus das ein oder andere Mal nicht nur mit einem Rücktritt kokettierte, sondern diesen durchaus ernsthaft erwog) und erhält einen intensiven Einblick in die oft Kleinteiligkeit politischer Entscheidungsfindung samt aller parteipolitischer Strategiespiele und auch persönlicher Eitelkeiten der Beteiligten natürlich. Neben diesen großen Zügen setzt Struck im Buch allerdings ebenso einen Blick hinter die Kulissen, die teils drückende Verantwortung, die Verbindungen, auch freundschaftlicher Natur, die durchaus über Parteigrenzen hinausreichen, zumindest bei ihm. Und gegenteilig die Härten im Umgang miteinander, dezidiert nennt er den Umgang mit Kurz Beck, aus seiner Warte zutiefst zu missbilligen. Auch ist es interessant zu lesen, wie beiläufig die gemeinsame Regierung zwischen Rot und Grün bei den Beteiligten endete, als wäre es, wie Struck schreibt, eine „Zufallsbekanntschaft“ gewesen ohne tiefere Bindung. Dies liest sich umso erstaunlicher, hält man sich die Bilder kerniger „Männerfreundschaften“ noch vor Augen, die beim Wahlsieg 1998 dargestellt wurde. Was von solchen Freundschaften wirklich zu halten ist, zeigte ja bereits das Beispiel Lafontaines deutlich. Durchaus kritisch betrachtet Peter Struck einige der politischen Entscheidungen, die auch er mit zu verantworten hatte, den Berliner Politikbetrieb, der sich allzu oft nur im eigenen Sud aufhält und einzelne der politischen Persönlichkeiten, die nicht immer intern das umsetzen, was sie nach außen großspurig verkünden. Das Buch ist allerdings keine Form der „Abrechnung“ mit irgendetwas oder irgendwem, sondern eine kritische, in Teilen auch selbstkritische Würdigung einer gewichtigen, politischen Karriere und einiger wesentlicher politischer Weichenstellungen. Vom Kosovo bis Afghanistan in der Außenpolitik bis hin zu Hartz IV und der Rentenreform in der Innenpolitik. Alles Entscheidungen, die Peter Struck mitgetragen und verantwortlich mit gestaltet hat. Mit klarem Blick und klarer Sprache lässt Struck so politische Gestaltungsjahre vorbeiziehen und spart auch nicht mit kritischen Blicken auf seine eigene Partei und deren Umgang mit dem jeweiligem Vorsitzenden. Ein interessantes Buch mit interessanten Einblicken in die jüngere politische Geschichte.
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